Asylbewerber:Standard ist nicht zu halten

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Landrat Hauner verteidigt Umzug von jungen Flüchtlingen in Turnhalle

"Bei den Flüchtlingszahlen werden wir bisherige Standards nicht mehr halten können", sagte Landrat Josef Hauner (CSU) in der Kreistagssitzung am Donnerstag. Vorausgegangen war eine Anfrage von Eva Bönig (Bündnis 90/Die Grüne), die wissen wollte, warum der Landkreis 63 der unbegleiteten, jungen Flüchtlinge aus einem Hotel in Hallbergmoos in die Turnhalle der Freisinger Wirtschaftsschule stecke, wo sie ihrer Meinung nach völlig falsch aufgehoben seien. Bönig bezog sich dabei auf Aussagen von Andreas Dexheimer, dem Leiter des Geschäftsbereichs Jugendhilfe der Diakonie München, die bis vor kurzem die Jugendlichen im Auftrag der Stadt München betreute. Zudem wollte Bönig wissen, warum sich der Landkreis nicht mehr darum bemüht habe, das Hotel selber weiter zu betreiben, damit die Jugendlich dort bleiben könnten.

Hauner bestätigte, dass es Gespräche mit dem Hoteleigentümer gegeben habe, aber es sei bei Gesprächen mit der Regierung von Oberbayern kein akzeptables Angebot heraus gekommen. Man werde sich um die neuen Jugendlichen genauso kümmern, wie um diejenigen, die bereits in der Turnhalle leben würden. Außerdem sehe er für sie dort keine Probleme: "Sie sind durchaus sehr selbständig, das haben sie auf ihrer Flucht bewiesen." Landrat Hauner verwies zudem auf eine Pressemitteilung, wonach das Betreuungspersonal massiv aufgestockt werden soll, damit sowohl am Vor- als auch am Nachmittag und am Abend ein Team von Pädagogen am Ort sei. In der Meldung hieß es außerdem, dass am Nachmittag ein Freizeitprogramm angeboten werde. Dieses werde gerade vom Amt für Jugend und Familie gemeinsam mit ehrenamtlichen Kräften organisiert.

Auf eine Nachricht vom Landratsamt, ob und wie man helfen könne, warten aber derzeit immer noch der SE Freising und die Organisation "Buntkicktgut", die bisher die jungen Flüchtlinge in Hallbergmoos auf dem Fußballplatz betreute. Buntkicktgut gilt als ein Pionierprojekt des organisierten Straßenfußballs, ein bundes- und europaweit einzigartiges Modell interkultureller Verständigung, Wertevermittlung und Prävention. "Wir würden das auch selber übernehmen, aber wir betreuen bereits 28 Flüchtlinge, allerdings ab 19 Jahren, ehrenamtlich. Damit sind wir an der Kapazitätsgrenze", sagt Georg Appel, Abteilungsleiter Fußball beim SEF. Man würde aber der Organisation, die dem Landratsamt bereits mitgeteilt habe, dass sie die Betreuung weiter übernehmen würde, Fußballplätze und Material zu Verfügung stellen. "Leider hat Buntkicktgut bis heute keine Antwort erhalten", sagt Appel. Auch an den Verein, der Flüchtlinge zu den SEF-Heimspiele einlade, habe sich noch keiner gewandt. "Momentan ist es wohl ein bisserl chaotisch", vermutet der Abteilungsleiter.

© SZ vom 31.10.2015 / wil - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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