Bunt, entspannt und nachhaltig:Alle dem Bären nach

Hüpfende Kinder, tanzende Einhörner, Hippie-Markt-Atmosphäre und Gemüse-Sudoku - auf dem Freisinger Uferlos ist für alle Altersklassen und Interessen etwas dabei. Ein Rundgang auf dem Festivalgelände

Von Lea Wahode, Freising

Loungemusik dudelt im Wigwam und bringt Strandgefühle. Aus dem Sparkassen-Zelt, das mehr nach Zirkus aussieht, dringen Gospelgesänge. Zwischen den bunten Kleidungsständen mit Räucherstäbchengeruch und Naturschmuck aus Nüssen und Muscheln fühlt man sich wie auf dem Hippie-Markt in Ibiza. Trotz des überfüllten Parkplatzes - Neuankömmlinge werden mit einem handgeschriebenen "Belegt"-Schild begrüßt - ist es noch ruhig an diesem Samstag auf dem Uferlos. Kinder springen zwischen den Bierbänken umher, ohne über Erwachsenenbeine zu stolpern. Erst nach und nach drängen immer mehr Besucher auf das Festival-Gelände. Eine Beschränkung gebe es nicht, so Anghel Lipsiam vom Sicherheitsdienst. Am Eingang müssen lediglich Flaschen abgegeben werden - damit der Getränkeverkauf nicht leidet und niemand harten Alkohol mitbringt.

Bunt, entspannt und nachhaltig: Zwischen Dekoständen lässt es sich angenehm bummeln.

Zwischen Dekoständen lässt es sich angenehm bummeln.

(Foto: Marco Einfeldt)

Bei einem exotischen Paradise-Wrap oder ungarischem Langos kann man sich im Biergarten erfrischen. Die Kellner sind größtenteils Studenten. Irene ist schon länger dabei, dieses Jahr müssen allerdings viele neue Mitarbeiter eingelernt werden. "Das ist schon anstrengend, aber es macht ja auch Spaß, so viele Leute kennenzulernen", erzählt sie: "Außerdem verdiene ich mein Urlaubsgeld. Jeder Arbeitstag verlängert meinen Urlaub." Im Biergarten lassen sich die vereinzelten Sonnenstrahlen gut genießen. Es ist nicht kalt, aber die Hitze der letzten Tage ist verschwunden. In den Zelten kommt das milde Wetter den Künstlern und Zuhörern zu Gute, eine angenehme Brise zieht durch das Zirkuszelt. Etwa 30 Sänger in bunten Hippie-Kostümen drängen sich auf die Bühne. Es riecht nach frischem Holz, der Boden ist neu verlegt. Ein Gitarrist stimmt seine Jazz-Gitarre. Hinter dem Pult gibt der Soundtechniker letzte Anweisungen.

Bunt, entspannt und nachhaltig: Auch die Band Boneless Cheese spielte ein Konzert.

Auch die Band Boneless Cheese spielte ein Konzert.

(Foto: Marco einfeldt)

Etwas weiter toben Kinder auf der Hüpfburg, ein bunter Haufen Schuhe türmt sich davor. Eine Zeit lang dürfen nur noch Kinder über neun Jahre auf die Hüpfburg, gleich geht es wilder zu. Ein kleines Mädchen beschwert sich bei seinen Eltern. Dann läuft ein Bären-Maskottchen vorbei, und sie schließt sich der Kindertraube hinter ihm an. Der Ärger ist schnell vergessen. Im Zelt der Tanzschule TWS ahmt ein Dutzend Teenies den Choreografen nach. Auf einem T-Shirt steht: "Unicorns are real." Tiff und Colin kommen aus Schottland, mit ihren Kindern Jack und Zoe sind sie schon zum sechsten Mal auf dem Uferlos. "Wir mögen die entspannte Atmosphäre", sagt die Mutter auf Englisch. Den Kinder gefalle vor allem die Töpferwerkstatt und der Wurst-Stand. "Ich mag auch die Zuckerwatte", sagt Jack. Seine Schwester überlegt, dann gestikuliert sie wild. Jack fällt das deutsche Wort ein: "Losen!", ruft er und Zoe nickt. Sie will ihr Glück später an der Losbude versuchen.

Bunt, entspannt und nachhaltig: Tabitha versucht sich am töpfern.

Tabitha versucht sich am töpfern.

(Foto: Marco Einfeldt)

"Voll super", findet auch Franz Fischer das Festival: "Weil ich auch als ÜÜÜ-50er-Indie gute und schlechte Bands hören kann. Ohne Besoffene, Kotzhügel und Schlägereien." Er gehe er jeden Tag aufs Uferlos und kaufe das Festival-Armband. "Am liebsten würde ich dafür Urlaub nehmen", sagt er. Auch den Nachhaltigkeitsgedanken findet er wichtig.

Das Nachhaltigkeitszelt bildet den Ruhepool des Uferlos. Hier hört man keine Musik mehr, dafür riecht es nach Pflanzen und dem Shampoo des Friseurs Versus. In seinem Salon wird nur mit Naturfarbe gefärbt. Minimalistisch haben die Aussteller ihr Zelt eingerichtet, viel Weiß und Leere entspannen die Augen vom bunten Festivalgetümmel. In der Karikaturen-Ausstellung "Konsum und andere Katastrophen" herrscht eine konzentrierte Stimmung, am Greenpeace-Stand können die Besucher Gemüse-Sudoku spielen. Nebenbei informieren Nanka Elleke und Lilly Weinhöpl über Umweltschutzprojekte. "Auf der Straße werben wir oft nur für ein präzises Thema", sagt Nanka Elleke, "hier sind wir breiter aufgestellt und kommen mit den Leuten über alles Mögliche ins Gespräch."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: