Bau der Rastanlange in Fürholzen:Nass und schlammig

Ausbau befindliche Raststaetten Fuerholzen,

Gewaltige Erdbewegungen finden derzeit entlang der Autobahn bei Fürholzen statt. Dort soll eine neue Rastanlage entstehen.

(Foto: Sebastian Widmann)

Der Untergrund für die neue Rastanlage an der Autobahn bei Fürholzen bereitet den Planern Kopfzerbrechen. Der Boden muss erst trocken gelegt werden. Die Dorfbewohner müssen aber keine Angst vor nassen Kellern haben

Von Alexandra Vettori, Neufahrn/Fürholzen

Wer die Straße von Hetzenhausen nach Fürholzen fährt, bekommt einen Eindruck davon, welche Dimensionen die neue Rastanlage Fürholzen an der Autobahn A 9 haben wird: Eine weite Wüstenlandschaft haben die Bagger auf beiden Seiten der Autobahn abgeschoben, denn genau genommen entstehen zwei neue Rastanlagen: Eine ganz neue auf der Westseite und eine Erneuerte und Vergrößerte auf der Ostseite, wo schon jetzt Lastwagen parken, Autos tanken und Reisende Mahlzeiten einnehmen. Die Inbetriebnahme für beide ist für Herbst 2017 geplant.

Für die Versiegelungsbilanz im Landkreis Freising, der in dieser Kategorie an der Spitze in Bayern liegt, bedeutet das Bauvorhaben der Autobahndirektion Süd einen kräftigen Zuwachs: Fast achteinhalb Hektar Land werden asphaltiert und bebaut. Insgesamt ist das Raststätten-Gelände gut 14 Hektar groß, davon sind jetzt 4,9 versiegelt. 3,5 Hektar Straßen und Parkplätze kommen auf der Ostseite hinzu, auf der Westseite sind es vier Hektar.

Dass der Ausbau trotz des Eingriffes in die sanfte Hügellandschaft unbestritten ist, liegt daran, dass die A 9 eine der am stärksten befahrenen Autobahnen Deutschlands ist, genutzt auch von unzähligen Lastwagen. Rastplätze aber sind rar, wegen der verschärften Regelungen haben Fahrer immer öfter Probleme, ihre Ruhezeiten einzuhalten. Aus dem Grund wird nächstes Jahr auch der Parkplatz an der Rastanlage Fürholzen Ost erweitert, von bisher 19 auf zukünftig 132 Lastwagen-Stellplätze und von bisher 48 auf 169 Plätze für Personenwagen. Auf dem Parkplatz auf der Westseite können künftig 110 Laster statt wie bisher sechs parken, dazu stehen 154 statt wie bisher 17 Stellplätze für Personenwagen zur Verfügung.

Derzeit läuft auf der Baustelle laut Josef Seebacher, Sprecher der Autobahndirektion Süd, die Bodenvorbereitung. 90 000 Kubikmeter Erde sind bereits von der Ost- auf die Westseite transportiert worden. Weil der Boden nass und schlammig ist, müssen Rüttelstopf-Säulen eingebracht werden, Kiessäulen, die den Boden stabilisieren und trocken legen, damit er tragfähig ist. Gleichzeitig finden die Arbeiten an den Entwässerungskanälen statt. Vor allem die Bewohner von Fürholzen hegen hierbei Ängste, liegt ihr Dorf doch unterhalb der Raststätte. Ein Großteil der 150 Einwendungen im Genehmigungsverfahren betrifft die Sorge, Ströme der Raststättenentwässerung könnten irgendwann in den Kellern landen. Wie Seebacher betonte, habe es viele Gespräche und Gutachten gegeben, jetzt sei mit dem Rückhaltebecken und der gezielten Abgabe von Wasser eine einvernehmliche Lösung gefunden. "Es wird besser als vorher", sagte er.

Immerhin können sich die Fürholzer auf mehr Lärmschutz freuen, denn an der vergrößerten Rastanlage Ost ist eine Wand vorgesehen, Gebäude mit Grenzwertüberschreitungen haben ein Recht auf Schallschutzfenster. Zum Schutz der Lastwagen-fahrer, die auf der Rastanlage übernachten, ist auf der Ost- wie der Westseite ein weiterer Lärmschutzwall zur Autobahn hin vorgesehen. Und auch an Radler und Spaziergänger ist gedacht. Damit sie nicht den unaufhörlichen Betrieb auf der Anlage vor Augen haben, sollen Sichtschutzwände zur freien Landschaft hin gebaut werden, verborgen von Gebüsch.

Auch zum Schutz von Tieren und Pflanzen hat die Regierung von Oberbayern Auflagen gemacht: So muss ein Feuchtbiotop am Angergraben östlich der Tank- und Rastanlage Fürholzen Ost mit einer Begrenzung geschützt werden. An beiden Anlagen werden Extensivwiesen angelegt, um Feldlerchen, die von der Erweiterung betroffen sind, neuen Lebensraum zu schaffen. Wegen der Fledermäuse im nahen Wald achten die Planer auf eine entsprechend schonende Beleuchtung.

Die Autobahndirektion Süd bereitet derzeit die Ausschreibung für die neue Anlage auf der Westseite vor. Die wird nicht automatisch an das Unternehmen Tank & Rast vergeben, in deren Hand die deutschen Raststätten sind. "Neue Anlagen werden im Wettbewerb vergeben", betont Seebacher. Das Besondere: Die Raststätte soll nicht nur sämtliche Treibstoffarten, von Wasserstoff über Erdgas bis Strom und natürlich Benzin bieten, sondern auch einen Energie-Plus-Standard erfüllen. Das bedeutet, dass die Anlage mehr Energie erzeugt als sie verbraucht. Das sei, betont Seebacher, eine echte Herausforderung, da Raststätten mit ihrer Küche, der Kühlung, dem Rundum-Betrieb und den vielen Lichtern wahre Stromfresser sind.

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