Autobahndirektion im Auftrag des Bundes:Bauen für die Zukunft

Der Ausbau der Tank- und Rastanlage Fürholzen an der Autobahn A 9 soll technologisch und bei Umweltstandards neue Maßstäbe setzen. Sogar an einen Wasserstofftankstelle wird gedacht. Die Zahl der Parkplätze wird vervielfacht

Von Alexandra Vettori, Fürholzen

Der Ausbau der Tank- und Rastanlage an der Autobahn A 9 hat begonnen, seit einigen Tagen ist der Parkplatz in Fahrtrichtung München gesperrt. Bis Ende 2017 wird das so bleiben, dann stehen auf der Ostseite der Autobahn nicht mehr sechs, sondern 110 Lastwagen-Stellplätze und nicht mehr 17, sondern 154 Autoparkplätze zur Verfügung. Außerdem wird eine neue Tank- und Rastanlage gebaut. Bisher gab es in Fahrtrichtung München nur den Parkplatz, Rasthaus und Tankstelle liegen auf der Westseite in Fahrtrichtung Nürnberg. Künftig kann in beide Richtungen eingekehrt werden. Bei der neuen Raststätte Fürholzen-West will der Bund nicht nur technologisch, sondern auch bei den Umweltstandards Neuland beschreiten.

"Tank- und Rastanlage der Zukunft" lautet der Arbeitstitel, vorgesehen sind nicht nur Zapfsäulen für Benzin und Diesel, sondern auch Stromladestationen und sogar eine Wasserstofftankstelle. Ob Letztere umgesetzt wird, ist allerdings noch nicht sicher. "Da werden im Moment Gutachten zur Wirtschaftlichkeit erstellt", erklärt Josef Seebacher, Pressesprecher der Autobahndirektion Süd. Eine Wasserstofftankstelle erfordere ein umfassendes Sicherheitskonzept, erste Untersuchungen gingen deshalb von Betriebskosten in Höhe eines "großen sechsstelligen Betrags im Jahr" aus. Auch beim Gebäudekonzept hegt der Bund große Wünsche, es soll energieautark sein, den Strombedarf also selbst decken. Anfänglich dachten die Planer an ein eigenes Windrad, doch das stünde genau in der Einflugschneise zum Münchner Flughafen. Erdwärme ist aus geologischen Gründen ausgeschlossen, so bleibt nur Photovoltaik. Ob die Anlage rund um die Parkplätze aufgestellt wird oder etwa auf überdachten Parkplätzen, all das untersuchen derzeit die Gutachter. Insgesamt gibt die Autobahndirektion im Auftrag des Bundes für die Tiefbauarbeiten 9,1 Millionen in der Anlage Fürholzen-West aus, 13,5 Millionen sind es auf der Ostseite.

Ist das Konzept für die Tankstelle der Zukunft fertig, startet der Bund die Konzessions-Ausschreibung für Investoren und Betreiber. Geht es nach seinen Vorstellungen, soll schon im nächsten Jahr mit dem Bau der neuen Anlage auf der Westseite der A 9 begonnen werden, die Fertigstellung ist für das Jahr 2017 vorgesehen. Das aber, räumt Josef Seebacher von der Autobahndirektion ein, sei ein sehr sportlicher Zeitplan. Auf jeden Fall wird im nächsten Jahr auch der Parkplatz auf der Ostseite der A 9 erweitert. Voraussichtlich sechs Monate lang ist die bestehende Tank- und Rastanlage dann gesperrt. Der Parkplatz wird in der Zeit von bisher 19 auf künftig 132 Lastkraftwagen-Stellplätze und von bisher 48 auf künftig 169 Autostellplätze erweitert. Außerdem hat die Tank- und Rast-AG, der die Anlage gehört, angekündigt, diese abzureißen und zu erneuern. Die Aktiengesellschaft Tank und Rast, ist vor kurzem für 3,5 Milliarden Euro in den Besitz der Allianz Versicherung, der Münchener-Rück-Tochter MEAG und des Staatsfonds von Abu Dhabi über gegangen. Davor wechselte sie bereits dreimal den Besitzer, seit der Bund 1998 im Zuge einer Privatisierung 350 Tankstellen und 390 Raststätten mit 50 Hotels im Paket verkauft hatte.

Sehnlichst erwartet wird die Erweiterung der Raststätte Fürholzen vor allem von Lastwagenfahrern. Auf der A 9 herrscht eklatanter Parkplatzmangel für Laster, weshalb die Fahrer zunehmend Probleme haben, ihre vorgeschriebenen Ruhezeiten einzuhalten. Aus dem Grund wird auch der Echinger Parkplatz am G'fild erweitert, allerdings in wesentlich geringerem Umfang. "Wir versuchen überall, herauszukitzeln, was geht", sagt Josef Seebacher. Um die Lastwagenfahrer geht es auch bei der technologischen Innovation, die in der neuen Rastanlage Fürholzen erprobt werden soll. 14 Park- und Raststätten entlang der A 9 sind in ein System integriert, das die ein- und ausfahrenden Autos und Lastwägen zählt und so Aufschluss über freie Plätze gibt. Vor allem den Berufskraftfahrern ermöglicht das eine besser Planung ihrer Lenk- und Ruhezeiten. Mit dem System erhoffen sich die Verkehrsplaner eine um 50 Prozent bessere Ausnutzung vorhandener Parkflächen.

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