Christoph Neuhofer im Gespräch:"Es ist schön, wenn sie wieder gesund werden"

Christoph Neuhofer im Gespräch: Ein ständiges Auf und Ab: Der Gynäkologe Christoph Neuhofer liebt seinen Beruf, weil er sehr abwechslungsreich, aber auch sehr fordernd ist.

Ein ständiges Auf und Ab: Der Gynäkologe Christoph Neuhofer liebt seinen Beruf, weil er sehr abwechslungsreich, aber auch sehr fordernd ist.

(Foto: Marco Einfeldt)

Der Freisinger Gynäkologe operiert und betreut viele an Krebs erkrankte Frauen. Um die damit verbundenen Belastungen verkraften zu können, lässt er sich von einem Coach betreuen - und freut sich über seine schwangeren Patientinnen

Von Katharina Aurich, Freising

Nichts ist für Patientinnen schlimmer, als von einem Arzt zum anderen geschickt zu werden und zu keinem Vertrauen entwickeln zu können, weiß der Freisinger Gynäkologe Dr. Christoph Neuhofer. Dies gelte besonders für Krebspatientinnen, die nach einer solchen Diagnose in ein Loch fallen. Doch auch Schwangere wünschten sich, in nur einer Praxis betreut zu werden und bei Problemen nicht weitergeschickt zu werden. Deshalb bietet Neuhofer mit seinen Kollegen in seiner Freisinger Praxis eine Komplettversorgung auf hohem Niveau an - von der Diagnose bis zur Nachsorge, wie er sagt. Schwerpunkte sind die Onkologie und die Perinataldiagnostik. Neuhofer operiert im Freisinger Klinikum und auch in Landshut, eine Zeit lang stand er zudem in Spanien im OP. Doch dafür habe er keine Kapazitäten mehr, sagt Neuhofer, er sei vollkommen ausgelastet.

SZ: Warum wird man als Mann Frauenarzt?

Neuhofer: Nach meinem Medizinstudium in Regensburg und München erhielt ich zunächst eine Stelle als Arzt im Praktikum in der Gynäkologie in Ingolstadt. Dort wurde ich anschließend auch Assistenzarzt. Da ich hier feststellte, dass das ein fordernder und sehr abwechslungsreicher Beruf ist, bin ich dann gerne dabei geblieben. Es ist von Vorteil, wenn man als Mann Gynäkologe wird, denn wir Männer können viele Krankheiten wie zum Beispiel Eierstock- oder Gebärmutterkrebs nicht bekommen und haben daher auch eine gesunde Distanz dazu, fühlen uns nicht persönlich betroffen.

Wie sagen Sie den Patientinnen, wenn eine Krebserkrankung festgestellt wurde und wie verkraften Sie das selbst?

Ich habe einen Coach, zu dem ich regelmäßig gehe, außerdem freue ich mich an meinen schwangeren Patientinnen. Dieser Mix in meiner Arbeit ist mir sehr wichtig. Ich sage gerade heraus, was los ist: "Sie haben dieses oder jenes" - und dann sage ich, was wir dagegen tun und dass wir helfen können, ich zeige eine Perspektive auf. Es ist wahnsinnig wichtig, die Menschen mitzunehmen. Oft spreche ich dann auch mit den Ehemännern und kläre sie auf, was als nächstes passiert. Natürlich achte ich darauf, dass sich meine Frau regelmäßig untersuchen lässt. Da bin ich schon hinterher.

Wie reagieren Ihre Patientinnen nach einer solch niederschmetternden Diagnose?

Natürlich sind alle erst einmal total schockiert, das ist ja verständlich. Oftmals sehen sie ihr Leben dann aber aus einer neuen Perspektive und teilweise positiver. Es ist schön, dabei zu sein, wenn sie wieder gesund werden.

Sie operieren gerne und viel.

Ja, ich operiere mit Freude und Engagement. Es ist eine sehr fordernde Tätigkeit, aber auch sehr zufriedenstellend. Man wächst da hinein, ich ging als Oberarzt am "Rechts der Isar" durch eine harte Schule und habe sehr viel gelernt. Operieren ist wie ein Kunsthandwerk, es ist gute handwerkliche Arbeit. In der Krebschirurgie haben wir zum Glück gute Erfolge.

Stehen Sie allein am OP-Tisch?

Nein, es ist wichtig, mit Kollegen zu arbeiten, die das selbe Niveau haben und mit denen man sich auch ohne Worte gut versteht. Manche Operationen dauern viele Stunden, das geht gar nicht alleine. Zum Beispiel hat man bei einer Ovarialkarzinom-OP (Eierstockkrebs) nur einen Schuss, bei dieser einen Operation muss man gleich das gesamte Tumorgewebe im Bauchraum erwischen, damit die Patientin die größtmögliche Chance auf ein Überleben hat.

Finden Sie unser Gesundheitssystem zu teuer ?

Wir müssen das Gesundheitswesen verschlanken, und zwar die Verwaltung. Nicht im ärztlichen oder pflegerischen Bereich kürzen, aber dringend den Verwaltungsaufwand reduzieren. Und ich begrüße die Preisverhandlungen zwischen den Krankenkassen und der Pharmaindustrie zur Begrenzung der enorm hohen Preise für neue Medikamente.

Haben Sie auch ausländische Patientinnen?

Ja, natürlich. Wir behandeln jede Patientin gleich, egal ob Kassen- oder Privatpatientin, egal ob Deutsche oder Ausländerin. Bei Sprachproblemen sind dann Dolmetscher dabei.

Welche weiteren Projekte planen Sie aktuell?

Gemeinsam mit dem Klinikum Freising und Professorin Gerlinde Debus, der Leiterin des Beckenbodenzentrums Oberbayern, werden wir hier in der Stadt Freising das Thema Beckenboden weiter etablieren. Patientinnen mit Harninkontinenz oder Beckenbodenproblemen werden bei uns in Zukunft auf hohem fachlichen Niveau versorgt. Die Zusammenarbeit von unserer Praxis mit Professorin Debus und dem Chefarzt der Gynäkologie am Klinikum Freising, Dr. Dario Vincenti, ist ein guter Nährboden.

Zu Ihrem Privatleben: In Freising sind Sie ja recht bekannt, stört das ?

Nein, gar nicht (lacht). Vor kurzem war ich in einem Möbelhaus und habe Patientinnen getroffen. Die freuen sich und winken. Es wäre doch schrecklich, wenn sie schlecht drauf kämen, wenn sie ihren Frauenarzt sehen. Ich habe keine Berührungsängste, es ist schön, wenn ich in einer Kneipe freudig begrüßt werde.

Was ist Ihnen persönlich wichtig?

Ich mag es, spontan weg zu fahren, ich brauche Abwechslung. Manchmal entführe ich meine Frau, dann lassen wir die Kinder bei den Großeltern, für ein Wochenende irgendwo in ein schönes Hotel. Ich brauche wenige Dinge, um glücklich zu sein. Mir sind Kunst und Musik wichtig, mich mit Schönem zu umgeben. Uns geht es gut und das ist mir sehr bewusst.

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