Böse Überraschung:Finanzieller Kraftakt für Balduren

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Studentenverbindung muss wegen Straßenausbaumaßnahmen innerhalb eines Monats 10 000 Euro an die Stadt zahlen

Von Petra Schnirch

Wenn Straßen saniert werden, müssen in der Regel die Anlieger mehr oder weniger tief in die Tasche greifen. Die meisten empfinden dies als Ärgernis, doch rütteln können sie an dieser Praxis nicht. Im Fall der Johannis- und Saarstraße in Freising ist dies nicht anders. Die Höhe der Beträge allerdings hat einige überrascht. Andere wiederum hatten gar nicht damit gerechnet, dass sie betroffen sein könnten. Viel Zeit bleibt ihnen allen nicht: Ende April lud die Stadt zu einer Informationsveranstaltung ein, voraussichtlich Mitte Juni wird sie die Bescheide verschicken. Innerhalb eines Monats muss das Geld dann überwiesen werden.

Für die T. C. Bund Balduria wird dieser enge Zeitrahmen zu einer Herausforderung - die Studentenverbindung muss voraussichtlich mehr als 10 000 Euro aufbringen, weil sie mit einem "Gewerbezuschlag" belegt wird. Die Balduren vermieten in ihrem Haus an der Gartenstraße acht Zimmer an Studierende, "vermögend sind wir aber nicht", sagt Vorsitzender Reinhard Kindler. Die Verbindung habe das Haus an der Gartenstraße vor etwa 25 Jahren gekauft, damals "war es ein sanierungsbedürftiger Altbau". Im teuren Freising soll Studierenden günstiger Wohnraum angeboten worden, die Mieteinnahmen fließen laut Kindler in den Unterhalt des Gebäudes. Im Haushalt der Verbindung ist dafür kein Polster vorhanden. Vermutlich müssen nun die etwa 50 Mitglieder herhalten. "Das ist eine Belastung, keine Frage", sagt Kindler. Die Balduria sei "keine Ärzteverbindung". Dort engagierten sich "lauter kleine Leute" wie Gärtner oder Lebensmitteltechnologen mit viel Idealismus, um die Jugend zu fördern.

Für insgesamt 13 Grundstücke zwischen Karlwirt-Kreuzung und B 11 werden nach Auskunft der Stadt solche Gewerbezuschläge - auch Artzuschlag genannt - erhoben. Entscheidend sei, dass es einen "erhöhten Ziel- und Quellverkehr" gibt. Auch gemeinnützige Einrichtungen fallen darunter. Ebenfalls betroffen ist die evangelische Kirche an der Saarstraße mit ihrem Gemeindehaus. Pfarrerin Dorothee Löser wollte sich dazu vor einem Gespräch mit dem Kirchenamt aber nicht äußern.

Die Bauarbeiten fanden zwischen 2007 und 2010 statt, erst im Oktober 2012 gingen jedoch die letzten Rechnungen ein. Umgelegt werden die Kosten für Gehweg, einen Teil der Entwässerung und die Beleuchtung. Bei der Fahrbahn sind es - da es sich um eine Staatsstraße handelt - nur die Ausgaben für die Überbreite und die Kurvenaufweitung. Alles in allem entfällt auf die Anwohner ein Anteil von etwa 275 000 Euro, die gesamte Maßnahme kostete etwa 2,9 Millionen Euro.

Verwunderung und vor allem Ärger löste die Tatsache aus, dass auch Anlieger an der Max-Lehner-Straße, an Fabrik- und Gartenstraße, am Fürstendamm und Veitsmüllerweg zur Kasse gebeten werden. Auch sie haben jedoch nach Auslegung der Stadt "einen besonderen Vorteil von der Erschließungsanlage Johannis-/Saarstraße". Zu den Stellplätzen der Max-Lehner-Straße 6,8 und 16 gibt es laut Anwohner Christoph Braun nicht einmal eine offizielle Zufahrt über die Saarstraße, sie erfolgt über die Kesselschmiedstraße. Zudem war im Kaufvertrag bereits der Ausbaubeitrag für die Max-Lehner-Straße enthalten - die Anwohner glaubten deshalb, dass sie aus dem Schneider sind, was derartige Kosten betrifft. Da sich die Beiträge überwiegend im dreistelligen Bereich bewegen, werden sie die Kröte wohl ohne größeren Protest schlucken.

© SZ vom 14.05.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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