78 Asylbewerber für Langenbach:Protest im Sitzungssaal

40 Bürger äußern sich im Gemeinderat gegen ein Flüchtlingsheim in Langenbach. Eigentlich soll die Unterkunft für 78 Menschen auf dem Gelände einer ehemaligen Kiesgrube entstehen. Der Beschluss zum Bau ist erst einmal vertagt worden.

Von Christoph Dorner, Langenbach

Um den Neubau eines Schafstalls, den Finanzbericht und die Oberflächenentwässerung war es am Dienstag im Gemeinderat in Langenbach gegangen - kommunalpolitisches Pflichtprogramm. Für Tagesordnungspunkt acht, den "Antrag auf Baugenehmigung zur Erstellung einer Asylbewerberunterkunft", hatte Bürgermeisterin Susanne Hoyer mehr Zeit auf der Tagesordnung veranschlagt. Und die brauchte sie auch, kam es während der Sitzung doch zu Protesten von etwa 40 Bürgern, die den Bau der Flüchtlingseinrichtung verhindern wollten. Sie errangen einen Teilerfolg.

Derselbe Architekt und dasselbe Bauunternehmen wie in Moosburg

Eigentlich sollte der Gemeinderat nach kurzer Beratung beschließen, dass auf dem Gelände der ehemaligen Kiesgrube, unweit des Versorgungszentrums westlich von Langenbach, bis Ende des Jahres eine Unterkunft für 78 Flüchtlinge entstehen soll. Die beteiligten Personen an dem Projekt sind dieselben wie in Moosburg, wo anstatt eines Containerdorfes bald ein moderner und günstiger Holzbau für 155 Asylbewerber errichtet werden soll: die Adldinger Bauwerk GmbH als Investor und der Freisinger Architekt Reinhard Fiedler.

Doch zu einer Beschlussfassung kam es am Dienstagabend erst gar nicht. Denn etwa 40 Langenbacher hatten bereits in der Bürgerfragestunde zu Beginn der Gemeinderatssitzung gegen die Flüchtlingsunterkunft protestiert. Dabei wurde Hoyer auch eine Unterschriftenliste einer Bürgerinitiative "Keine Asylbewerberunterkunft in Langenbach-Eichelbrunn" übergeben, auf der 60 Menschen unterschrieben hatten. Wer die Unterschriftenliste organisiert hat, war am Mittwoch nicht bekannt.

Drohkulisse der Gegner zeigte Wirkung

Diese Drohkulisse reichte allerdings, die Abstimmung über die Baugenehmigung auf Antrag der Freien Wähler auf eine Sondersitzung des Gemeinderats am kommenden Dienstag zu vertagen. Mit Spannung wurde deshalb auch die Informationsveranstaltung am Mittwochabend erwartet, bei der Hoyer und Irmgard Eichelmann vom Landratsamt die Bevölkerung über die Asylbewerberunterkunft informieren wollten. "Die Leute sollen ihre Ängste und Bedenken äußern. Sie müssen sie aber auch klar benennen", betonte Eichelmann am Mittwochnachmittag. Und Bedenken scheint es in Langenbach derzeit mehr als nur vereinzelt zu geben.

Susanne Hoyer sagte am Mittwoch, der Widerstand gegen die Unterkunft in der ehemaligen Kiesgrube habe sie "sehr überrascht". Am vergangenen Freitag hatte die Bürgermeisterin einen Bürgerbrief mit dem Titel "Denn es kommen Menschen" verteilen lassen, in dem sie darüber informierte, dass bald weitere Flüchtlinge in Langenbach untergebracht würden. Seit zwei Jahren leben bereits 13 Asylbewerber in einem Gebäude im Ortskern, ohne dass sich bislang jemand daran gestört hatte. Umso mehr hätten sie die Schärfe der Vorwürfe während der Gemeinderatssitzung irritiert, etwa, dass die Gemeinde keine Alternativstandorte geprüft habe.

Gemeinde hat trotz gegenteiliger Behauptungen Alternativstandorte geprüft

Das habe man seit Mai sehr wohl getan, sagte Hoyer, zumal von privater Seite trotz mehrfacher Aufforderung keinerlei Angebote an Immobilien oder Wohnungen gekommen seien. Doch damit erledige sich das Problem nicht einfach von selbst. Denn die Gemeinde sei nach dem Asylgesetz nun einmal verpflichtet, den Landkreis bei der Unterbringung der steigenden Zahl an Flüchtlingen zu unterstützen. "Das ist in Teilen der Bevölkerung offenbar noch nicht angekommen", sagte Hoyer.

Den Standort in der ehemaligen Kiesgrube habe man wegen der Nähe zu Einkaufsgelegenheiten gewählt. Außerdem würden die 78 Flüchtlinge, die Hälfte sollen Familien sein, in dem Holzbau durch einen Sozialpädagogen und einen Hausmeister betreut. "Baurechtlich befinden wir uns auf der sicheren Seite", betonte Hoyer. Sie hofft nun, dass sich die Gemeinderäte vor der Sondersitzung nicht verunsichern lassen. Dann könnte nach einer vierwöchigen Einspruchsfrist gebaut werden.

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