Bürgermeister kämpfen bislang vergeblich:Ausbau ohne Lärmschutz

Die Standspur der A 9 wird auf 17 Kilometer komplett erneuert, um zwischen Allershausen und dem Dreieck Holledau für Entlastung zu sorgen. Die Arbeiten beginnen gleich nach den Osterferien

Von Petra Schnirch

Die Autobahnanrainer lassen nicht locker, sie wollen den achtspurigen Ausbau der A 9 durchsetzen. Im Mai ist ein Gespräch mit den beiden Bundestagsabgeordneten Erich Irlstorfer (CSU) und Ewald Schurer (SPD) geplant. Dass dieses Projekt relativ zeitnah verwirklicht wird, ist aber eher unwahrscheinlich. Direkt nach den Osterferien, am 28. April, beginnen die Arbeiten zur Befestigung des Seitenstreifens zwischen der Anschlussstelle Allershausen und dem Dreieck Holledau. Er glaube nicht, dass die Telematik dann "in den nächsten drei Jahren gleich wieder herausgerissen wird", sagt Josef Seebacher, Sprecher der Autobahndirektion Südbayern.

Wie schon zwischen dem Autobahnkreuz Neufahrn und Allershausen sollen bei dichtem Verkehr künftig die Seitenstreifen freigegeben werden. Der Aufwand dafür ist relativ hoch. Die Standspur muss komplett erneuert werden, Aus- und Einfahrten müssen verlegt, Leitsysteme installiert werden. Nach den Osterferien werden die Trennwände auf der 17 Kilometer langen Strecke aufgebaut, parallel dazu beginnen die Bauarbeiten. Die Kosten belaufen sich auf insgesamt 95 Millionen Euro.

Zwar gilt die Seitenstreifen-Freigabe nur als Zwischenlösung - sonst wäre sie laut Seebacher gar nicht zulässig, da man die Leute um "den Lärmschutz betrügen" würde. Wann der Vollausbau auf der viel befahrenen Strecke folgen wird, dazu wagt er keine Prognose. "Das ist eine schwierige Frage". Nur in diesem Fall aber haben die Anwohner Anrecht auf Lärmschutzmaßnahmen. Die sind ausgesprochen teuer. Auf einer vergleichbaren Strecke an der A 96 bei Germering machen sie drei Viertel der Kosten aus, wie Seebacher schildert. Angesichts knapper Kassen setze der Bund fast nur auf den Erhalt bestehender Straßen, Neubauten würden derzeit überwiegend über Kooperationen mit der Wirtschaft, also sogenannte Public-Private-Partnership-Modelle, umgesetzt. "Wir verstehen die Anwohner", versichert der Sprecher. Die Autobahndirektion dürfe dafür aber nicht einfach Geld ausgeben.

Die beiden Gemeinden Paunzhausen und Schweitenkirchen hatten sich juristisch gegen die Standspur-Freigabe ohne besseren Lärmschutz gewehrt - allerdings ohne Erfolg. In Richtung Nürnberg sollen die Arbeiten bis Oktober abgeschlossen sein, auf der Gegenfahrbahn wird dann 2015 gebaut - sofern es dafür Geld gibt, wie Seebacher einschränkt.

Seit Jahren bohren die Bürgermeister in Sachen Vollausbau immer wieder nach. Es fanden bereits mehrere Gespräche in Berlin und München statt. Bei dem Treffen im Mai wollen sie mit den Abgeordneten überlegen, "wie wir weiter kommen", sagt Allershausens Bürgermeister Rupert Popp. "Es ist wichtig, dass wir gemeinsam auftreten." Zurzeit legt der Bund fest, welchen Projekten im Bedarfsplan Vorrang eingeräumt wird.

Die Forderung der Gemeinden könne er nachvollziehen, sagt Ewald Schurer. "Sie wollen nicht, dass die Autos bei jedem Stau rausfahren." Die Anwohner "leiden unter einem Dauerlärmpegel". Obwohl er Straßen-Neubauten eher kritisch sehe, gebe es in diesem Fall angesichts der Belastung keine andere Möglichkeit als einen Vollausbau, so Schurer. In der Urlaubszeit seien auf diesem Abschnitt der A 9 bis zu 150 000 Fahrzeuge unterwegs, "das ist ein absoluter Spitzenwert in Deutschland". Deshalb könne der A-9-Ausbau eigentlich nur auf Platz eins der Prioritätenlisten stehen, alles andere wäre "ein Scherz". Im Mai werde man über die künftige Strategie sprechen. Ihm wäre es lieber, sagt Schurer, die Standstreifen-Befestigung würde in reguläre Ausbaupläne überführt - Lärmschutz inklusive. "Wir können die Leute entlang der A 9 nicht allein lassen."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: