Aufgeben gilt nicht:Kaufhaus Rentabel kämpft weiter

Rentabel

Alles, was man so braucht, gibt es im Kaufhaus Rentabel an der Kepserstraße in Freising.

(Foto: Lukas Barth)

Es soll die Existenz des Caritas-Projekts sichern: Mit längeren Öffnungszeiten am Freitag und auch am Wochenende will das Gebrauchtwaren-Kaufhaus kundenfreundlicher werden.

Von Laura Dahmer, Freising

Rentabel kämpft weiter. Ende 2015 sah noch alles danach aus, dass das Gebrauchtwaren-Kaufhaus der Caritas schließen müsste: Das Geld reichte nicht mehr, das Projekt rutschte tief in die roten Zahlen. Weil aber weder die Caritas noch der Landkreis und das Rote Kreuz eine Schließung zulassen wollten, sprachen sie dem Kaufhaus 2016 eine finanzielle Unterstützung zu - befristet auf drei Jahre. Der Laden in Moosburg musste geschlossen werden, das Freisinger Kaufhaus an der Kepserstraße aber konnte erhalten werden. Rentabel wollte die drei Jahre dafür nutzen, Maßnahmen zu ergreifen - um auch nach Ablauf der Frist überleben zu können. Eine dieser Maßnahmen: Eine Erweiterung der Öffnungszeiten. An diesem Freitag öffnet Rentabel erstmals bis 18 Uhr die Türen. Bisher konnte man freitags nur bis 16 Uhr einkaufen. Von sofort an hat das Kaufhaus jetzt außerdem jeden Samstag von 10 bis 14 Uhr geöffnet.

"Wir wollen damit kundenfreundlicher sein und es auch Berufstätigen ermöglichen, bei uns einzukaufen und Waren abzugeben", erklärt dazu Andrea Lachner, Fachdienstleiterin der Rentabel-Betriebe. Sie hat die Hoffnung, damit mehr Umsatz zu machen. Dabei wandert die Organisation auf einem schmalen Grad: Als zertifizierter Betrieb hat sie Vorgaben zu erfüllen. Rentabel darf keinen Wettbewerb darstellen, muss zusätzlich und gemeinnützig bleiben. Das mache es schwierig, Umsatz zu machen. Und das sei eigentlich auch nicht das Ziel. "Wir sind in erster Linie ein Beschäftigungsbetrieb und erst in zweiter Linie ein Kaufhaus", betont Lachner.

Bei Rentabel arbeiten Langzeitarbeitslose und psychisch kranke Menschen, Asylbewerber und anerkannte Flüchtlinge

Bei Rentabel arbeiten Langzeitarbeitslose und psychisch kranke Menschen, Asylbewerber und anerkannte Flüchtlinge. Das Projekt will sie, soweit möglich, zurück an den regulären Arbeitsmarkt führen. Und das funktioniert: Als Norbert Stein vor 15 Jahren zu Rentabel kam, hatte er sich schon beinahe aufgegeben. "Lüftungsbauer, Bierfahrer - ich habe viel probiert, nirgendwo gab man mir eine Chance", erinnert sich der ehemalige Langzeitarbeitslose. "Wäre Rentabel nicht gewesen, wäre ich untergegangen." Stein begann als Ein-Euro-Jobber in dem Warenhaus. Ein Jahr später bot man ihm eine Festanstellung an. Nebenbei machte er noch eine Ausbildung und ist heute pädagogischer Arbeitsanleiter, immer noch im Rentabel. "Ich gehe erst, wenn die Rente ruft", grinst Stein. Für Menschen wie ihn soll Rentabel ein Auffangbecken sein. Das sei in Freising, einem Landkreis mit geringer Arbeitslosenrate, besonders wichtig.

"Wer hier lange ohne Beschäftigung ist, hat es zunehmend schwer, zurückzufinden", weiß Andrea Lachner. Gerade diese Menschen müsse man unterstützen. Das Projekt umfasst dabei nicht nur das Kaufhaus an der Kepserstraße: Auch das Buchcafé "Etappe", ein Repair-Café, ein Möbeltransport und die Reinigung von Badeseen und Spielplätzen gehören zu Rentabel. Das Kaufhaus aber ist das Aushängeschild des Projektes, seine Erhaltung liegt Lachner und ihren Mitarbeitern besonders am Herzen. Neben den erweiterten Öffnungszeiten bewirbt sich die Caritas deshalb um Geld aus dem Europäischen Sozialfonds und andere Fördergelder. Die Rentabel-Leiterin hofft außerdem auf den Landkreis: "Ich hoffe, Rentabel ist dem Landkreis wichtig genug, vielleicht auch über die drei Jahre hinaus zu fördern."

In den 90ern fing alles mit einer Übernachtungsmöglichkeit und einem Flohmarkt an

Seit mittlerweile 20 Jahren bietet das Kaufhaus Langzeitarbeitslosen den Weg zurück an den Arbeitsmarkt. Dabei fing es ganz anders an: In den 90ern wollte die Caritas eine Übernachtungsmöglichkeit für alleinstehende Wohnungslose schaffen. Die Renovierung der Unterkunft nahm sie mit Arbeitslosen in Angriff. "Die Helfer waren begeistert und glücklich über die Beschäftigung", sagt Lachner rückblickend. Das Projekt wurde deshalb weitergeführt: Als Flohmarkt, bei dem gestiftete Waren verkauft wurden. Irgendwann bekam der Verkauf eine erste eigene Adresse. Nach zwei Umzügen und Expansion wurde daraus das Kaufhaus an der Kepserstraße. Aber eines ist geblieben: "Die Idee des Beschäftigungsbetriebes", so Lachner.

Bei einem Rundgang durch das Kaufhaus bittet sie eine Mitarbeiterin nach einem Satz zu Rentabel: "Soll bleiben!", ruft diese.

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