"Butcher Wolfpack":Der größte Gegner ist die Zeit

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In dreieinviertel Stunden haben Steffen Schütze und seine neun Teamkollegen je ein halbes Rind und Schwein, ein Lamm und fünf Hühner verarbeitet.

(Foto: privat)

Der Freisinger Steffen Schütze hat Deutschland mit neun Teamkollegen bei der Weltmeisterschaft der Metzger in Belfast vertreten, wichtig sind ihm dabei vor allem die Kontakte zu Kollegen aus aller Welt.

Von Tobias Weiskopf, Freising

Hacken, was das Zeug hält. Oder anders ausgedrückt: "World Butchers' Challenge", kurz WBC, die Weltmeisterschaft der Metzger: Auch Metzgermeister Steffen Schütze aus Freising hat mit seinen neun Teamkollegen aus Deutschland in Belfast um den Titel gekämpft. Aus aller Welt kamen die Mannschaften der insgesamt zwölf teilnehmenden Nationen, um sich vom 15. bis 21. März mit den besten Metzgern in der nordirischen Hauptstadt zu messen.

Aber was muss man sich darunter vorstellen? "Jede Mannschaft bekommt ein halbes Rind, ein halbes Schwein, ein Lamm und fünf Hühnchen und muss diese veredeln", erklärt Steffen Schütze, Inhaber der Metzgerei Hack. Eine Jury kürt dann die Sieger.

Zusammengestellt wurde die deutsche Nationalmannschaft vom Verein " Fleischsommelier Deutschland", dem auch der Freisinger Metzgermeister angehört. Für die Aufnahme in den Verein brauche man zwei Bürgen, die versichern, dass man zur Elite der Metzger gehöre, berichtet der 37-Jährige. Durch seine ungewöhnlichen Marketing-Kampagnen hat der Freisinger deutschlandweit für Aufsehen gesorgt und so seinem Handwerk einen modernen Anstrich verpasst. Seine Aufnahme in die Nationalmannschaft zeigt nun auch, dass er handwerklich zu den Besten gehört.

Das Team habe sich im Vorfeld ein paar Mal in der Fleischerschule in Augsburg getroffen, um gemeinsam zu trainieren. "Einen Nationaltrainer gibt es nicht", scherzt Schütze, "da mussten wir uns erst einmal selbst ein Konzept ausarbeiten." Schließlich brauche es konkrete Vorstellungen und einen guten Plan, was das Team aus dem Fleisch machen will. "Jeder kann seinen Job, aber wir haben noch nie zusammengearbeitet", das sei eine Herausforderung, sagt der 37-Jährige. Der größte Gegner des "Butcher Wolfpack", wie sich das deutsche Team nennt, war allerdings die Zeit. "Man hat dafür nur drei Stunden und 15 Minuten", berichtet Schütze. Der Mannschaft sei es trotz des hohen Drucks wichtig gewesen, die Tradition des Handwerks zu bewahren und dennoch moderne Produkte herzustellen. Beim Training seien sie nie fertig geworden, anders dann im Wettkampf. "Wir waren einfach so voller Adrenalin", erzählt der Freisinger Metzger, "dass wir sogar drei Minuten eher fertig waren."

Am Ende präsentierte das "Butcher Wolfpack" der Jury einen Tisch von sieben Metern Länge prall gefüllt mit 80 vielseitigen Produkten. Sie haben die Tiere komplett verwertet, "nose to tail", das war ihr Anspruch. Die Platzierungen stehen noch nicht fest, für einen vorderen Platz hat es aber wohl nicht gereicht, meint Schütze. "Beim nächsten Mal tun wir uns leichter", kündigt er an. In zwei Jahren findet die WBC dann in Paris oder Kalifornien statt.

Für Steffen Schütze gehe es bei einer solchen Weltmeisterschaft aber auch um viel mehr als nur den Titel. "Der Austausch mit den Kollegen war sehr wertvoll", berichtet der Freisinger, "jetzt kann ich meinen Auszubildenden zum Beispiel ein internationales Praktikum in Neuseeland vermitteln." Das sei wichtig, um guten Nachwuchs zu gewinnen. "Ich liebe meinen Beruf und möchte noch dreißig Jahre Metzger sein", sagt Schütze, der vor zehn Jahren mit der Metzgerei Hack angefangen habe. Sein Konzept beschreibt er so: den Kunden auf emotionaler Ebene abholen, ein Kauferlebnis bieten. Dafür brauche es eben auch das richtige Personal und deshalb müsse man junge Leute mit Aktionen wie diesen für das Handwerk begeistern.

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