Asylbewerber:Container besser als Turnhallen

Kreisausschuss gibt 3,7 Millionen Euro für den Bau von Wohnmodulen frei. Heuer werden weitere 384 Flüchtlinge im Landkreis erwartet

Von Peter Becker

Asylbewerber: Zimmer in einem Wohncontainer

Zimmer in einem Wohncontainer

(Foto: Harry Wolfsbauer)

An Containersiedlungen für Asylbewerber gibt es viel zu kritisieren. Gegner stören sich an ihrer spartanischen Einrichtung. Oft sind sie am Ortsrand gelegen, was die Integration der Flüchtlinge erschwert. Sind zu viele Asylbewerber in so einer Wohnanlage konzentriert, schürt das Ängste innerhalb der Bevölkerung und führt vielleicht zu Spannungen unter den Bewohnern. Überhaupt ist das Wort "Container" übel beleumdet und weckt unangenehme Assoziationen. All diesen Vorbehalten zum Trotz hat sich der Kreisausschuss am Donnerstag dazu entschlossen, 3,7 Millionen Euro für den möglichen Bau solcher Unterkünfte in den noch zu beschließenden Haushalt für das Jahr 2014 einzustellen. Dies sei allemal besser, als die Flüchtlinge etwa in Turnhallen unterzubringen. Darin waren sich die Kreisräte einig.

Landrat Michael Schwaiger betonte, dass parallel zu der möglichen Aufstellung von Wohncontainern selbstverständlich die Suche nach dezentralen Unterkünften weiter betrieben werde. Er trat damit Befürchtungen der Grünen-Kreisräte im Ausschuss entgegen. Diese sind dagegen, Menschen in Containern unterzubringen, die in Gewerbegebieten aufgestellt sind. "Es müssen bessere Unterkünfte geschaffen werden", forderte Toni Wollschläger, Fraktionssprecher der Grünen. Er denkt dabei an Wohnungen in Holzständerbauweise, wie dies bei der Erweiterung der Freisinger Realschule praktiziert wurde.

Landrat Schwaiger verteidigte das Vorhaben, das auch aus seiner Sicht nicht "der Idealfall" ist. Der Landkreis sieht sich aber ansonsten nicht in der Lage, die für das Jahr 2014 prognostizierte Zahl der Flüchtlinge "vernünftig" unterzubringen. 376 Asylbewerber sind es derzeit. 30 weitere Personen, die bis Ende Februar angekündigt sind, kann der Landkreis in Wang, Allershausen und Neufahrn unterbringen. Laut Prognose müsse er für 384 weitere Ankömmlinge in diesem Jahr Unterkünfte beschaffen. Dazu sieht er sich außerstande, es sei denn, mit Hilfe von Unterkünften in Modulbauweise.

Schon allein an diesem Wort störten sich einige Kreisräte, weil sie es nur für eine beschönigende Form des Begriffs "Container" halten. Angelika Werner-Rippberger (Grüne) kritisierte, dass diese Unterkünfte nur eine Haltbarkeitsdauer von maximal sieben Jahren hätten. Es sei ein Irrtum zu denken, dass innerhalb dieser Zeit die Flüchtlingswelle abgeebbt sei. Benno Zierer (FW) und Siegfried Massier (CSU) sagten, so ein Wohncontainer sei nicht mit der Ausstattung eines Schulcontainers zu vergleichen. "Das kommt alles auf die Ausstattung drauf an", sagte Massier.

Der Landkreis braucht jedoch diese künstlichen Behausungen schon allein deshalb, um die Unterbringung von Flüchtlingen in Turnhallen zu vermeiden. "Das wäre Unfug", betonte Massier. Das schaffe nur neue Probleme: etwa, wo dann der Turnunterricht stattfinden könnte und ob die Halle anschließend überhaupt noch brauchbar wäre. Ingrid Funke (FDP) findet, dass die Flüchtlinge in solchen Container allemal noch besser aufgehoben seien, als in "heruntergekommenen und verschlampten Bauernhöfen" fernab jeder Geschäfte oder öffentlichem Nahverkehr.

Der allgemeine Tenor lautete, dass nicht mehr als 50 Flüchtlinge in Modulbauweise untergebracht werden dürften. "Das ist die Obergrenze", betonte Guido Hoyer (Linke), der ebenso wie Angelika Werner Rippberger gegen den Beschlussvorschlag stimmte.

Rainer Schneider (FW) machte Landrat Schwaiger auf ein Grundstück in Neufahrn aufmerksam, das sich ebenfalls für das Aufstellen von Wohnmodulen eignet. Massier berichtete, dass die Regierung von Oberbayern derzeit intensiv mit der Stadt Moosburg verhandelt. Dabei geht es offenbar um eine weiter dezentrale Unterbringungsmöglichkeit für Flüchtlinge.

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