Bierfestival in Attenkirchen:Viel Mango, etwas Kaffee

Spektakel lockt Tausende Besucher in die Gemeinde - belohnt werden sie mit ungewöhnlichen Geschmackserlebnissen

Petra Schnirch

Mit dem Verkosten ist das so eine Sache. Nicht jeder schmeckt auf Anhieb das heraus, was nach Meinung von Experten unverkennbar ist. Doch in diesem Fall war es einfach - das Mango-Aroma war zu dominant. Nun ist ein Bier, das an Südfrüchte erinnert, nicht jedermanns Sache. "Das schmeckt, wie mit ACE-Saft gemischt", meinte ein junger Mann etwas verächtlich. Immerhin: Er hat es probiert wie viele andere auch. Die Schlange vor der Ausschank-Stelle der Brauerei Camba Bavaria war lang - und das Konzept des 2. Hallertauer Bierfestivals in Attenkirchen ging auf.

Alexander Herzog vom Veranstaltungskomitee gerät schnell ins Schwärmen, wenn er von neuen Entwicklungen auf dem Biermarkt erzählt. Gerade in den USA werde viel experimentiert, um vom Einheitsgeschmack der Großbrauereien wegzukommen. Und auch hierzulande gibt es innovative Braumeister - das war die zentrale Botschaft des Hallertauer Bierfestivals. Dank unterschiedlicher Hopfensorten lasse auch das deutsche Reinheitsgebot viel Spielraum, sagte Herzog.

Unter 66 verschiedenen Bieren, darunter fünf alkoholfreie, von 31 Brauereien konnten die Besucher am Wochenende wählen. Ausgeschenkt wurde in 0,25-Liter-Gläsern, damit man mehr probieren konnte. Die Lust, die Welt des Biers zu erkunden, war groß: Allein am Samstag strömten bei idealem Wetter nach Schätzung der Veranstalter zwischen 12 000 und 14 000 Menschen nach Attenkirchen. Am Freisinger Bahnhof warteten schon am Nachmittag so viele Besucher auf den Shuttle-Bus, dass zusätzliche Fahrzeuge eingesetzt werden mussten. Ein Bier begeisterter Japaner mietete sich gleich in Attenkirchen ein, auch ein Bus aus Italien hatte sich angekündigt. Die 31 Brauereien stammten überwiegend aus der näheren Umgebung, darunter bekannte wie die Staatsbrauerei Weihenstephan oder das Hofbrauhaus Freising. Die Brauwerkstatt aus Haag zeigte aber mit ihrer Sorte Yeti spezial, einem unfiltrierten "Bayerischen Ale", dass auch im Landkreis junge Brauer einen Neuanfang wagen. Mit einem vollmundigen Bier mit Röstmalzaromen bewies die Forschungsbrauerei der TU München, dass sie sich nicht nur auf die Theorie versteht. Camba Bavaria wiederum hatte mit den herben Kaffee- und Röst-Aromen ihres Indian Pale Ale Mut zu etwas extremeren Geschmacks-Nuancen.

Dass das Bierfestival zu einem fröhlichen Fest wurde, dazu trug auch das Begleitprogramm mit Musik auf drei Bühnen bei - hier war ebenfalls für jeden Geschmack etwas dabei von Volksmusik bis Rock. Als Zuschauermagnet erwies sich die "Feschenschau" mit Laienmodels. Kleiner Stargast des Festivals war Fernsehhund Gustl, der mit seinem Frauchen Heidi Deml in Attenkirchen wohnt. Möglich gemacht hatten den Erfolg der Veranstaltung auch über 300 freiwillige Helfer aus den örtlichen Vereinen, die vor allem am Ausschank gebraucht wurden.

Am Sonntag lockten die ungewissen Wetteraussichten nicht mehr ganz so viele Besucher nach Attenkirchen. Herzog geht von etwa 6000 Menschen aus. Der einsetzende Regen am Vormittag versetzte die Veranstalter zunächst "in tiefe Depression", wie er gestand. Dann riss es aber doch noch auf. Den Wettbewerb "Bayerns schönster Bierbauch" am Sonntagabend gewann übrigens ein Lette. Er wohnt jedoch in Attenkirchen, trinkt also immerhin bayerisches Bier.

Herzog wertete "Bayerns größtes Verkostungsfestival" als Erfolg. Er geht davon aus, dass schwarze Zahlen geschrieben werden. Ein möglicher Gewinn kommt den Ortsvereinen zu Gute - und motiviert die Helfer hoffentlich zu einer Neuauflage in zwei Jahren.

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