Baustelle Westtangente:Vöttinger klagen über Verkehrschaos

Baustelle Westtangente: Wohl noch bis ins Jahr 2019 werden die Vöttinger mit den Belastungen durch den Bau der Westtangente leben müssen. Das bedeutet für manche "Bohrpfahlarbeiten" quasi direkt im Anschluss an den eigenen Garten.

Wohl noch bis ins Jahr 2019 werden die Vöttinger mit den Belastungen durch den Bau der Westtangente leben müssen. Das bedeutet für manche "Bohrpfahlarbeiten" quasi direkt im Anschluss an den eigenen Garten.

(Foto: Marco Einfeldt)

Nach einer Änderung der Fahrbahnführung ist sogar ein Stadtbus hängen geblieben: Die Bauarbeiten für die Westtangente werden für die Anwohner immer mehr zur Belastungsprobe.

Von Kerstin Vogel, Freising

Es ist eine Mischung aus Ärger und Resignation, die bei den Bürgern in Vötting herrscht und der gut 40 Einwohner des Stadtteils am Dienstag bei der alljährlichen Bürgerversammlung Ausdruck gaben. Woher der Ärger rührt, ist klar: Der im Mai 2015 begonnene Bau der Freisinger Westtangente verursacht für die Anlieger enorme Belastungen. Lärm und Dreck werden ebenso beklagt, wie Verkehrschaos und die Gefährdung von Fußgängern und Radlern. Gleichzeitig räumen die Vöttinger ein, dass die Stadt viel tue, um die Belastungen erträglicher zu machen.

Es waren bisher vor allem die laufenden Arbeiten an der Einmündung der Mitterfeld- in die Giggenhauser Straße, die den Anwohnern zu schaffen machten. Zuletzt wurde hier an dem Notausstieg und dem Betriebsgebäude für den Vöttinger Tunnel gearbeitet, "Bohrpfahlarbeiten" werden mit riesenhaften Maschinen durchgeführt - und für den Baustellenverkehr musste die Giggenhauser Straße halbseitig gesperrt werden. Der Verkehr wird seither via Baustellenampel geregelt - einzig die Fahrer der Baustellenfahrzeuge halten sich kaum an die Rotphasen, wie es in der Bürgerversammlung hieß.

Die Wartezeiten an der Ampel sind im Berufsverkehr oft lang und Schulkinder müssen teilweise abenteuerliche Absperrungen durchqueren

Die Verengung allein macht für die Vöttinger schon vieles schwierig, denn das Verkehrsaufkommen auf der Giggenhauser Straße ist hoch, die Wartezeiten an der Ampel sind vor allem im Berufsverkehr oft lang und auch die Kinder aus dem Stadtteil müssen in ihre Schule und zurück gelangen - hinter teilweise abenteuerlichen Absperrungen wie etwa an der Griesfeldstraße. Und dann sind da auch noch die anderen Baustellen, die Sperrung des Weihenstephaner Steigs etwa oder der Bau des neuen Studentenwohnheims an der Giggenhauser Straße ein bisschen weiter stadtauswärts.

Am vergangenen Freitag erreichte das Chaos einen Höhepunkt, als die Verkehrsführung an der Giggenhauser Straße wegen des Baufortschritts geändert werden sollte. Der immer noch einspurig geführte Verkehr sollte statt der südlichen nun die nördliche Fahrbahnhälfte nutzen - doch die Radien der neuen Spur waren wohl zu eng gewählt: Ein Stadtbus blieb stecken. In der Folge ging auf der Giggenhauser Straße vorübergehend gar nichts mehr; und die Stadt beeilte sich, die Verkehrsführung auf der Südseite wieder herzustellen.

Wie das passieren konnte, steht noch nicht fest, nun werden vor einem weiteren Anlauf zur Verlegung erst einmal Fahrversuche ausgeführt, wie in der Bürgerversammlung versichert wurde. Der Gehweg wurde bereits auf die Nordseite der Giggenhauser Straße in einen "Fußgängertunnel" verlegt. Dass dort zuletzt einmal die nächtliche Beleuchtung ausgefallen ist, zählt zu den eher marginalen Behinderungen, die von den Vöttingern am Dienstag aufgeführt wurden. Die mangelhafte Straßenreinigung gehört außerdem dazu, der Staub, der sich im Garten, auf den Autos der Anwohner oder den Fensterbänken sammelt oder das Verhalten der Telekom. Mitarbeiter des Unternehmens hätten vor einer Woche Gräben für neue Kabel aufgerissen, seither sei nichts weiter passiert. Ob das nun auch noch sein müsse und nicht etwas besser abgesprochen werden könne, wollte Anwohner Andreas Wittmann wissen.

"Die kommen, reißen auf und lassen es liegen", sagt Franz Piller, Hauptverantwortlicher der Verwaltung für den Westtangentenbau

Leider habe man auf die "Kabelvertreter" keinerlei Einfluss, bedauerte Franz Piller, der Hauptverantwortliche der Verwaltung für den Bau der Westtangente. Der Termin sei so nicht abgesprochen gewesen, bestätigte Piller: "Die kommen, reißen auf und lassen es liegen." Auch bei der von den Anwohnern gewünschten Geschwindigkeitsbegrenzung auf Tempo 30 ist die Stadt offenbar relativ machtlos. Dass es nicht möglich sein soll, wenigstens den Schwerlastverkehr aus dem Stadtteil zu verbannen und eine 30er-Zone einzurichten, können die Vöttinger nur schwer verstehen, doch Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher konnte ihnen wenig Hoffnung machen. "Ich nehme den Wunsch auf jeden Fall mit", versicherte er: "Wenn ich könnte, würde ich solche Schilder aufstellen", so Eschenbacher.

Leider handele es sich bei der Giggenhauser Straße jedoch um eine Staatsstraße - und da müsse seitens des Gesetzgebers Tempo 50 erlaubt sein. Dass diese Bestimmung während der Bauzeit nicht wenigstens temporär außer Kraft gesetzt werden könne, wollte den Vöttingern allerdings nicht einleuchten. Andreas Wittmann: Vielleicht sollte man weniger Experten fragen und mehr auf den gesunden Menschenverstand hören."

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