Bis Ostern zu sehen:Die Geschichte der Dorfschule

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Hobby-Historiker und früherer Zweiter Bürgermeister Alfons Berger hat alte Aufnahmen aus der Schulgeschichte Kranzbergs zusammen gesucht und zu einer sehenswerten Ausstellung aufbereitet. (Foto: Marco Einfeldt)

Alfons Berger hat im Kranzberger Heimatmuseum eine kleine Ausstellung mit Dokumenten sowie Fotos von Schülern und Lehrern zusammengestellt

Von Petra Schnirch, Kranzberg

Die Bilder unterscheiden sich nicht nur dadurch, dass die einen bunt sind und die anderen schwarz-weiß. Auf den alten Fotografien schauen die Kinder ernst und manchmal fast ein wenig ängstlich in die Kamera, die Mädchen tragen knöchellange Kleider mit Schürzen. Ganz anders dagegen die aktuelle Schülergeneration: Die Mädchen und Buben sind farbenfroh und individuell gekleidet. Sie wirken frech, lustig und selbstbewusst - man merkt, dass sie es gewohnt sind, fotografiert zu werden.

Alfons Berger hat im Kranzberger Heimatmuseum eine kleine Ausstellung zur Schulgeschichte zusammengestellt. Der Neubau, der 1971/72 an der Hohenbachernstraße entstand, ist bereits das dritte Schulgebäude in der Gemeinde. Als erstes Schulhaus diente von etwa 1808 an ein Hof an der Kirchbergstraße. Das Baumaterial stammte von der Kirche am Pantaleonsberg, die 1807 abgerissen worden war - die wiederum war 1660 mit Steinen der alten Burg errichtet worden. Der Lehrer betrieb damals nebenbei eine Landwirtschaft, übernahm Mesnerdienste und spielte die Orgel. Die Bezahlung sei Sache der Gemeinde gewesen, erzählt Berger, und die hatte kaum Steuereinnahmen.

Auch im neuen, gegenüberliegenden Schulhaus, das um 1900 errichtet wurde und in dem sich mittlerweile Bücherei, Heimatmuseum und Archiv befinden, lebten die Lehrer nicht wirklich luxuriös, das galt - noch viele Jahrzehnte lang - vor allem für die Lehrerinnen, die "Fräuleins". Sie waren meistens ledig und hausten in einem Raum im ersten Stock neben dem Klassenzimmer, in dem derzeit die Pfarrer-Ziller-Krippe zu sehen ist. Ihr männlicher Kollege bewohnte das Erdgeschoss.

Immerhin wurde die Schule gemeinsam mit dem Pfarrhof 1905 an die Wasserversorgung angeschlossen, damals noch eine Ausnahme. Berger vermutet, dass die Kranzberger Kinder vor 1800 im Pfarrhof oder einer Gaststätte unterrichtet wurden, Belege für eventuelle Vorgängerbauten gebe es nicht.

Die Schüler hatten es oft nicht leicht. Der Lehrer seines Vater sei sehr streng gewesen, schildert Berger, er habe die Schüler oft geschlagen. Ein anderer dagegen, ein Herr Fischer, war in den Fünfzigerjahren ausgesprochen beliebt. Auch er ist auf einem Foto zu sehen, neben Pfarrer und Direktor, die Beine lässig übereinander geschlagen.

Die alten Bilder hat Berger für das Heimatmuseum gesammelt, immer wieder haben ihm Kranzberger ihre Funde, beispielsweise nach einer Dachboden-Räumung, vorbeigebracht. Auch ein Kuriosum ist dabei: Auf einem Foto steht der Hausmeister in seinem Kittel stramm neben den Schülern - die Lehrerin war verhindert, weil sie gerade ein Kind bekam.

Lange Zeit wurden bis zu vier Jahrgangsstufen in einem der beiden Klassenzimmer unterrichtet, später standen vier Räume für Grund- und Hauptschule zur Verfügung. Nach der Schulreform 1968, als die Kranzberger Schule mit Schönbichl, Gremertshausen und Hohenbercha zusammengelegt wurde, entstand die neue Grundschule an der Hohenbachernstraße. Damals gab es in dieser Ecke kein einziges Haus, wie eine weitere Aufnahme belegt.

Zu sehen ist die kleine Ausstellung noch bis Ostern. Das nächste Mal geöffnet ist das Museum am Samstag, 30. Dezember, von 14 bis 16 Uhr, außerdem auf Anfrage.

© SZ vom 29.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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