Stadt des Bieres:Brauereien dicht an dicht entlang der Hauptstraße

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Im Sporrerkeller stellten Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher (3. v. rechts) und die Autoren die Neuerscheinung "Freising als Stadt des Bieres" vor. (Foto: Marco Einfeldt)

Ein neues Buch, herausgegeben vom Stadtarchiv, beleuchtet den Aufstieg und Fall der 28 in Freising nachgewiesenen Brauereien.

Von Johann Kirchberger, Freising

Um es gleich vorwegzunehmen. Es ist ein wunderbares Buch, das Stadtarchivar Florian Notter da herausgegeben hat, ein kulturhistorisches Werk. Es ist ein Stück Freisinger Stadtgeschichte. "Freising als Stadt des Bieres" heißt das Buch, es hat 320 Seiten und ist gedacht als Abschluss des Jubiläumsjahres "500 Jahre Reinheitsgebot". Es ist zudem der erste Band einer neuen Schriftenreihe des Stadtarchivs zur wissenschaftlichen Erforschung der Geschichte der Stadt, der Diözese und des ehemaligen Hochstifts.

Präsentiert wurde das Freisinger Bierbuch am Freitagabend im passenden Rahmen, in den Gewölben des Sporrerkellers direkt unter dem Lindenkeller, dort wo einst das Sommerbier des Heiglbräus gelagert wurde. 1990 hat die Stadt den Keller gekauft, der im Zweiten Weltkrieg auch als Luftschutzbunker diente, und für 75 000 Euro hergerichtet, wie Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher erklärte, nachdem er ein Fass Märzenbier angestochen hatte. Leider sei der Sporrerkeller ohne Toiletten und Heizung als gastronomische Einrichtung bisher nicht zu gebrauchen, man müsse sich daher auf Führungen und Ausstellungen beschränken.

Einer der renommiertesten Bierexperten zählt zu den Autoren

In dem Buch haben sich sechs Autoren bemüht, alles über das Bier in Freising zusammenzutragen. Historiker Fabian Fellersmann hat Quellen zum Hopfenanbau und zum Brauwesen in der Zeit vom 9. bis zum 13. Jahrhundert untersucht, als Bier zu den alltäglichen Nahrungsmitteln der Mönche gehörte. Florian Notter beschäftigt sich mit dem "Bier des Fürstbischofs" und wirft Schlaglichter auf die Geschichte des Freisinger Hofbräuhauses. Der ehemalige Landeskonservator Klaus Kratzsch hat seinen Beitrag "Freising - eine Bierstadt" mit einem Fragezeichen versehen und gibt einen historischen Rück- und aktuellen Rundumblick aus der Sicht eines Denkmalpflegers.

Die Geschichte der Freisinger Steinzeugfabrik Hauber & Reuther, die ihre Masskrüge einst vom Wörth aus in die ganze Welt geliefert hat, erzählt Eva Fritz. Weil jedes Buch über Bier und Freising ohne einen Blick auf die 152 Jahre alte Studienfakultät für Brauwesen und Lebensmitteltechnologie in Weihenstephan unvollständig wäre, gehört mit Professor Ludwig Narziß auch einer der renommiertesten Bierexperten zu den Autoren. Überschrieben hat er seinen Beitrag mit "Das Bier im Fokus von Lehre und Forschung in Freising".

Die Geschichte der 28 Brauereien Freisings und ihr Ende

Das Herzstück des Buches aber hat Diplom-Braumeister Hermann Bienen verfasst. Er schildert die Geschichte von insgesamt 28 nachweisbaren Freisinger Brauereien, ihre Entstehung und ihr Ende, nennt die Namen der Besitzer, der Braumeister und der Wirte. Ein Blick auf einen beigefügten Stadtplan zeigt, dass diese Brauereien, die ihre Blütezeit größtenteils im 19. Jahrhundert hatten, überwiegend dicht nebeneinander entlang der Hauptstraße angesiedelt waren. Namen wie der Furtnerbräu, der Kochbräu, der Laubenbräu, der Stieglbräu, der Weißbräu Huber, der Jungbräu oder der Hacklbräu sind älteren Freisingern noch ein Begriff. Andere, wie der Sternbräu, der Urbanbräu (Colosseum), der Wenkbräu, der Weindlbräu oder der Schweinhammerbräu sind längst in Vergessenheit geraten.

An diese 28 Brauereien - tatsächlich sollen es sogar noch mehr gewesen sein - erinnert Bienen. Immerhin zwei haben es geschafft zu überleben, die Bayerische Staatsbrauerei Weihenstephan und das ehemalige Hofbräu- und heutige Hofbrauhaus. Auch über sie und das von ihnen gebraute Bier wird ausführlich berichtet. Kurzum: Wer sich für Freising und seine Geschichte interessiert, für den ist dieses auch noch mit historischen Aufnahmen reich bebilderte Werk eine Fundgrube, es kostet 34,90 Euro.

© SZ vom 12.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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