Attraktiv wie nie zuvor:Zugpferd Masterstudium

In den vergangenen fünf Jahren hat sich die Zahl der Studienanfänger an der TU München in Weihenstephan fast verdreifacht. Für 30 Millionen Euro soll ein tierwissenschaftliches Forschungszentrum entstehen

Von Petra Schnirch, Freising

Die Master-Studiengänge sind längst Zugpferd der TU München (TUM) in Weihenstephan: In den vergangenen fünf Jahren hat sich die Zahl der Studienanfänger hier fast verdreifacht - sie stieg von 382 auf 939 Studenten. Zurückgegangen sind im Wintersemester 2015/16 dagegen die Einschreibungen für die Bachelor-Angebote. Mit 620 liegen sie deutlich unter den Vorjahren (2014: 780). Einen Grund zur Besorgnis sieht TUM-Präsident Wolfgang Herrmann darin jedoch nicht, er spricht von ganz normalen Schwankungen. Mit der Entwicklung des Wissenschaftszentrums Weihenstephan (WZW) insgesamt ist er sehr zufrieden.

Der enorme Zuwachs an Master-Studenten zähle für ihn weit mehr, sagt er. Dies sei ein Beleg, dass die TUM auch für Bachelor-Absolventen anderer Universitäten attraktiv sei. "Wir wollen die Besten anziehen." Viele Master-Angebote sind in den vergangenen Jahren dazugekommen, darunter mehrere englischsprachige, im Herbst 2013 beispielsweise "Life Science Economics and Policy", vor einem Jahr Gartenbaumanagement. Der Anteil ausländischer Studienanfänger liegt nach Angaben der TUM mittlerweile bei 20 Prozent (2010/11: 13 Prozent). Die Zahl der Doktoranden in Weihenstephan wachse ebenfalls.

Zwei Monate nach dem Semesterstart liegen nun die endgültigen Zahlen vor, 1861 Studierende im ersten Fachsemester zählt die TUM in diesem Studienjahr in den Bachelor- und Master-Programmen, das bedeutet eine Zunahme um über 40 Prozent innerhalb von fünf Jahren. Bewährt hat sich das Studium Naturale, das Studienanfängern die Möglichkeit bietet, sich erst einmal zu orientieren und das naturwissenschaftliche Basiswissen zu vertiefen - wichtige Voraussetzung für alle Studiengänge an der TU München. 80 junge Leute haben sich dafür in diesem Wintersemester eingeschrieben, bei der Einführung des Studium Naturale vor fünf Jahren waren es 24.

Eine Delle gibt es im aktuellen Wintersemester allerdings beim Bachelor Agrarwissenschaften und Gartenbauwissenschaften. Nach heftiger Kritik des Bayerischen Bauernverbands und der Staatsregierung war dieser Bereich in den vergangenen Jahren stetig ausgebaut worden, sichtbares Zeichen dafür ist der Neubau des Hans-Eisenmann-Zentrums an der Thalhauser Straße. Die Zahl der Erstsemester des Bachelor-Studiengangs pendelte sich daraufhin stets bei 90 bis 95 ein, doch in diesem Herbst sind es nur 60.

Hier müsse weitere Ursachenforschung betrieben werden, sagt Herrmann. An den vorhandenen Ressourcen könne es jedenfalls nicht liegen. "Niemand ist so gut ausgestattet wie wir." Bei über 20 Professoren in diesem Bereich sei die Betreuung der Studenten sehr intensiv. Ein Grund für den Einbruch könnte in der rückläufigen Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe liegen, glaubt der TUM-Präsident. Auch staatliche Einrichtungen suchten in diesem Bereich immer weniger Bewerber. Außerdem hätten die Fachhochschulen ihre Angebote ausgeweitet. Die Ausbildung dort sei weniger stark naturwissenschaftlich geprägt. Für private Unternehmen seien FH-Absolventen zudem zunächst günstiger. Angesichts solcher Unsicherheiten, was die berufliche Zukunft angeht, seien die Agrarwissenschaften womöglich Schwankungen unterworfen. Darüber hinaus gibt es Verlagerungen im eigenen Haus: Die TUM verweist auf neu konzipierte Angebote im Bereich Agrar, die sehr gut angenommen würden, etwa den Studiengang Nachwachsende Rohstoffe. Auch die Master-Programme seien stärker gewachsen.

Gerade für die Agrarwissenschaften hat der Präsident weitere große Pläne. Die TUM müsse neue Themen aufgreifen, um Spitzenwissenschaftler auszubilden, sagt er. Ein Baustein dazu ist die Modernisierung der in die Jahre gekommenen Versuchsstation in Thalhausen, Schwerpunkt dort ist die Nutztierhaltung. Herrmann drängt darauf, dass die Staatsregierung im nächsten Doppelhaushalt 2017/18 das Geld dafür einplant

Auch in Weihenstephan selbst plant der TUM-Präsident für einen weiteren Neubau. Dort soll ein Zentrum für die tierwissenschaftliche Forschung entstehen, Kosten wird es etwa 30 Millionen Euro. Die Tierwissenschaften sollen eng mit der Veterinär- und der Humanmedizin verzahnt werden. Vorbild sind für Herrmann die Ernährungswissenschaften in Weihenstephan. Die Nähe zur Ernährungsmedizin habe "bahnbrechende Entdeckungen" ermöglicht.

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