Mietpreise im Landkreis:Flucht in den Norden

Mietpreise im Landkreis: SZ-Grafik

SZ-Grafik

Weil Mietwohnungen in Freising und entlang der S-Bahn immer teurer werden, gibt es einen Trend zum Umzug in die Hallertau. Die Mieten des Landkreises im Vergleich.

Von Alexandra Vettori, Landkreis

Irgendwo zwischen neun und 19 Euro liegt derzeit die Quadratmeter-Kaltmiete in Freising, abhängig von Lage und Zustand der Wohnung. Die Domstadt steht damit in der Preispyramide des Landkreises ganz oben. Die Durchschnittsmiete schwankt hier je nach Immobilienanbieter zwischen 9,40 und 13 Euro.

Einen offiziellen Mietspiegel gibt es nicht. Analog zu den Preisen auf dem Immobilienmarkt klettern die Mieten seit Jahren kontinuierlich. In den vergangenen fünf Jahren weist der oberbayerische Durchschnitt laut Immobilienverband eine Steigerung bei Bestandswohnungen um 23,5 Prozent auf, bei Neubauwohnungen sind es 16,3 Prozent.

Preispyramide die Orte entlang der S-Bahn

Nach Freising folgen in der Preispyramide die Orte entlang der S-Bahn, von Pulling abgesehen, das wegen des Lärms in der Einflugschneise des Flughafens schwer vermittelbar ist. Gut 12,52 Euro beträgt die durchschnittliche Quadratmeter-Kaltmiete in Neufahrn laut Immobilienportal Immowelt, wo in den Durchschnittspreis auch die unterschiedlichen Wohnungsgrößen eingerechnet werden und auf dessen Zahlen sich die Freisinger SZ deshalb bezieht. Im Nachbarort Eching sind es 10,24 Euro, in Hallbergmoos kostet der Quadratmeter Mietwohnung 10,60 Euro.

Wo es keine S-Bahn gibt, sinken die Preise gleich spürbar: In Allershausen kommt der Quadratmeter durchschnittlich auf 8,34 Euro, in Fahrenzhausen auf 7,90, in Zolling auf 8,89, in Moosburg auf 8,42, in Langenbach auf 8,13 und in Marzling auf 8,30 Euro. Längst hat sich die Welle der Wohnungssuchenden in die nördlichsten Hügelketten des Landkreises ergossen, dorthin, wo oft nur der Schulbus als öffentliches Verkehrsmittel fährt.

Eine Doppelhaushälfte für 985 Euro Kaltmiete

"Der Trend geht klar in die Hallertau", beobachtet der Freisinger Immobilienmakler Jürgen Mieskes. Er weiß von einer Doppelhaushälfte in einer kleinen Ortschaft im Nordosten des Landkreises, die für 985 Euro Kaltmiete im Monat zu haben ist, "da herrscht ein Riesen-Andrang", so Mieskes. Immerhin müssten für ein ähnliches Haus in Freising Preise um die 1400 Euro gezahlt werden.

Sozialer Wohnungsbau

Auf eine Sozialwohnung - wie hier an der Bourdonstraße - muss man in Freising mittlerweile sieben Jahre warten.

(Foto: Marco Einfeldt)

Es ist auch nicht so, dass es keine Mietwohnungen im Landkreis gäbe: Allein eine Plattform für provisionsfreie Immobilien zählt derzeit 67 Angebote auf, 24 in Freising, sechs in Eching, drei in Neufahrn und zwei in Hallbergmoos. Das Problem aber sind die hohen Preise und die meist gehobene Ausstattung bei neuen Wohnungen.

Derzeit auf dem Markt ist beispielsweise eine "extravagante Dreizimmer-Balkonwohnung" in Kirchdorf mit 120 Quadratmetern Wohnfläche und einer Kaltmiete von 1080 Euro monatlich. In Eching ist eine "Zweizimmer-Galeriewohnung" mit 94 Quadratmetern im Angebot, die Kaltmiete beträgt hier 906 Euro. Nur unwesentlich mehr ist für eine "großzügige Fünfzimmerwohnung" mit 150 Quadratmetern Wohnfläche und Gartennutzung in Nandlstadt zu bezahlen, die derzeit für 950 Euro gehandelt wird.

Angebote in Freising sind selten länger als zwei Wochen im Netz

Trotz des massiven Preisunterschieds sind die stadtnahen Wohnungen mehr gesucht. Mietangebote in Freising, beobachtet Immobilienmakler Jürgen Mieskes, stehen selten länger als zwei Wochen im Netz. Bei Immobilien auf dem Land könnten es auch mal vier bis sechs Wochen sein.

Ändern wird sich an der Gesamtsituation so schnell nichts, das sagen alle Prognosen voraus. Wer sich die Mieten nicht leisten kann, muss entweder wegziehen oder sich beschränken. Teresa Hillenbrand vom Mieterverein Freising weiß von Familien, die sich mit einer Zweizimmerwohnung bescheiden, ebenso wie von solchen, die aufs Land ziehen.

Sieben Jahre Warten auf eine Sozialwohnung

Die Nachfrage nach Wohnungen nehme stetig zu, was sich auch in der Zahl der Mitglieder im Mieterverein spiegelt. Laut Hillenbrand kommen jedes Jahr 120 neue dazu. Aussicht auf eine der wenigen Sozialwohnungen, die es im Landkreis gibt, haben die wenigsten. Nur vereinzelt gibt es Sozialwohnungen, und wenn, dann sind sie schnell belegt. In Freising, wo die Stadt immerhin 1200 Wohnungen für sozial Schwache unterhält oder fördert, beträgt die Wartezeit mittlerweile bis zu sieben Jahre.

Neben den hohen Mietpreisen haben Wohnungssuchende aber noch eine weitere Hürde zu nehmen: Immer mehr Vermieter geben sich mit Kaution, Verdienstnachweis und Schufa-Auskunft nicht mehr zufrieden. Laut Jürgen Mieskes geht es zunehmend auch um die Persönlichkeit des Mieters im Kampf um den raren Wohnraum: "Das Erscheinungsbild, das Aussehen, Kinder, Haustiere, Raucher, Beruf, all das sind Auswahlkriterien, die immer wichtiger werden."

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