Auch das Personal übersetzt:Diagnose: Sprachprobleme

Ärzte versorgen Flüchtlinge

Größtes Problem bei der Behandlung von Asylbewerbern ist die Sprachbarriere.

(Foto: Marijan Murat/dpa)

Die Versorgung von Asylbewerbern im Klinikum läuft bisher reibungslos, am häufigsten sind Magen- und Darmbeschwerden. Bei der Verständigung aber sind Improvisationstalent und ehrenamtliche Dolmetscher gefragt

Von Alexandra Vettori, Freising

Etwa 1800 Flüchtlinge leben derzeit im Landkreis Freising, in Turnhallen, Containern, Wohnungen und Gemeinschaftsunterkünften. In der Bevölkerung sorgt das Thema für viel Diskussionsstoff. Ernsthafte Probleme aber gibt es bisher nicht. Auch nicht im Klinikum Freising, wo das Personal bis Ende des Jahres etwa 300 Asylbewerber stationär und weitere 350 ambulant versorgt haben wird, schätzt Kliniksprecher Christoph Wenzel.

Auf die neue Patientengruppe haben sich die Mitarbeiter inzwischen eingestellt. Die Landkreisverwaltung, zuständig für Unterkunft, Verpflegung und medizinische Versorgung von Asylbewerbern, meldet ebenfalls: "Bisher liegen dem Landratsamt keinerlei Mitteilungen über Probleme hinsichtlich der Krankenbehandlungen vor."

Zu den häufigsten Leiden, mit denen Flüchtlinge in das Freisinger Krankenhaus kommen, zählen laut Wenzel, "allgemein internistische Erkrankungen wie Magen- und Darmprobleme. Die Behandlungen entsprechen aus ärztlicher Sicht einem gewöhnlichen Krankheitsspektrum." Die Kosten dafür übernimmt das Sozialamt des Landkreises, nicht die Krankenkasse. Wie hoch sie sind, kann Landratsamtssprecherin Anita Fußeder jedoch nicht sagen: "Es werden keine Statistiken zu der Ausgabe von Krankenscheinen oder den Kosten erhoben." Grundsätzlich erhalte nahezu jeder Asylbewerber einen Krankenschein und dürfe dann zum Arzt gehen. Bisher hat es vor allem kleine Behandlungen und eine Herz-Operation gegeben.

Wie die Höhe des Taschengeldes, das Flüchtlingen zusteht (143 Euro für einen allein stehenden Erwachsenen), ist auch ihre medizinische Betreuung im Asylbewerberleistungsgesetz geregelt. Danach werden akute Erkrankungen und Schmerzzustände ärztlich und zahnärztlich behandelt, einschließlich der Medikamente und Verbandsmittel. Auch werdende Mütter und Wöchnerinnen haben Anspruch auf Leistungen, Mutterschaftsgeld gibt es allerdings keines. Von Zuzahlungen zu Medikamenten sind Flüchtlinge befreit, einen Anspruch auf Psychotherapie, Vorsorgekuren, Rehabilitation, Zahnersatz und kieferorthopädische Behandlungen gibt es nicht, sie können aber im Einzelfall bewilligt werden. Überweisungen an einen Facharzt muss das Sozialamt absegnen.

Dass die Behandlung von Menschen, die oft nicht einmal Englisch sprechen, dem Krankenhaus-Personal einiges an Improvisation abverlangt, nimmt man im Klinikum Freising sportlich: "Das Thema Verständigung ist eine Herausforderung, denn professionelle Dolmetscher haben wir nicht im Haus", sagt Wenzel. Manchmal hätten Flüchtlinge Begleiter dabei, die vermitteln könnten, den Rest übersetzen Krankenhausmitarbeiter, die andere Sprachen sprechen. Etwa 20 Sprachen könne man abdecken, sogar Arabisch. Außerdem arbeite das Krankenhaus mit ehrenamtlichen Helfern zusammen, die beispielsweise Afghanisch und Persisch übersetzen können. "Eine entsprechende Liste mit Ansprechpartnern intern und extern steht allen Stationen zur Verfügung", erklärt Wenzel.

Weil es manchen Flüchtlingen, die zur Behandlung in das Freisinger Krankenhaus kommen, an Ortskenntnis mangelt, hat man jetzt eine Karte gefertigt, auf der zum Beispiel der Fußweg zum Landratsamt oder zur Unterkunft an der Wippenhauser Straße eingezeichnet ist, beschriftet in Englisch und mit Symbolen. "Wir prüfen momentan, ob wir ein allgemeines, mehrsprachiges Infoblatt über Abläufe im Krankenhaus an sich und speziell über das Klinikum Freising erstellen", fügt Wenzel hinzu. Was das Zusammentreffen der Kulturen anbelangt, betont er: "Die Erfahrungen der Kolleginnen und Kollegen des Klinikums sind positiv. Kulturkreis- oder religionsbedingte Probleme bei der Behandlung haben wir bislang im Klinikum Freising nicht."

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