Hüter der Braukultur:Fotos von wilden Kerlen

Hüter der Braukultur: Zünftig geht's im Traunsteiner Hofbräuhaus zu. Diese Szene ist auf einen der Fotos von Sead Hasic im Vorraum des Asamfoyers zu sehen.

Zünftig geht's im Traunsteiner Hofbräuhaus zu. Diese Szene ist auf einen der Fotos von Sead Hasic im Vorraum des Asamfoyers zu sehen.

(Foto: Marco Einfeldt)

Im Foyer des Asamsaals ist bis zum 8. Juni die Fotoausstellung "Wächter des Reinheitsgebots" zu sehen. Fotograf Sead Husic hat hundert bayerische Bierbrauer auf seinen Porträts festgehalten.

Von Katharina Aurich, Freising

"Wächter des Reinheitsgebots", das sind hundert Bayerische Bierbrauer und Brauerinnen, die der Berliner Fotograf Sead Husic in eigenwilligen und ungewöhnlichen Posen porträtierte. Dafür reiste er zwei Jahre lang im Auftrag des Bayerischen Brauerbundes durchs Land und besuchte die Brauereien. Ungefähr 60 der großformatigen Fotos, die in Lichtkästen gezeigt werden, sind jetzt noch bis zum 8. Juni im Foyer des Freisinger Asamsaals zu sehen.

Husic, Mitinhaber einer Werbeagentur, verbrachte viel Zeit mit den Menschen, die die Braukultur verkörpern, schilderte er während der Vernissage am Mittwoch. Einen Tag lang besuchte er zum Beispiel den Freisinger "Braupapst" Professor Ludwig Narziss in dessen Wohnung. Im Laufe der Stunden entstand dann ein sehr persönliches Foto des 90-Jährigen, das jetzt am Beginn der Ausstellung zu sehen ist. Sudkessel oder Maischebottiche sucht man auf den Bildern vergeblich, Husic ließ seinem Gegenüber Freiraum, eine passende Umgebung, Pose oder Accessoires zu wählen.

Ein Typ mit nacktem Oberkörper auf einem riesigen schwarzen Pferd

Mit Fingerspitzengefühl zeichne jedes Bild die persönliche Note einer Brauerei, schilderte der Fotograf. Manche Bilder zeigen wilde Typen, die auf den ersten Blick nicht nach einem Brauer aussehen. Einer sitzt mit nacktem Oberkörper auf einem riesigen schwarzen Pferd, ein anderer hat sich einen Bierdeckel ins Auge geklemmt. Aber auch traditionelle Bilder sind mit dabei, auf denen der Brauereibesitzer mit Familie in Tracht auf einer grünen Wiese steht. Eindringlich blickt eine Ordensschwester auf den Betrachter, während auf einem anderen Bild Menschen ausgelassen feiern. Die Botschaft der Fotos laute aber auch: "Wir, die bayerischen Brauer, stehen hinter dem Reinheitsgebot", betonte Lothar Ebbertz, Geschäftsführer des Bayerischen Brauerbunds. Schließlich könne man stolz sein über die älteste noch gültige, lebensmittelrechtliche Bestimmung der Welt.

Zu den Bierbrauern kam Fotograf Husic durch Zufall. Während er eine Werbekampagne für das Chiemgau entwickelte, lernte er Bernhard Sailer vom Hofbrauhaus Traunstein kennen. Dieser ist Mitglied im Präsidium des Bayerischen Brauerbundes und ihm gefielen Husic Bilder von den Menschen der Region. So entstand die Idee, zum 500-jährigen Bestehen des Reinheitsgebots eine Fotoserie über Bayerische Brauereibesitzer und Braumeister zu starten.

Dank analoger Technik sind die Nahaufnahmen brillant

Husic arbeitete sowohl mit einer analogen Mamiya Kamera als auch digital mit seiner Nikon, jedes Foto wurde zweimal geschossen. So konnte er sicher sein, dass nichts schief gehe, wenn eine Kamera versage. Die analogen Bilder wurden anschließend gescannt. Dieser Aufwand hat sich gelohnt, denn die Nahaufnahmen der Gesichter sind von einer außergewöhnlichen Brillanz, die mit digitaler Aufnahmetechnik vermutlich nicht erreicht worden wäre, sagte Husic.

Freising Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher freute sich über die künstlerische Auseinandersetzung mit dem Thema Reinheitsgebot und die Darstellung der Menschen, die die Braukunst verkörpern. Schließlich sei Bier auch ein Grundnahrungsmittel. Dies bestätigte Ferl Schreyer, der die Gäste der Vernissage mit seinen amüsanten Geschichten und Weisheiten rund um das Bier unterhielt und mit dem schönen Reim von Heinz Erhardt schloss: "Nur Wasser trinkt der Vierbeiner, der Mensch, der findet Bier feiner".

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