Bilanz:Gefühlt schlecht

Der Sommer 2016 wird nicht in bester Erinnerung bleiben, dabei war er insgesamt recht warm und es hat auch nicht überdurchschnittlich viel geregnet. Die Freisinger Biergartenwirte sind dennoch nicht wirklich zufrieden, ihre Umsätze sind eher gesunken

Von Melanie Vodermayer, Freising

635 Sonnenstunden gab es laut Statistik des Deutschen Wetterdienstes in diesem Sommer in Bayern. Doch gefühlt war dieser Sommer alles andere als sonnig. Regnerisch, kalt und sehr wechselhaft, so würden viele die vergangenen Monate beschreiben. Das bestätigt Volker Wünsche vom Deutschen Wetterdienst: "Der Sommer 2016 wird von vielen Menschen als schlecht eingestuft". Ein Blick in die Statistik zeigt jedoch ein anderes Bild. Tatsächlich war der Sommer insgesamt recht warm bei durchschnittlichem Niederschlag.

Die Wetterstation in München zählte immerhin 43 Sommertage, der Durchschnitt liegt bei 29. Mit einer Durchschnittstemperatur von 17,4 Grad in den Sommermonaten war Bayern heuer allerdings das zweitkühlste Bundesland - und landete bei der Niederschlagsmenge mit fast 310 Litern pro Quadratmeter sogar auf Platz eins. Vor allem der Juni war geprägt von heftigen Gewittern und starken Niederschlägen, der August hingegen war sehr trocken im Vergleich zu den Durchschnittswerten. Daher wird der Sommer von den Meteorologen nicht als "schlecht" eingestuft.

Die Gastronomen in Freising sind mit dem Sommerwetter und dem davon abhängigen Umsatz in den Biergärten dennoch nicht so richtig glücklich. Thierry Willems vom Bräustüberl in Weihenstephan beispielsweise ist nicht ganz so zufrieden mit der Saison. "Der Frühling war sehr wechselhaft, das ging bis hinein in den Juli. Der August war zwar ganz okay. Aber leider sind da auch sehr viele im Urlaub, das hat uns also auch nicht viel geholfen." Viel Hoffnung in den September setzt Willems nicht: "Die Tage werden immer kürzer und abends kühlt es dann doch sehr ab. Alles in allem war das eine mittelmäßige Saison dieses Jahr", resümiert der Wirt. "Insgesamt haben wir einen Umsatzverlust im Vergleich zum Vorjahr."

Nikolaus Hainthaler vom Biergarten Stoibermühle in Marzling zieht ein ähnliches Fazit: "Ja mei, der Sommer war nix Besonderes." Es habe zwar einige gute Tage gegeben, aber vor allem Pfingsten sei sehr schlecht gewesen. "Das habe ich noch nie erlebt, dass wir Pfingsten so einen schlechten Umsatz machen. Das lag vor allem an den niedrigen Temperaturen." Hainthaler will die Hoffnung allerdings nicht aufgeben, dass der September noch ein guter Monat wird, um zumindest ungefähr den Umsatz der vergangenen Saison zu erreichen. "Eine Bilanz kann ich noch nicht endgültig ziehen, da wir den September noch abwarten, aber insgesamt bin ich nicht wirklich zufrieden. Aber wer weiß, vielleicht wird es noch was".

Jahreszeiten

Manch einer wundert sich, wenn er in den Kalender blickt. Für jede Jahreszeit gibt es zwei Anfänge, einen meteorologischen und einen astronomischen. Der Grund dafür ist die unterschiedliche Einteilung. Die Meteorologen teilen die Jahreszeiten in ganze Monate ein, um sie danach besser in den Statistiken vergleichen zu können. Der Beginn der Jahreszeiten ändert sich für sie deswegen nicht. Die meteorologischen Jahreszeiten fangen meistens rund drei Wochen vor den astronomischen an. So beginnt der Sommer für die Meteorologen bereits am 1. Juni und dauert bis zum 31. August. Die astronomischen Jahreszeiten hingegen richten sich nach den Stand der Sonne, deswegen variieren sie ein wenig. Der Sommer hat für die Astronomen in diesem Jahr am 21. Juni, dem Tag der Sommersonnenwende, begonnen. Dann steht die Sonne genau an ihren nördlichsten und höchsten Punkt. Am Donnerstag, 22. September, steht die Sonne dann fast senkrecht über den Äquator und markiert den Beginn des Herbstes. vme

Zufrieden mit dem Sommer ist hingegen Diego Campo von der Eisdiele Garda an der Unteren Hauptstraße in Freising. "Bis Juni waren das Wetter und der Umsatz nicht so gut, danach war es eigentlich ganz in Ordnung", so die Bilanz von Campo. "Im Vergleich zum Vorjahr ist der Umsatz vermutlich etwas besser", vermutet er,

"Man muss zufrieden sein", so das Fazit von Andi Eichner vom Biergarten im Lindenkeller. "Mitte Juni bis Mitte Juli hätten wir aber eigentlich zusperren können." Dabei hatte Eichner vor allem in diese Zeit Hoffnungen gesetzt, denn da fand die Fußballeuropameisterschaft in Frankreich statt. "Das Wetter während der EM war dann aber ziemlich katastrophal, zum Glück sind die Leute trotzdem gekommen." Im Endeffekt ist Eichner zufrieden, auch wenn er noch einen Kritikpunkt hat: "Vor allem laue Nächte wie im vergangenen Jahr gab es heuer so gut wie gar nicht." Eichner versucht nun das Ende der Saison möglichst lange hinauszuzögern, um den Umsatz doch noch etwas zu steigern.

Bis zum astronomischen Herbstanfang am Donnerstag, 22. September, ist theoretisch ja auch noch genügend Zeit, den Spätsommer zu genießen. Also ab in das Schwimmbad oder an den See, danach einen kleinen Abstecher in den Biergarten und zuletzt noch eine Kugel Eis.

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