CSU erleichtert:Doch noch oben angekommen

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Florian Herrmann erlebt den Wahlabend zu Hause - und kommt erst, als klar wird, dass man ihn mit Applaus empfängt

Von Kim Björn Becker

In der Rikscha ließ sich Florian Herrmann vor das Freisinger Landratsamt chauffieren - aber erst, als klar war, dass er die Wahl gewonnen hatte. (Foto: Marco Einfeldt)

Für einen kurzen Moment klingt es so, als habe sich der wiedergewählte Ministerpräsident Horst Seehofer persönlich sich ins Freisinger Landratsamt verlaufen: Mit geradezu euphorischem Jubel wird die Entourage empfangen, die sich gerade die zwei Etagen durch das Treppenhaus des Landratsamts bewegt. Kurze Zeit später sieht man, wer nun in jeder Hinsicht oben angekommen ist: Um 22.07 Uhr nimmt der wiedergewählte Freisinger Landtagsabgeordnete Florian Herrmann (CSU) unter tosendem Applaus seiner Anhänger die ersten Glückwünsche entgegen. Bei der CSU werden Siegesfäuste geballt, der Applaus geht in ein rhythmisches Klatschen über, als Herrmann mit seiner Gefolgschaft den Sitzungssaal betritt, jenen Raum also, in dem die anderen Kandidaten schon seit kurz nach 18 Uhr ein Ergebnis nach dem anderen in Empfang nehmen. Insgesamt galt es an diesem Abend, die Stimmen in 24 Gemeinden auszuzählen. Nur ein Kandidat hatte eben bis kurz nach zehn Uhr abends gefehlt - derjenige, für den es um alles oder nichts geht. Herrmann fiebert zu Hause, für sich allein.

Rückblick. Im Sitzungssaal des Landratsamtes ist es noch überschaubar, als um Punkt 18 Uhr die Wahllokale schließen. Kurz zuvor hatten im nahegelegenen Lokal noch einige Wähler angestanden, um auf den letzten Drücker noch ihr Kreuzchen zu machen. Kurz nach 18 Uhr kommt Freisings Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher herein, kurz darauf die Direktkandidaten Berthold Manke (FDP) und Guido Hoyer (Linke). Ein Raunen geht durch den Saal, als auf dem bereitgestellten Fernseher die Ergebnisse der ersten Prognose vorbeiflimmern. Von einem Computer werden parallel die Ergebnisse aus dem Stimmkreis Freising auf eine Wand projiziert - nur, dass dort, wo eigentlich Prozentzahlen zu sehen sein sollten, auch Minuten später bloß Sternchen abgebildet sind. "Das Warten ist brutal", sagt Eschenbacher und nimmt einen Schluck aus seiner Bierflasche. Der Saal füllt sich, die Luft wird langsam wärmer und stickiger.

Um 19.10 Uhr flackert der Bildschirm kurz auf, gleich darauf durchschneidet ein erster Applaus die Stille: Die Ergebnisse aus Gammelsdorf sind da, fast 63 Prozent haben für Florian Herrmann gestimmt, Christian Magerl landet abgeschlagen bei 11,7 Prozent, Benno Zierer von den Freien Wählern folgt mit gut 10 Prozent. Acht Minuten später meldet Kirchdorf einen weiteren Erststimmensieg für Herrmann, weitere fünf Minuten danach abermals ein ähnliches Ergebnis aus der Gemeinde Wang. In Kranzberg ist es eng gewesen, da ist Magerl bis auf vier Prozentpunkte an Herrmann herangekommen.

Die Grünen haben zum ersten Mal um 19.50 Uhr Anlass zum Jubel: In Marzling haben die Wähler Magerl mehr als 40 Prozent der Stimmen gegeben, dem Kontrahenten Herrmann nur etwas mehr als 29. Magerl steht inmitten einer Traube aus Anhängern, vor sich eine Bierflasche, die Hände in die Hüften gestemmt. "Nicht so zufrieden" sei er, sagt Magerl über die bisherigen Ergebnisse. Hier mal ein paar Prozentpunkte besser, dort mal ein etwas schlechter. Ob es für ihn reicht? "Das Rennen wird in der Stadt Freising entschieden", sagt er. Ein paar Meter entfernt sitzt Guido Hoyer, Direktkandidat der Linken. Zwischen einem und zwei Prozent hat er bislang geholt, bei den Zweitstimmen schneiden die Linken auch nicht besser ab. "Da gibt es nichts zu feiern", sagt Hoyer trocken. "Das Ergebnis kommt aber nicht völlig überraschend. Es war klar, dass es schwer wird." Viele, so Hoyers Erklärung, hätten aus Furcht darüber davor zurückgeschreckt, die Linke zu wählen, dass sie es doch nicht über die Fünf-Prozent-Hürde schaffen könnte. Am anderen Ende des Saals sitzt einer, für den es auch nicht wirklich etwas zu feiern gibt. Berthold Manke, Direktkandidat der FDP, hat im Schnitt etwa einen Prozentpunkt mehr geholt als Hoyer, in den Landtag werden es die Liberalen dennoch nicht schaffen. "Die hohe Wahlbeteiligung ist ein Sieg der Demokratie", sagt Manke. Aber dass die FDP draußen ist, das sei ein "Wermutstropfen" für ihn.

Bis kurz vor 22 Uhr werden noch die Ergebnisse aus Fahrenzhausen, Hallbergmoos, Wolfersdorf, Moosburg, Zolling, Attenkirchen und Haag gemeldet. Überall liegt Herrmann vorne. Christian Magerl glaubt selbst schon nicht mehr an einen Sieg, da kommen um 21.55 Uhr die Ergebnisse aus Freising: fast 41 Prozent für Magerl, nur etwa 25 für Herrmann. "Das langt", ruft ein CSUler. Eifrig wird telefoniert, keine zehn Minuten später stürzen die Anhänger plötzlich nach draußen. Es heißt, Florian Herrmann soll gleich vorbeikommen. Jetzt ist ihm der Sieg ja schließlich auch nicht mehr zu nehmen.

© SZ vom 16.09.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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