Streit um Café am Münster:"Eine Picknickfläche vor der Kirche will ich nicht haben"

Streit um Café am Münster: Auf dem Vorplatz der Johanneskirche werden bald Tische und Stühle des benachbarten Cafés stehen.

Auf dem Vorplatz der Johanneskirche werden bald Tische und Stühle des benachbarten Cafés stehen.

(Foto: Marco Einfeldt)

Vizebürgermeister Josef Dollinger lehnt ein "Remmidemmi" neben dem Moosburger Münster vehement ab. Die Mehrheit im Bauausschuss ist jedoch für die Pläne.

Von Alexander Kappen, Moosburg

Maßnahmen, die mehr Leben in die Innenstadt bringen, stehen in Moosburg derzeit hoch im Kurs. Deshalb stieß der Antrag von Sabine Schöne und Josef Reif, die das "Café am Münster" betreiben und nun zehn Tische samt Stühlen auf dem Vorplatz der Johanneskirche aufstellen wollen, im Moosburger Bau-, Planungs- und Umweltausschuss auf breite Zustimmung. Sehr zum Missfallen von Vizebürgermeister Josef Dollinger (Freie Wähler), für den eine Außengastronomie direkt vor einem Gotteshaus fehl am Platz ist. Dollinger ist jedoch kein ordentliches Mitglied des Ausschusses und durfte nicht mitstimmen. So votierte einzig sein Fraktionskollege Ludwig Kieninger gegen das Vorhaben.

Ansonsten herrschte im Gremium breite Zustimmung. Man habe alle Beteiligten kontaktiert. Die hätten "es sehr positiv aufgenommen, dass hier was bewegt wird", berichtete Bürgermeisterin Anita Meinelt (CSU). Auch Hans Reif (FW) sah das Vorhaben "nicht so tragisch wie der Herr Dollinger, die Tische sind ja weit genug von der Kirchentür weg". SPD-Fraktionssprecher Gerd Beubl und Evelin Altenbeck (Grüne) bezeichneten die geplante Außenbestuhlung unisono als "außerordentlich begrüßenswert". Das trage zur Innenstadt-Belebung bei "und steigert die Aufenthaltsqualität", sagte Beubl. Auch Stadtmarketingreferent Alfred Wagner (parteilos) stimmte in den Chor der Jubelnden ein und war von dem Vorhaben ganz angetan. In Sachen Außengastronomie, erläuterte Wagner, habe man ohnehin noch großen Aufholbedarf.

"Direkt neben der Kirche, das kann doch nicht sein"

"Erding hat im Vergleich zu Moosburg gemessen an der jeweiligen Einwohnerzahl doppelt so viel Außenbestuhlung in der Innenstadt", rechnete er vor. Auch baurechtlich spreche nichts dagegen", sagte Martin Pschorr (SPD). Größere Probleme sehe er nur, wenn man vom Café "den Espresso über die Straße tragen muss, aber das müssen ja nicht wir hier würdigen". Fast schon "sprachlos" mache es ihn, "wie positiv das hier gesehen wird", meinte dagegen Josef Dollinger: "Ganz klar, die Innenstadt-Belebung ist unser aller Ziel - aber doch bitte nicht an dieser Stelle direkt neben der Kirche, das kann doch nicht sein."

Er sah in der Bestuhlung "absolutes Konfliktpotenzial". Die Kirche sei "ein städtisches Denkmal, da macht man so was nicht". Und den direkten Nachbarn, die Pfarrei, habe man nicht gefragt, monierte er - und irrte. Die Verwaltung hat bereits eine Stellungnahme des Pfarramts eingeholt, aus dem die Bürgermeisterin zitierte. Demnach hält der Pfarrer ein Café an dieser Stelle für nicht bedenklich, solange der Zugang zur Kirche nicht behindert wird.

Was ist, wenn Kirche und Turm saniert werden müssen?

Das und andere Aspekte wie Betriebszeiten, die Verkehrssicherungspflicht, die Geltungsdauer der Erlaubnis für die Bestuhlung, der Erhalt und die Pflege der Grünfläche sollen in einer gesonderten Vereinbarung geregelt werden. Erwin Köhler (UMB) regte an, darin darauf hinzuweisen, dass es zu Einschränkungen des Café-Betriebs kommen könne, wenn die Kirche und der Turm saniert werden müssten.

Dollinger ließ sich aber weder von der Stellungnahme des Pfarramts noch von der Sondernutzungsvereinbarung so recht überzeugen: "Eine Picknickfläche vor der Kirche will ich nicht haben - und wenn drinnen eine Maiandacht ist und draußen Remmidemmi, dann erklärt ihr das den Leuten."

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