Ausbildung von Flüchtlingen:Lernen fürs Leben

Ausbildung von Flüchtlingen: Der junge Flüchtling Kovan lernt im Friseursalon "Charisma" in Au. Seine Chefin Margit Gantner war überrascht, wie groß der bürokratische Aufwand für die Genehmigung dieser Ausbildung war.

Der junge Flüchtling Kovan lernt im Friseursalon "Charisma" in Au. Seine Chefin Margit Gantner war überrascht, wie groß der bürokratische Aufwand für die Genehmigung dieser Ausbildung war.

(Foto: Marco Einfeldt)

Der 19-jährige Kovan macht in Au eine Ausbildung zum Friseur. Ob er für immer in Deutschland bleiben kann, ist fraglich, sein Asylantrag wurde abgelehnt. Doch einen Beruf zu haben, wird ihm auf jeden Fall nützen.

Von Katharina Aurich, Au

Ohne ein Wort Deutsch zu sprechen, erreichte der heute 19-jährige Kovan aus dem Irak 2015 Deutschland und kam zunächst in der Notunterkunft in der Turnhalle an der Wippenhauserstraße unter. Heute macht der junge Mann, der inzwischen im Jugendhaus Alveni der Caritas in Au lebt, in einem örtlichen Salon eine Friseurlehre und geht zur Berufsschule.

Bis der junge Mann und die Friseurmeisterin allerdings im vergangenen August den Ausbildungsvertrag unterzeichnen konnten, gab es viele Hürden zu überwinden, wie Peter Spies, Leiter des Jugendhauses in Au, und die Betreuerin Kristin O'Dwyer während eines Pressegesprächs im Friseursalon schilderten. Seinen Nachnamen möchte Kovan nicht in der Zeitung lesen. Er sei Jeside, eine Glaubensgemeinschaft, deren Mitglieder in seiner Heimat verfolgt würden, und befürchte daher Repressalien.

Die Ausbildung ist eine Win-Win-Situation für Kovan und die Inhaberin des Salons

Nach seiner Ankunft hatte Kovan sofort bei der Volkshochschule in Moosburg einen Deutschkurs besucht. Nach seinem Umzug in die Caritas-Einrichtung in Au machte er zunächst ein Praktikum im Friseursalon, denn sein Traum war, Friseur zu werden. Dies sei ein Glücksfall gewesen, erinnert sich Margit Gantner, Inhaberin des Friseursalons, die händeringend immer wieder Auszubildende sucht.

Nachdem Kovan das Praktikum in Gantners Friseurladen beendet hatte, besuchte er die Berufsintegrationsklasse der Berufsschule in Freising, um noch besser Deutsch zu lernen. Im März 2017 bot ihm Gantner dann einen Ausbildungsvertrag an und ging mit Kovan gemeinsam zum Ausländeramt, um eine Erlaubnis dafür zu beantragen. Damals, im Sommer 2017, wurden diese Anträge noch großzügiger behandelt, im November erließ das Innenministerium jedoch eine Weisung und forderte die Ausländerämter auf, nach eigenem Ermessen nur noch Jugendlichen mit einer guten Bleibeperspektive, die ihre Identität nachweisen könnten, eine Ausbildung zu genehmigen.

Nach jeder Menge Papierarbeit erhielt Kovan die Ausbildungserlaubnis

Obwohl Kovans Antrag noch vor dieser Zeit eingegangen war und gute Chancen auf eine Genehmigung hatte, begleitete ihn Gantner mehrmals zur Behörde. Der bürokratische Aufwand sei unglaublich hoch, schildert die Friseurmeisterin, unzählige Papiere hätten beschafft werden müssen, damit habe sie nicht gerechnet. Schließlich erhielt Kovan Ende Juli seine Ausbildungserlaubnis.

Insgesamt hat das Ausländeramt des Freisinger Landratsamtes im vergangenen Jahr 21 Mal eine Ausbildungserlaubnis erteilt. Drei seien zunächst abgelehnt worden, heißt es aus der Pressestelle der Behörde. Inzwischen seien aber zwei davon genehmigt worden, da die Antragsteller die Voraussetzungen erfüllt hätten. In diesem Jahr sei bereits fünf Mal eine Ausbildungserlaubnis erteilt worden, sechs Anfragen befänden sich noch in der Prüfung. In den ersten sechs Wochen des Jahres seien noch keine Anträge auf eine Ausbildungserlaubnis abgelehnt worden, insgesamt seien im Moment 42 geflüchtete Menschen in Ausbildung, informiert die Pressestelle.

Kovans Asylantrag wurde inzwischen zwar abgelehnt. Weil er aber eine Ausbildung mache, dürfe er diese beenden und anschließend zwei Jahre in seinem Beruf arbeiten, erklärt seine Betreuerin. Und was der junge Mann jetzt in seiner Lehrzeit lerne, werde ihm sein ganzes Leben lang nützen, unabhängig davon, wo es ihn einmal hin verschlage, betont O'Dwyer.

Leider müsse er jetzt als Erwachsener aus dem Jugendhaus ausziehen. Seine Chefin ist jedoch optimistisch, dass der freundliche junge Mann über die Kontakte in ihrem Friseurladen bald eine eigene, kleine Unterkunft in Au findet.

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