Auf dem Domberg:Ein Fest der Begegnung

Hunderte Gläubige, auch aus anderen europäischen Ländern, feiern am Wochenende das Fest des heiligen Korbinians. Kardinal Marx nimmt zusammen mit dem französischem Bischof Pausard die Kindersegnung vor

Von Luise Helmstreit

Auf dem Domberg: efm. Lichterprozession mit dem Korbiniansschrein zum Freisinger Mariendom

efm. Lichterprozession mit dem Korbiniansschrein zum Freisinger Mariendom

(Foto: Marco Einfeldt)

"Der heilige Korbinian war eine europäische Figur", mit diesen Worten hat Kardinal Reinhard Marx zu Beginn des diesjährigen Korbinianfestes die Pilgerfahrer begrüßt, die sich am vergangenen Wochenende auf dem Freisinger Domberg zu Ehren des Bistumspatrons versammelt haben. "Vor rund 1300 Jahren durchquerte er auf seinen Pilgerfahrten viele der heutigen Länder Europas", erzählte der Kardinal weiter. Ursprünglich stammte Freisings Heiliger aus Évry in Frankreich, das aus diesem Grund auch eine Partnergemeinde der Stadt Freising ist. So waren am Wochenende auch Gäste aus der französischen Gemeinde in der Nähe von Paris gekommen, um gemeinsam den heiligen Korbinian zu feiern.

Auch aus anderen Ländern sind Besucher nach Freising gekommen, das Korbiniansfest wurde somit auch zu einem Fest der Begegnung. "Die Kirche ist eine Brückenbauerin. Und wir müssen uns fragen, wie die Kirche der Zukunft aussehen wird", erklärte Marx. Nach dem Festgottesdienst im Mariendom und dem gemeinsamen Mittagessen, das von einer Blaskapelle musikalisch unterlegt wurde, konnten die Besucher an verschiedenen Workshops teilnehmen. Sakrale Tänze, freie Erzählungen aus der Bibel, Führungen durch den Domhof und die Krypta oder Hineinschnuppern in die spirituellen Ideen anderer Weltreligionen waren die Themen. Für Familien wurde außerdem ein Vergolderkurs angeboten.

Speeddating zu Glaubensfragen

Um den Austausch mit den Gästen aus den Partnergemeinden in Gang zu bringen, haben sich die Organisatoren des Festes etwas Besonderes einfallen lassen: Anstelle des üblichen geschlossenen Treffens der Kommissionen aus beiden Gemeinden wurde in einer Art Speeddating, an dem jeder teilnehmen konnte, über Europa diskutiert. "Unter dem Thema: Mein, dein, unser Europa wollen wir uns auf die Spuren des heiligen Korbinian begeben", erklärte Initiator Herbert Schneider. So sprach man mit jedem neuen Gesprächspartner ein paar Minuten, dann rückten alle einen Stuhl weiter zum nächsten. Fühle ich mich als Europäer? Wie geht es weiter mit Europa? Und welche Rolle spielt dabei der christliche Glaube?

Nicht selten mussten sich die Gesprächspartner mit Händen und Füßen verständigen. Ihre Ergebnisse hielten sie dann auf Papier fest. "Ich bin überrascht, wie gut das funktioniert hat", freute sich Schneider am Ende. Er selbst war schon mehrmals zu Gast in Évry. "Die Gottesdienste sind ganz anders als bei uns", meinte er, "und Kirche und Staat müssen gesetzlich viel stärker getrennt werden, was manchmal zum Beispiel zu Finanzierungsproblemen führt."

Auch die Nachmittagsvesper wurde in diesem Jahr ein bisschen anders gefeiert als in den Jahren davor. Im Anschluss an den Festgottesdienst zogen alle Gläubigen gemeinsam, die Kinder voran, in einem feierlichen Umzug in die Domkrypta, um den Korbiniansschrein wieder an seinen angestammten Platz zurückzubringen. Weil dort nicht alle Kirchenbesucher Platz fanden, verfolgten viele das Geschehen auf Bildschirmen. "Letztes Jahr war das besser", bemerkte Besucherin Tina Loeser kritisch, "da hat man mehr mitbekommen. So zerläuft sich am Ende alles, und das ist schade."

Die Kindersegnung läuft bilingual

Die Kindersegnung übernahm zusammen mit Kardinal Marx auch Bischof Pausard aus der französischen Partnergemeinde, der das Amt erst vor Kurzem übernommen hat. "Er spricht zwar Französisch, aber segnen kann er trotzdem", meint Domrektor Marc-Aeilko Aris lachend. Im Anschluss an die Vesper läutete dann ein Domglockenkonzert das Ende der einwöchigen Feierlichkeiten zu Ehren des heiligen Korbinians ein.

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