Asylbewerber:Suche nach Verwandten

Reinhard Kastorff fahndet im Internet nach Angehörigen von Nurullah Burhani, die Dokumente besorgen können

Von Katharina Aurich, Freising

Nach der Freude über das Urteil des Bayerischen Verwaltungsgerichts, das die Verweigerung der Ausbildungserlaubnis durch das Landratsamt Freising für Nurullah Burhani für unzulässig erklärte und den Vorgang zur erneuten Prüfung an die Behörde übergab, heißt es nun warten. Flüchtlingsbetreuer Reinhard Kastorff, der das Verfahren für seinen Schützling ins Rollen brachte, wird die Zeit nutzen, um über Facebook im Internet nach der Schwester oder Verwandten des jungen Mannes in Afghanistan zu suchen. Denn die Vorlage eines Dokuments zur Identitätsklärung sind die entscheidende Punkte, um eine Ausbildungserlaubnis zu erhalten, weiß Kastorff. In den nächsten Wochen rechnet er mit der ausführlichen Urteilsbegründung des Gerichts und dann mit einer Entscheidung des Landratsamts.

Allzu große Erwartungen, dass die Behörde aufgrund des Urteils Burhani eine Ausbildungserlaubnis erteile, habe er nicht, meint Kastorff. Aber es werde weiter gehen, "da lasse ich nicht locker" und er werde nicht zögern, weiter zu klagen, wenn es nötig sei, betont er.

Für seinen Schützling Burhani, der in einer kleinen Unterkunft in Moosburg lebt, seien das vergebliche Bemühen um eine Ausbildungserlaubnis, die Ämtergänge und schließlich die Verhandlung wie ein schlechter Film gewesen, schildert Kastorff. Ob ihm der Ausbildungsplatz als Schneider frei gehalten werde, wisse er im Moment nicht. Burhani besuche weiterhin einen Deutschkurs, den Kastorff aus Spendenmitteln finanziere. "Die Zeit ist gut genutzt und Nurullah ist weg von der Straße," sagt der Flüchtlingsbetreuer. Denn das Schlimmste sei ja für die Asylsuchenden, die Tage untätig zu verbringen, - nur spazieren zu gehen reiche nicht.

Die Internetsuche nach Spuren aus der Vergangenheit Burhanis, der keinerlei Papiere besitze, sei nun ein Versuch, die Auflagen der Behörden zu erfüllen. Vielleicht ließe sich ein altes Schulzeugnis auftreiben oder ein Lebenszeichen von Burhanis Schwester, zu der er aber seit über zehn Jahren keinen Kontakt mehr habe. Seine Eltern und die anderen Geschwister seien tot, hatte Burhani während der Gerichtsverhandlung berichtet. Aber selbst wenn sich seine Schwester finde, könne sie keine neue Taskera, den afghanischen Pass, beantragen, denn das könnten nur ein Vater oder Bruder, Frauen würden bei den Behörden in Afghanistan nicht zählen, beschreibt Kastorff. Und die Schwierigkeiten gingen weiter, denn Burhani habe vergangene Woche seine Aufenthaltsgestattung samt der Genehmigung für zwei Minijobs "fristgerecht und pflichtgemäß" verlängern lassen wollen. Dies sei jedoch von den Mitarbeitern des Ausländeramtes abgelehnt worden, da dazu noch Abstimmungsbedarf bestehe, berichtet Kastorff.

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