Bedarf auch im Norden des Landkreises:Besseres Angebot für psychisch Kranke

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In therapeutischen Wohngemeinschaften soll psychisch kranken Menschen geholfen werden, wieder eine Tagestruktur zu finden. (Foto: Stephan Rumpf)

In Moosburg soll eine therapeutische Wohngemeinschaft entstehen, die Caritas plant dort zudem eine Tagesstätte

Von Peter Becker, Moosburg

Die Vollversammlung der Psychosozialen Arbeitsgemeinschaft (PSAG) hat zwei Anträgen zugestimmt, die das Angebot der Betreuung sucht- oder psychisch kranker Menschen in Moosburg verbessern sollen. Zum einen handelt es sich um die Einrichtung einer therapeutischen Wohngemeinschaft (TWG). Sitz des Trägers, der soziotherapeutischen Zentren Heide GmbH, ist das Haus Wartenberg, in dem 60 Personen untergebracht sind. Zweiter Antragsteller ist die Freisinger Caritas. Diese möchte die Platzzahl ihrer Tagesstätte für psychische Gesundheit am Sozialpsychiatrischen Dienst um zehn Plätze erweitern. Zweck ist es, eine Außenstelle in der Stadt Moosburg einzurichten.

Winfried Gehensel vom Haus Wartenberg berichtete, dass die Einrichtung Probleme habe, ihre Patienten zu entlassen. Dabei handelt es sich um Menschen mit Alkohol- und Medikamentenproblemen. In der Region stünden keine Wohnungen zur Verfügung. "Wir drehen uns im Kreis", sagte Gehensel. Immerhin gibt es in Wartenberg eine TWG mit acht Plätzen. Die Erfolge seien gut, versicherte der Sozialpädagoge. Die Einrichtung wolle nun eine zusätzliche Wohngemeinschaft in der Umgebung einrichten. Die Wahl sei auf Moosburg gefallen, das als Kleinstadtzentrum ein günstiger Ort sei. Die Patienten leben etwa ein halbes Jahr lang im Haus Wartenberg, dann ist ihr Zustand laut Gehensel stabil. In der TWG in Moosburg sollen sowohl Frauen als auch Männer unterkommen. Ihnen steht ein Betreuer zur Seite, der sich Zeit für Einzelgespräche nimmt und hilft, eine Tagesstruktur aufzubauen. Er unterstützt auch bei der Planung von Freizeitaktivitäten. Die Verweildauer in der TWG richtet sich nach dem Bedarf oder der Bereitschaft des Kostenträgers, den Aufenthalt in der Wohngemeinschaft weiter zu finanzieren.

Falls jemand rückfällig werde, erfolge eine rasche stationäre Unterbringung, sagte Gehensel. In Wartenberg sei für Notfälle auch immer ein Platz frei, zerstreute er Bedenken von Bärbel Würdinger, Geschäftsstellenleiterin der Suchtberatungsstelle Prop. Nur in den seltensten Fällen landeten die Betroffenen auf der Straße. Derzeit sucht die Einrichtung in Moosburg noch nach einer geeigneten Wohnung.

Die Tagesstätte für psychische Gesundheit "Courage" in Freising registriert auch aus Moosburg regen Zulauf. Deshalb plant der Träger, dort eine Außenstelle mit zehn Plätzen einzurichten. Kristina Kluge von der Freisinger Caritas begründete dies damit, dass der Bedarf in Moosburg und seinem Umland groß sei. Einige Klienten nehmen den Weg nach Freising auf sich, doch für viele Betroffene stellt er eine große Hürde dar. "Ein Fahrdienst", gab Kristina Kluge an, "hat sich nicht bewährt". Die längere Anfahrt widerspreche dem Gedanken eines niederschwelligen Angebots. Außerdem könnten die Klienten ihre Aufenthaltszeit bei "Courage" aufgrund der erschwerten Bedingungen nicht selbst bestimmen.

Kristina Kluge berichtete, dass eine Untersuchung des Bezirks ergeben habe, dass der Landkreis Freising im Vergleich mit anderen Regionen mit Einrichtungen für diese Zielgruppe unterversorgt sei. Dabei handelt es sich um psychisch kranke Menschen, denen eine Tagesstruktur gegeben werden soll. Kristina Kluge sagte, dass die Moosburger Einrichtung senioren- und behindertengerecht ausgestattet werden solle. Dadurch will die Caritas auch Senioren mit depressiven und wahnhaften Leiden sowie Angsterkrankungen den Besuch ermöglichen. Geplant ist, die Einrichtung für etwa 15 Stunden pro Woche zu öffnen. Es wird dort ein gemeinsames Mittagessen für die Betreuten und Beschäftigungsangebote geben.

© SZ vom 26.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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