Attaching:Die Natur umarmen

Franziskuskapelle eingeweiht - Zeichen des Widerstands gegen den Bau der dritten Startbahn

Kerstin Vogel

- Wenn der Freisinger Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher durch Attaching fährt, bekommt er noch heute Gänsehaut. Schuld daran seien die Banner, sagte er vor wenigen Tagen, die immer noch in dem Ortsteil Freisings hängen. Auf ihnen bedankt sich die Dorfgemeinschaft bei München, "der Weltstadt mit Herz", für den Bürgerentscheid gegen die dritte Startbahn. Vielleicht aber haben die Attachinger die Verschnaufpause im Kampf gegen den Flughafenausbau auch einer höheren Macht zu verdanken: Es könnte der heilige Franz von Assisi das Seine dazu getan haben. Denn im Sinne seines Wirkens für den Erhalt der Schöpfung haben die Bürger von Attaching in den vergangenen Jahren eine Kapelle mitten ins Dorf gebaut, die dem Heiligen nun geweiht worden ist.

Eschenbacher sagte, die Kapelle stehe als Mahnmal "für den Umgang miteinander". Es sei ein Zeichen der Einheit in Attaching, dass so viele zu der Weihe der kleinen Kirche gekommen seien. Tatsächlich hatten sich etwa 300 Gäste eingefunden - ihnen erklärte der Künstler Bernd Flassak die Intentionen, die er bei der Gestaltung der Kapelle verfolgt hatte. Ursprünglich hätte Flassak lediglich die Fassade gestalten sollen, am Ende aber zeichnete er dann doch für den Gesamtentwurf verantwortlich. Das Bauwerk habe das Anliegen schon durch seine Form symbolisieren sollen, schilderte Flassak seine Vorgaben. Es habe ein Gemeinschaftsobjekt werden sollen und eines, das dem heiligen Franziskus geweiht werde. "Die Kapelle soll den gemeinsamen Wunsch ausdrücken, keine weiteren Eingriffe in die Natur zu dulden" - das ist der Bezug zur geplanten dritten Startbahn, die Attaching zerstören würde.

Der kreisförmige Grundriss symbolisiere mit den sich vorne überlappenden Mauern "Arme, die die Natur umschließen", sagte Flassak. Der Grundriss bildet mit dem kleineren Kreis des Turms die Ziffer "8", die für die Unendlichkeit - in diesem Fall der Natur - stehe. Ein gleichmäßiger Lichteinfall von oben soll den Blick gen Himmel lenken, der Sockel sei Symbol für die Münchner Schotterebene, das silberne Band darüber symbolisiere die Isar.

Wer das neue Gotteshaus besichtigen möchte, sollte sich wegen all der Symbolik Zeit nehmen. Denn über dem Band der Isar wurde das Friedensgebet von Franziskus rund um das Gebäude geschrieben - und auch im Inneren gibt es einiges zu entdecken. Alfred Alschinger, der Vorsitzende des Kirchenbauvereins, dankte Flassak, der Dorfgemeinschaft, den Firmen und der Stadt Freising, die das Grundstück für einen Euro Pacht jährlich zur Verfügung gestellt hat. Vor vier Jahren sei die Idee zum Bau der Kapelle geboren worden, erinnerte Alschinger. Schnell habe festgestanden, dass man das Kirchlein Franz von Assisi weihen wolle. "Der war schon damals ein Grüner und hat sich für den Erhalt der Umwelt eingesetzt."

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