Besuch in der Stadtbibliothek:Öffentliches Wohnzimmer

Besuch in der Stadtbibliothek: Nach dem Abschluss der Parkettsanierung hat der Kulturausschuss des Stadtrats am Dienstag die Bücherei in Augenschein genommen.

Nach dem Abschluss der Parkettsanierung hat der Kulturausschuss des Stadtrats am Dienstag die Bücherei in Augenschein genommen.

(Foto: Marco Einfeldt)

Freising investiert viel Geld in seine Stadtbücherei. Das sei gut angelegt, meint Leiterin Susanne Beck. Die Bibliothek sei nicht nur ein Ort zum Lesen, sondern auch zum Lernen, Diskutieren und Wohlfühlen

Von Birgit Goormann-Prugger, Freising

Zwei Wochen lang am Stück war die Freisinger Stadtbücherei wegen der Parkettsanierung geschlossen, das erste Mal seit der Eröffnung der Einrichtung an der Weizengasse im Jahr 2006. Die Arbeiten sind nun erledigt und das Reinigungspersonal wird nach Aussagen von Bibliotheksleiterin Susanne Beck in den nächsten Tagen auch in der richtigen Parkettpflege entsprechend geschult, damit die durchschnittlich 600 Besucher pro Öffnungstag im Jahr den Boden nicht so schnell wieder abnutzen. Mitglieder des Freisinger Kulturausschuss verschafften sich am Dienstag einen Eindruck von den Sanierungsarbeiten, und Susanne Beck nahm das auch zum Anlass, zu verdeutlichen, dass die Investition der Stadt Freising in die öffentliche Bücherei durchaus gut angelegt ist.

654 000 Euro hatte der gesamte Bibliotheksbetrieb 2016 gekostet, auf 77 800 Euro belief sich der reine Medienetat. All das sei natürlich eine freiwillige Leistung, erklärte Susanne Beck, aber wichtig für eine Stadt. "Denn was wir hier machen, das ist viel mehr als nur Bücher ausleihen", sagte sie. Die Besucher, 2016 waren das 139 395, kämen oft auch nur zum Lesen, oder auch zum Lernen, wenn das zu Hause in Ruhe nicht möglich sei, oder um das kostenlose Internbetangebot zu nutzen. Für viele ältere Menschen sei die Stadtbücherei ein Kommunikationstreffpunkt und für Familien mit Kindern ein sicherer Rückzugsort. Auch viele Zeitungsleser träfen sich in der Bücherei und diskutierten dann über das, was sie gelesen hätten.

"Man kann sagen, wir sind ein öffentliches Wohnzimmer, die Menschen sollen sich hier wohlfühlen", versicherte Susanne Beck. Wer am Tisch über seinem Buch kurz einnicke, der dürfe auch das. "Schlafen geht bei uns auch, wenn es nicht unästhetisch aussieht und wenn man nicht gerade laut schnarcht", sagte die Bibliotheksleiterin. Die Putzfrau habe einmal einen schlafenden Mann geweckt, der sich gleich auf einer Bank lang ausgestreckt hatte. "Sind Sie doch froh, dass ich nicht tot bin", habe der nur geantwortet.

Vielen Herausforderungen müsse sich eine öffentliche Bibliothek stellen, die sich im stetigen Wandel befinde. Nicht nur der Bestand müsse regelmäßig erneuert werden, auch auf Themen wie die Zuwanderung in einer Stadt wie Freising und die Digitalisierung müsse eine Bücherei reagieren. Ein Thema sei beispielsweise der Kauf der E-Books. Die Verlage diktierten hier die Bedingungen, sagte Susanne Beck. "Wir erwerben nicht die Bücher, sondern nur die Lizenzen, und das nur für einen bestimmten Zeitraum, und dann verschwinden sie wieder aus dem Angebot". Zudem seien die Verlage zwar verpflichtet, den Bibliotheken gedruckte Bücher zu verkaufen, das gelte aber nicht für die E-Books. "Das führt dann dazu, dass wir manchmal gewünschte Bestseller nicht in digitaler Form anbieten können, was bei den Nutzern nicht gut ankommt". Der Erwerb der E-Books sei für die Bücherei überdies teuer. Für gedruckte Bücher gelte der reduzierte Mehrwertsteuersatz von sieben Prozent, für E-Books der volle Satz. Trotzdem werde der E-Medien-Bestand konsequent ausgebaut. Ausleihen könne man sich auch E-Book-Reader, zwei davon gibt es.

Alle Informationen zum Angebot der Bücherei erhält man auch unter www.stadtbibliothek.freising.de, unter 0 81 61/5 44 42 05 (Theke) oder 0 81 61/5 44 42 22 (Beratung).

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