Caritas zieht Bilanz:Junge Flüchtlinge sind verunsichert

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Die diesjährige Caritas-Kampagne laute "Zusammen sind wir Heimat", berichtete Caritas-Kreisgeschäftsführerin Carolin Dümer. (Foto: Marco Einfeldt)

Von Gudrun Regelein, Freising

Auch die Caritas Freising spürt die Konsequenzen der strikten Handhabung des Freisinger Landratsamtes bei der Erteilung von Arbeits- und Ausbildungserlaubnissen für Asylbewerber. Von den 13 unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen, die derzeit in dem im vergangenen Jahr eröffneten Alveni-Jugendhaus in Au leben, können einige nicht die ihnen angebotene Lehrstelle antreten, berichtet Bettina Erifiu-Wolf, die den Fachdienst für Kinder, Jugend und Familie der Caritas Freising leitet. Sie bekommen keine Erlaubnis, da sie aus einem sicheren Herkunftsland beziehungsweise einem mit geringer Bleibeperspektive kommen. Vier der jungen Männer zwischen 16 und 18 Jahren aus Afghanistan, Syrien, Irak und Somalia hätten bereits einen Ablehnungsbescheid erhalten, sagte Erifiu-Wolf bei der Jahrespressekonferenz der Caritas am Dienstag. Das habe die Stimmung in der Wohngruppe verändert, diese sei nun durch Angst, Misstrauen und Unsicherheit geprägt.

"Die Jugendlichen stellen sich die Frage, wie es nun mit ihnen weitergeht", sagte Erifiu-Wolf. Für die jungen Flüchtlinge, die fast alle durch traumatische Erfahrungen und zudem durch die Trennung von ihrer Familie belastet seien, werde es immer schwieriger, den Spagat zwischen existenziellen Ängsten und den alltäglichen Herausforderungen zu bewältigen.

Die diesjährige Caritas-Kampagne laute "Zusammen sind wir Heimat", hatte Caritas-Kreisgeschäftsführerin Carolin Dümer zuvor in ihrer Begrüßung gesagt. Es gelte denjenigen, die wegen Krieg ihre Heimat verloren oder aus ihr vertrieben wurden, eine neue zu geben. "Durch die starke Zuwanderung ist der Bereich der Asyl- und Migrationsberatung im vergangenen Jahr ein wesentlicher Bestandteil unserer Arbeit geworden", sagte Dümer. 2016 seien auch die sogenannten Asyl-Arbeitsgelegenheiten von sieben auf zehn Plätze aufgestockt worden. Flüchtlinge nehmen die Möglichkeit, zu arbeiten, Deutsch zu lernen und neue Kontakte zu knüpfen, gerne an, wie Fachdienstleiterin Andrea Lachner berichtete. "Hier findet ein großes Stück Integration statt."

Den sozialpsychiatrischen Dienst dagegen beschäftigte vor allem der Aufbau des Psychiatrischen Krisendienstes. Menschen in seelischen Krisen und psychiatrische Notfälle können über eine zentrale Telefonnummer die Leitstelle in München erreichen. Dort werden sie beraten und - falls notwendig - dann sehr zeitnah an einen Ansprechpartner vor Ort vermittelt. Für die Landkreise Freising und Dachau ist das der Sozialpsychiatrische Dienst der Caritas. Alleine seit dem Start Anfang Dezember sei der Krisendienst bis Ende Februar bereits 27 Mal in Anspruch genommen worden, sagte Fachdienstleiterin Kristina Kluge-Raschke. "Die Nachfrage ist da."

© SZ vom 22.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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