Ausgezeichnete Schülerzeitung:Der andere Blick

Ausgezeichnete Schülerzeitung: Jedes Jahr ist ein Experiment: Die Zoom-Redaktion an der Fach- und Berufsoberschule wechselt ständig. Eines haben die unterschiedlichen Teams aber gemeinsam: Ihre Arbeit ist ambitioniert und nicht selten preiswürdig.

Jedes Jahr ist ein Experiment: Die Zoom-Redaktion an der Fach- und Berufsoberschule wechselt ständig. Eines haben die unterschiedlichen Teams aber gemeinsam: Ihre Arbeit ist ambitioniert und nicht selten preiswürdig.

(Foto: Marco Einfeldt)

"Zoom", die Schülerzeitung der Fach- und Berufsoberschule Freising, gibt es seit 20 Jahren. Die jungen Blattmacher greifen Themen auf, die ihnen wichtig sind - und sie haben bereits mehrere Preise bekommen

Von Laura Dahmer, Freising

"Es ist mit das Wichtigste, was ich beruflich gemacht habe", stellt Beate Keeser fest. Ihr Blick ruht auf einer Ausgabe der Schülerzeitung Zoom. Das dicke Heft mit einem Mosaik aus Porträtfotos auf dem Cover mutet professionell an. Von Beginn an begleitet die Deutsch- und Geschichtslehrerin das Projekt der Fach- und Berufsoberschule Freising, das dieses Jahr 20 wird. Die Besetzung der Schülerredaktion wechselt Jahr für Jahr, die einzigen Konstante: Beate Keeser und ein etwa 70-seitiges Endprodukt, das nicht nur Texte über das Schulleben abdruckt, sondern auch vor politischen und gesellschaftlichen Themen nicht zurückschreckt - und fast jedes Jahr mit einem Preis ausgezeichnet wird. Vor wenigen Tagen erst gab es die "Raute" der Hanns-Seidel-Stiftung.

Eine weitere Auszeichnung hat Zahra Lalzad vor zwei Jahren bekommen. Die ehemalige Schülerin wurde von dem bayerischen Schülerzeitungswettbewerb "Blattmacher" für ihre Titelstory "Flüchtlinge" ausgezeichnet. "Ich wollte den Lesern näherbringen, was in uns Flüchtlingen vorgeht und welchen Fragen wir uns täglich stellen", beschreibt die junge Afghanin, die seit sechs Jahren hier lebt. Vergangenes Jahr hat sie ihr Fachabitur gemacht, studiert mittlerweile Jura in Passau. Von ihrer Schülerzeitung kann sie sich trotzdem nicht ganz verabschieden: Für die diesjährige Ausgabe schreibt Zahra Lalzad gerade an einem Gastbeitrag über die Herstellung von Kleidung in Indien und Bangladesch. "Die Zoom hat mir eine Plattform geboten, über Themen zu diskutieren, denen man nicht jeden Tag begegnet. Und nicht weiß, wie andere darüber denken", stellt die 21-Jährige fest.

Die Zeitung entsteht in der Freizeit der Schüler, Redaktionssitzungen finden in der großen Pause statt, das finale Layout wird an Wochenenden vorgenommen. Dafür braucht es engagierte Redakteure, Fotografen, Zeichner und Layouter - jedes Jahr aufs Neue. Denn die Schüler sind alle nur zwei bis drei Jahre an der Schule, viele werden erst in ihrem letzten Schuljahr für Zoom tätig. Beizeiten stellt Keeser das vor Herausforderungen: "Mal finden sich mehr, mal weniger Schüler. Letztes Jahr haben wir die Ausgabe zu dritt fertig gemacht". Hilfe von außen will sie bei solchen Engpässen aber nicht hinzuziehen, hält sich auch beim Layout an den Grundsatz der Zeitung: von Schülern, für Schüler. Für die Lehrerin hat die wechselnde Besetzung ohnehin nicht nur Nachteile. "Es ist jedes Jahr ein spannendes Experiment mit anderem Ausgang. In jeder Zeitung spiegeln sich die Beteiligten mit ihren Einflüssen wider." Eine Gemeinsamkeit haben aber alle bisherigen Redaktionen: "Die Schüler sind offen und ehrgeizig. Sie wissen, wo ihre Interessen liegen und können eigene Meinungen entwickeln", beobachtet Keeser. Darin liege auch der Schlüssel zum anhaltenden Erfolg der Schülerzeitung.

Sorgen um Nachwuchs muss sie sich für die diesjährige Jubiläumsausgabe nicht machen. 13 interessierte Gesichter sitzen vor Keeser in der Besprechung, darunter drei Fotografen, zwei Zeichner und viele Schreiber. Zum ersten Mal überhaupt sind es Schüler aus allen drei Jahrgangsstufen. "Ich will hier Themen einbringen, die in anderen Zeitungen nicht auftauchen, aber trotzdem wichtig sind", erklärt Noemi. Mitschüler Phu erhofft sich von der Arbeit bei der Schülerzeitung, dass sich sein Deutsch verbessert. Einige andere beklagen, dass sie an ihren vorherigen Schulen keine solche Zeitung hatten oder dass die einfach keine interessanten Themen behandelt hat. Die Möglichkeit, die ihnen Zoom bietet, wollen sie deshalb wahrnehmen. Inhaltliche Einschränkungen gibt es kaum. "Es müssen alle mit dem Thema des Artikels einverstanden sein - ansonsten sind die Schüler völlig frei, worüber sie schreiben und wie sie das umsetzen", betont Keeser. Redakteurin Vanessa weiß schon, wovon ihr Beitrag handeln soll. "Mich ärgert der Entscheidungsprozess für Studiengänge, vor allem bei Medizin. Der Numerus clausus ist einfach kein Wert, um über die Eignung eines Einzelnen zu entscheiden", bemängelt die Schülerin. Sie will jetzt Recherche betreiben, vielleicht Umfragen und Interviews führen und das Thema dann kompakt aufbereiten. Ansonsten steht die Jubiläumsausgabe der Zoom noch am Anfang. "Sie soll aber etwas Besonderes werden", erklärt Beate Keeser. "Ohne euch jetzt unter Druck setzen zu wollen", fügt sie lachend hinzu.

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