Gebeutelte Landwirte:Der Regen setzt den Erdbeeren zu

Gebeutelte Landwirte: Der heftige Regen in den letzten Wochen bringt die Landwirte um die Hälfte ihrer Einnahmen.

Der heftige Regen in den letzten Wochen bringt die Landwirte um die Hälfte ihrer Einnahmen.

(Foto: Renate Schmidt)

Das Wetter verursacht Ernte-Einbußen von bis zu 50 Prozent. Wegen der hohen Luftfeuchtigkeit sind die Früchte zudem weniger haltbar. Andere Pflanzen aber gedeihen prächtig.

Von Jenny Schößler, Freising

Eigentlich sollte jetzt Erdbeersaison sein und die süße rote Frucht ihre Liebhaber verzücken. Egal ob pur genossen oder vielleicht als Erdbeerkuchen. Doch der viele Regen in den vergangenen Wochen hat den Erdbeeren arg zugesetzt. Die anbauenden Landwirte beklagen enorme Einbußen.

Karl Holzner, Leiter von neun Erdbeerfeldern, fünf davon rund um Freising, ist von der misslichen Situation direkt betroffen. Durch die vielen Regenschauer in den vergangen zwei Wochen gäbe es in diesem Jahr viel weniger Erdbeeren, klagt er. Rund 30 bis 50 Prozent könne er weniger an die Großhändler liefern. Ein weiteres Problem sei, dass die Erdbeeren durch die hohe Luftfeuchtigkeit viel empfindlicher seien. "Sie müssen schnell verarbeitet werden, da sie nicht länger als ein bis zwei Tage halten", sagt Holzner. Das stellt ein zusätzliches Problem für die Großmarktschiene dar, die nur mit entsprechender Kühlung die Frische der Beeren wahren kann.

"Es ist unheimlich schwierig, gute Ware zu finden"

Die prekäre Lage um die Erdbeeren kann auch Geschäftsführer Florian Schweiger des gleichnamigen Obst-und Gemüsegeschäfts in Freising bestätigen. "Es ist zurzeit unheimlich schwierig, gute Ware zu finden", erzählt der Geschäftsführer, während er schlechte Erdbeeren aussortiert. "Das ist schon blöd. Die Bauern arbeiten das ganze Jahr auf die paar Wochen hin und dann verregnet's denen alle Erdbeeren." Er selber bezieht seine Erdbeeren aus einer Großmarkthalle in München. Daher weiß er, dass alle Verkäufer und Käufer das gleiche Schicksal erleiden.

Doch so unglücklich die Lage auch klingen mag, ein wenig Gutes habe der Regen schon gebracht, meint Erdbeerfeldbesitzer Holzner. "Für die Pflanzen war der Regen gut. Sie konnten dadurch viel größere Früchte als sonst entwickeln." So können sich die Selbstpflücker über die besonders dicken Erdbeeren freuen. Je nach Wetterlage seien es zwischen 500 bis 5000 Pflücker, die täglich auf seinen Erdbeerfeldern ihren Bedarf decken. Holzner erzählt, dass viele der Besucher seiner Felder die Beeren bereits kurz nach dem Aufsammeln zu Marmelade verarbeiten und dadurch keine Probleme mit der kurzen Haltbarkeit der empfindlichen Früchte hätten. In den kleinen Ständen an seinen Feldern pflücke man zudem stündlich die zu verkaufenden Erdbeeren, wodurch er eine konstante Frische garantieren könne. Entgegen der Lieferengpässe für den Großhandel seien für den Direktverkauf an den Ständen als auch für die Selbstpflücker vor Ort noch ausreichend Erdbeeren vorhanden. Jedoch nur noch die nächsten zwei Wochen, dann endet die Erdbeersaison. "Die Leute müssen sich also beeilen", fügt Holzner hinzu.

Wintergerste, Weizen und Hafer profitieren vom Wetter

Was für die Erdbeeren Fluch und Segen zugleich ist, könnte bei den meisten Getreidefeldern in der Region für eine ertragreiche Ernte sorgen. Wintergerste, Weizen und Hafer profitieren von dem vielen Regen und müssen durch die feuchten Wetterbedingungen nicht trockenen Boden fürchten, sagt Geschäftsführer Gerhard Stock vom Bayerischen Bauernverband Freising-Erding. "Besonders der Hopfen gedeiht prächtig bei der Witterung." Einzig und allein dem Mais sei es derzeit zu kalt, was dieser aber "locker aushält".

Auch anderen landwirtschaftlichen Kulturen wie einfachem Grünland oder den Wäldern kommt der Regen zugute - solange nicht zu viel Nass vom Himmel kommt. "Der Landkreis Freising hatte Glück, dass er von dem schlimmen Wetter weitgehend verschont gelieben ist", sagt Stock. Dennoch hoffe man, dass mit dem kalendarischen Sommeranfang nächste Woche endlich auch das wärmere Wetter komme. Besonders für die Landwirte wäre das zwingend nötig, damit sie aus den gut gewachsenen Gräsern Heu machen können. Doch die Meteorologen wollen sich nicht festlegen, wie es mit dem Sommer weiter geht. Es werde heiße und kühle Phasen, genauso wie trockene und feuchte geben - heißt es.

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