Bürgerinitiative Attaching informiert:Kein Bedarf

Flugzeuge

Zwar ist die Zahl der Flugbewegungen im Erdinger Moos gestiegen. Die Startbahngegner können aber keine Trendwende erkennen.

(Foto: Lukas Barth)

Landtagsabgeordneter Christian Magerl bekräftigt seine Zuversicht im Kampf gegen die dritte Startbahn

Von Johann Kirchberger, Freising

Die "herrliche Natur im Erdinger Moos" zu erhalten, das sei für ihn nach wie vor die Hauptantriebsfeder im Kampf gegen die dritte Startbahn, sagte Christian Magerl (Grüne) am Donnerstag bei einer Veranstaltung der Bürgerinitiative Attaching, "es geht um unsere Heimat". Und der Vorsitzende des Umweltausschusses im bayerischen Landtag gab sich wieder einmal recht zuversichtlich, dass der Kampf erfolgreich sein werde. Denn auch wenn Flughafen GmbH und CSU anderes behaupteten, "es gibt keinen Bedarf für eine dritte Start- und Landebahn".

Die Zahl der Passagiere sei zwar 2016 schaltjahrbereinigt um 2,8 Prozent auf 42 Millionen und die der Flugbewegungen um 3,3 Prozent auf 394 000 gestiegen. Damit aber seien im Erdinger Moos immer noch 38 000 Flugzeuge weniger gestartet oder gelandet als 2008. Eine Trendwende mochte Magerl nicht erkennen. Im Januar habe es eine Zunahme der Bewegungen um 7,3 Prozent gegeben, die aber sei im Februar wieder auf 0,4 Prozent geschrumpft. Derzeit starteten 100 Airlines von München aus zu 257 Zielen in 73 Länder, so Magerl, "wo soll man denn noch überall hinfliegen?" Er erinnerte auch daran, dass in London-Heathrow mit zwei Bahnen 75,7 Millionen Passagiere abgefertigt würden, in Gatwick 43 Millionen mit nur einer Bahn und dass Thomas Kropp, Bevollmächtigter des Lufthansa-Vorstands angesichts dieser Zahlen erklärt habe, die Diskussion um fehlende Kapazitäten sei nur vorgeschoben. "Da ist noch viel Luft nach oben, das Zwei-Bahnen-System reicht locker aus", sagte Magerl.

Auch die Flugsicherung erwarte weltweit nur ein bescheidenes Wachstum an Flügen und habe für München in den nächsten Jahren lediglich 1,5 Prozent prognostiziert, weil die Fluggesellschaften ihre Flugzeuge immer besser auslasteten. So sei in München der Durchschnitt der Passagiere pro Flugzeug von 138 im Jahr 2007 auf 153 im vergangenen Jahr gestiegen. Außerdem bemühten sich die Fluggesellschaften zusehends, ihre Mittelstreckenflugzeuge durch größere Maschinen zu ersetzen. Das wachsende Passagieraufkommen werde damit durch größere Flugzeuge aufgefressen. Auch in Frankfurt seien die Flugbewegungen seit sechs Jahren rückläufig, in München sei die Zahl der Umsteiger, elementar für das Drehkreuz des Südens, von 40 auf 36 Prozent zurückgegangen, mit Transavia habe eine Fluggesellschaft München bereits wieder verlassen. "Es gibt keinen Bedarf für weitere Fluggesellschaften, alles ist sehr volatil".

Magerl zitierte auch Karl Ulrich Garnadt, den neuen Chef von Eurowings, wonach die Märkte weitgehend gesättigt seien. Der Bedarf für eine dritte Startbahn sei auch schon deshalb nicht gegeben, so der Abgeordnete, weil 2017 die Wachstumserklärung der Lufthansa auslaufe, der ICE nach Berlin in Betrieb gehe, irgendwann einmal auch der Berliner Flughafen fertig werde und 2018 der neue Flughafen in Istanbul, schon in der Anfangsphase auf 90 Millionen Passagiere ausgelegt, den Betrieb aufnehme.

Eine "himmelschreiende Ungerechtigkeit" ist für Magerl die Tatsache, dass Kerosin nach wie vor nicht besteuert werde und für Flüge innerhalb Europas auch keine Mehrwertsteuer bezahlt werden müsse. Auch prangerte er die versprochene Senkung der Flugsicherungsgebühren an, "ein 200-Millionen-Geschenk von Verkehrsminister Dobrindt an die Fluggesellschaften". Tief beeindruckt zeigte sich Magerl vom Urteil des Bundesverwaltungsgerichts in Wien, das aus Klimaschutzgründen den Bau einer dritten Startbahn in Schwechat untersagt habe. Er wünsche sich, dass das "auch bei uns Schule macht".

Eine Reihe von Briefen habe man in den vergangenen Wochen und Monaten an Flughafen GmbH und Ministerien verschickt, berichtete Michael Buchberger von der BI Attaching. Etwa zur Verlegung der Hubschrauberstaffel oder zu den starken Kerosingerüchen an einigen Tagen im November und Dezember, Antworten habe man nicht erhalten. Einzige Ausnahme sei Ministerpräsident Seehofer gewesen. Der habe seine Kehrtwende mit neuen Prognosen gerechtfertigt und schreiben lassen, er werde im Frühjahr weitere Gespräche über die dritte Startbahn mit allen Beteiligten führen. Neue Prognosen aber, so Buchberger, seien niemand bekannt. Entweder, schlussfolgerte er, seien sie sehr geheim oder "man traut sich nicht, sie vorzulegen".

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