Ausstellung in der Stadtbibliothek:Schockstarre

Ausstellung in der Stadtbibliothek: Schockierend und provokant: Die Puppen-Fotografien von Hugo Regotta sind keine leichte Kost.

Schockierend und provokant: Die Puppen-Fotografien von Hugo Regotta sind keine leichte Kost.

(Foto: Marco Einfeldt)

Noch bis zum 23. Juli zeigt der Fotograf Hugo Regotta eine Auswahl seiner provokanten Bilder von entstellten Puppen

Von Jenny Schößler, Freising

Eingepfercht in einem Vogelkäfig starren vier blaue Babypuppen ins Leere. Die Körper sind durch einen Effekt ins bläulich-schwarze verzerrt, während der Rest des Fotos in seinen ursprünglichen Farben leuchtet. Fünf Meter weiter thront eine Puppe auf einer abgebrochenen Säule umgeben von Bauschutt. Zumindest ihr Kopf, ein Arm und ein Bein. Die restlichen Körperteile liegen verteilt um die Säule herum.

Seit Ende Mai ist die Stadtbibliothek in Freising Bühne für die schockierenden Puppenbilder des Fotografen Hugo Regotta. Der mittlerweile 69-Jährige ist in Langenbach in Oberösterreich geboren, hat seine Kindheit in Essingen verbracht und kam nach seinem Studium in München nach Freising. Bereits mit 13 Jahren entdeckte er die Fotografie für sich. Er lichtet seither alles ab, was laut eigenen Aussagen "nicht schnell genug weglaufen kann". Mit dem Fotografieren von Puppen hat er sich ein dementsprechend leichtes Motiv ausgesucht.

14 Jahre ist es her, dass Regotta an einem kalten Februartag einen haarigen Puppenkopf aus der Amper gezogen hat. Er dachte erst, es wäre ein Mensch. Unspektakulär wie der Kopf war, warf er ihn wieder ins Wasser zurück - jedoch in einen Tümpel neben dem Fluss. Dabei landete die Puppe so, dass nur noch die Nase aus dem seichten Gewässer schaute. Regotta fotografierte die Szene. Erst Zuhause bemerkte er, dass das Bild etwas hergab. Bei ihm entwickelte sich ein Interesse, Puppen in allen Facetten abzulichten. Von den rund 1 000 Bildern, die Regotta in den Jahren nach der Fluss-Episode aufgenommen hat, wählte der Fotograf in diesem Frühjahr insgesamt 50 aus. Er wollte sie einem breiten Publikum in einer Ausstellung präsentieren. Viele der Bilder sind überarbeitet, verzerrt oder mit anderen Hintergründen versehen. Eine Babypuppe schwebt zum Beispiel im Weltall. Der Künstler will seine Fotografien aber für sich sprechen lassen. Was die genaue Intention betrifft, hüllt sich Regotta in Schweigen. Nur soviel: "Ich möchte das den Leuten überlassen, die sollen sich selber Gedanken machen. Gut, wenn da Puppen im Wasser oder Eis liegen und man dann noch Zeitung liest und sieht was alles mit kleinen Kindern passiert, ist es auch nicht so schwer, da selber drauf zu kommen."

Trotz der teils sehr provokanten Bilder ist sich Regotta im Klaren darüber, dass die Stadtbibliothek ein Ort ist, der täglich von Kindern aufgesucht wird. Dementsprechend entschied er sich bewusst dagegen, ganz extreme Fotografien zu zeigen - wie beispielsweise eine Sexpuppe mit aufgerissenem Mund im Wald. "Das habe ich versucht zu vermeiden, weil das wollte ich mir nicht antun. Es wäre auch heikel, weil ich mich da irgendwo auf ein Gebiet begebe, das problematisch ist." Bei allen ausgestellten Bildern wägte der Fotograf immer ab, inwieweit die Fotos für die breite Öffentlichkeit geeignet sind. Nach diesem Kriterium entschied Regotta auch, ob es die Puppenbilder in die Ausstellung schaffen. "Es gibt zwar schon Fotos von Puppen, die oben ohne sind, da hab ich auch überlegt, kannst du das oder kannst du das nicht machen. Aber ich meine, das muss die Welt verkraften. Wenn meine Zuschauer das nicht verkraften, dann kann ich auch nix dafür."

Seine Frau und Kinder stören sich jedenfalls nicht an den Puppenfotografien. Ganz im Gegenteil, Regottas Frau animierte den Fotografen sogar, die Bilder auszustellen. Auch der Sohn hilft dem Vater oft, wenn dieser Probleme mit dem Bearbeiten seiner Bilder hat. Ihm verdankt der Fotograf einen nicht unerheblichen Teil seiner Ausstellung. Ohne die Hilfe des Sohns hätte er viele Bilder nicht nach seinen eigenen Vorstellungen verändern können.

Die Ausstellung kann noch bis zum 23. Juli zu den normalen Öffnungszeiten der Stadtbibliothek besucht werden. Alle ausgestellten Bilder sind für Interessenten käuflich erwerblich.

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