Bürgerentscheid:Doppelte Wahl

Rudelzhausen stimmt am Sonntag über B-301-Umfahrung ab

Von Peter Becker, Rudelzhausen/Freising

Spannung ist für kommenden Sonntag, 24. September, in Rudelzhausen angesagt. Wegen des Ausgangs der Bundestagswahl, gewiss. Noch mehr dürfte die Einwohner der Hallertauer Gemeinde im nördlichen Landkreis Freising aber interessieren, wie denn der Bürgerentscheid zur geplanten Ortsumgehung ausgegeht. Laut Bundesverkehrswegeplan soll der Bau der B-301-Umfahrung bis spätestens 2030 in Angriff genommen werden. Zumindest planerisch, denn bis die ersten Bagger rollen, wird noch mehr Zeit ins Land gehen. Seit etwa eineinhalb Jahren ist bekannt, dass die Ortsumgehung im vordringlichen Bedarf des Bundesverkehrswegeplans steht. Etwa genauso lang beharken sich Gegner und Befürworter der Umgehungsstraße bei Informationsveranstaltungen zu diesem Thema.

Es hatte sich eine Bürgerinitiative gegründet, welche die Ortsumfahrung für überflüssig hält. Die BI "B 301 - Zeit für Vernunft" argumentiert, dass die Zahlen, denen die Berechnungen für das künftige Verkehrsaufkommen zugrundeliegen, auf einer falschen Basis beruhten. Für die Gegner stellt der Bau der Ortsumfahrung einen massiven Eingriff in die Natur dar. Sie fürchten um die Zerstörung ihrer Heimat. Darum strengten sie den Bürgerentscheid an, den der Gemeinderat zunächst nicht genehmigte. Die Fragestellung des Bürgerentscheids schien nicht eindeutig genug. Die Bürgerinitiative sammelte innerhalb kürzester Zeit erneut genügend Stimmen, um das Quorum für das Bürgerbegehren zu erreichen. Anfang August ließ dies der Gemeinderat zu. Die Rudelzhausener werden beim Bürgerentscheid gefragt, ob sie dafür sind, die Planungen für die Umgehungsstraße zu stoppen.

Die Befürworter der Umfahrung argumentieren mit der zunehmenden Belastung der Bundesstraße, welche quasi die Autobahnen A 93, A 92 und die Ostumfahrung Münchens miteinander verbindet. Sie sehen sich nicht nur ihrer Nachtruhe beraubt, sondern fürchten bei zunehmenden Straßenverkehr um ihre Kinder. Der kommende Sonntag ist in den Augen der Befürworter nicht der richtige Zeitpunkt, um über Planungen abzustimmen, die frühestens um das Jahr 2030 herum beginnen sollen. Würden diese jetzt gestoppt, dann sei der künftigen Generation jede Einflussmöglichkeit genommen. Sie müssten dann unter Umständen ständig mit einem Verkehrschaos leben, ohne Aussichten auf eine Umgehungsstraße zu haben.

Die Bürgerinitiative bekommt kurz vor dem Wahltag noch Unterstützung vom Bund Naturschutz. Er sieht in der geplanten Umfahrung eine weitere Form des seiner Meinung nach grassierenden Flächenfraßes in Bayern. In einer Presseerklärung schreibt Manfred Drobny von "widersprüchlichen Zahlen", die einen Bau der Umgehung nicht rechtfertigten. Trotzdem treibe das Verkehrsministerium diesen voran. "Die Folge ist am Ende eine LKW-gerechte Parallelstrecke zur Nürnberger Autobahn A 9", fürchtet Drobny. Die ganze Bundesstraße 301 solle zu einer Schnellstraße ausgebaut werden. Das bedeute massive Eingriffe und Verluste der Holledauer Kultur- und Naturlandschaft. "Das hat unangenehme Folgen für alle Anwohner", meint Drobny. Denn neue und bequem befahrbare Straßen zögen nur weiteren Verkehr an.

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