Bürgermeister sind verärgert::Kein Geld für Lärmschutz

Ausbau der Standstreifen an der A 9 zwischen Eching und Allershausen bringt für Anrainer keine Verbesserungen

Petra Schnirch

Lange hatten Politiker und Behörden um einen Kompromiss gerungen - doch nun zeichnet sich ab, dass es vor einem Vollausbau der A 9 wohl keinen zusätzlichen Lärmschutz geben wird. Eine Zwischenlösung, wie sie die Oberste Baubehörde vorgeschlagen hatte, werde im Bundesverkehrsministerium nicht befürwortet, sagt CSU-Bundestagsabgeordneter Franz Obermeier. Noch ist die Diskussion nicht abgeschlossen, doch das Ministerium "will keine Tür aufmachen", da es über 60 vergleichbare Autobahnteilstücke gebe. Die Bürgermeister der betroffenen Gemeinden zeigten sich verärgert über diese Entwicklung. Vorwärts geht es immerhin mit dem Standstreifen-Ausbau auf der A 9: Die Arbeiten zwischen Eching und Allershausen sollen 2012 abgeschlossen werden, nachdem sie wegen Geldmangels zunächst aufgeschoben worden waren, wie Obermeier beim Pressegespräch des CSU-Kreisverbands berichtete. Die Freigabe der Standspur während der Stoßzeiten soll die Zahl der Staus deutlich verringern und somit auch die Dörfer im Umland vom Schleichverkehr entlasten. Richtung Norden ist die zusätzliche provisorische Fahrspur bereits fertig, in der Gegenrichtung soll es nun also 2012 so weit sein. 2013 könnte dann laut Obermeier das Teilstück bis zum Autobahndreieck Holledau folgen. Prinzipiell begrüßen die Anrainer-Gemeinden die Standspur-Freigabe, allerdings fordern sie einen besseren Lärmschutz. Der ist jedoch nur bei einem Vollausbau der Autobahn vorgesehen, obwohl schon jetzt täglich etwa 100 000 Fahrzeuge auf diesem Abschnitt der A 9 unterwegs sind. Nach Gesprächen mehrerer Politiker mit der Obersten Baubehörde sah es Anfang Juni so aus, als könnte eine Zwischenlösung die Anwohner versöhnen: Dort, wo nach einem achtspurigen Ausbau Anspruch auf Lärmschutz besteht, sollten schon jetzt Wälle errichtet, zusätzliche, schützende Wände aber erst später aufgesetzt werden. In der Gemeinde Allershausen hätten davon die Menschen in Eggenberg und Unterkienberg profitiert, außerdem die Anwohner in Schernbuch (Gemeinde Paunzhausen) und in Teilen von Schweitenkirchen. Der "Arbeitskreis Lärmschutz" hatte für diese Ortsteile nachts Belastungen von bis zu 64 Dezibel errechnet. Allershausens Bürgermeister Rupert Popp (PFW) kommentierte die Nachricht relativ nüchtern: "Ich bin Realist, ich habe nichts anderes erwartet." Er hätte sich aber von Anfang an eine "gewisse Ehrlichkeit" gewünscht. Wenn kein Geld da ist, "muss man auch mal Farbe bekennen". Vor gut einem Jahr hatte er sich bei Gesprächen in Berlin noch einen Schiefer eingezogen, als er von "Showveranstaltungen" sprach. Enttäuscht und verärgert reagierte der Paunzhausener Bürgermeister Johann Daniel (FW) auf die Nachricht. Noch im September hatte Obermeier an die Paunzhausener appelliert, nicht gegen die geplante Standstreifen-Freigabe zu klagen. Damit würden sie ein "Eigentor schießen" und die Chancen auf einen Kompromiss verspielen. Die beiden Gemeinden Paunzhausen und Schweitenkirchen sowie ein Privatmann klagen dennoch gegen das Vorhaben, eben weil sie eine Verbesserung des Lärmschutzes durchsetzen wollen. Seitdem habe er weder von Obermeier noch von der Obersten Baubehörde, die ihre Planungen vorlegen wollte, etwas gehört, kritisierte Daniel - und sieht sich darin bestätigt, dass das Misstrauen berechtigt war. "Sie lassen uns am ausgestreckten Arm verhungern."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: