Andere Schwerpunkte:Trennung ohne Streit

Alfred Wagner

In einer Fraktionsgemeinschaft will Alfred Wagner mit den UMB zusammenarbeiten.

(Foto: Christian Willner)

Alfred Wagner verlässt die Unabhängigen Moosburger Bürger und arbeitet als fraktionsloser Stadtrat weiter

Von Alexander Kappen, Moosburg

Man könnte es mit einer Ehe vergleichen, in der sich beide Partner im Laufe der Jahre irgendwie auseinander gelebt haben. Beide spüren das, lassen die Sache aber noch eine Zeit lang so weiter laufen, bis doch einer den Schlussstrich zieht. Auch in der Beziehung zwischen dem Moosburger Stadtrat Alfred "Tscharli" Wagner und seinen Kollegen von den Unabhängigen Moosburger Bürgern (UMB) hat es wohl schon seit einiger Zeit gekriselt. Obwohl es zu keinen Streitereien gekommen ist, hat Wagner jetzt - zumindest für Außenstehende etwas überraschend - beschlossen, die UMB zu verlassen und fortan als fraktionsloser Stadtrat weiterzuarbeiten. Da Wagner und die UMB jedoch eine Fraktionsgemeinschaft bilden wollen, wird sich an der Zusammensetzung der Ausschüsse vorerst nichts ändern.

Man gehe keinesfalls im Bösen auseinander, versichert Wagner. Auch der UMB-Vorsitzende Mike Hilberg bestätigt: "Unser Verhältnis ist unbelastet, wir werden im Stadtrat weiterhin kollegial zusammenarbeiten." Es habe "keinen spezifischen Anlass" für die Trennung gegeben, "es war mehr so ein Gesamtgefühl mit Blick auf die Entwicklung der vergangenen Jahre", sagt Wagner. Er habe sich jetzt, da der aktuelle Stadtrat die Hälfte seiner Amtszeit hinter sich hat, einfach gefragt: "Sind die Themen, die mir wichtig sind, auch den UMB wichtig?" Und da ergaben sich seiner Meinung nach einige Diskrepanzen. So liegt Wagner etwa das Thema Bauen, Stadtentwicklung und -planung sehr am Herzen. "Mir ist wichtig, dass man das alles sauber macht und die Möglichkeiten nutzt, die einem das Baurecht bietet." Die anderen, Fraktionsvorsitzender Erwin Köhler und Hilberg, hätten sich dagegen "auf andere UMB-Kernthemen konzentriert". Etwa Wasser- und Abwassergebühren sowie die Kläranlage, mit denen sich der Verein schon Jahre lang intensiv beschäftigt. "Wenn es zum Beispiel darum geht, ob Langenbach bei den Wassergebühren jetzt 10 000 Euro mehr oder weniger bezahlt, dann muss man es auch mal gut sein lassen, dann ist es halt mal so", meint Wagner - und distanziert sich damit von dem, was Köhler und Hilberg unisono als "das Selbstverständnis der UMB" bezeichnen. "Wenn wir zu der Beurteilung kommen, dass für einen Sachverhalt eine bestimmte Lösung sinnvoll ist, dann versuchen wir dahinter zu bleiben, bis das realisiert ist", sagt Hilberg. "Manche Themen sind eben schwieriger, aber die werden von uns bis zum bitteren Ende durchgefochten", sagt Köhler. Wagner sei "in dem einen oder anderen Punkt wohl ein bisschen kompromissbereiter als die UMB", räumt Hilberg ein: "Wenn eine Entscheidung in erster Instanz anders ausgefallen ist, als wir uns das vorgestellt haben, dann hat er das halt auch mal so hingenommen". Wagner sei, was sein Themenspektrum anbelange, "mittlerweile sehr breit aufgestellt, er ist, um es positiv zu formulieren, sehr erfolgsorientiert und will auch mal eine Sache zum Abschluss bringen", sagt der UMB-Vorsitzende. Er habe schon "seit einem Jahr gespürt, dass der Tscharli sich bei uns nicht mehr zu 100 Prozent wohlfühlt".

Doch Wagner, neben Georg Haderdorfer nun der zweite Fraktionslose im Stadtrat, möchte seine Zeit bei den Unabhängigen Moosburger Bürgern nicht missen. "Es gibt viele UMB-Kernthemen, bei denen wir viel Erfolg gehabt haben", sagt er, Hilberg etwa leiste "im Rechnungsprüfungsausschuss sehr gute Arbeit ". Wagner findet "momentan auch keine andere Fraktion, die zu 100 Prozent zu mir passt". Dennoch tausche er sich regelmäßig mit Stadtratskollegen aus, die thematisch auf seiner Wellenlänge liegen. Er ziehe in Erwägung, sich mit anderen Fraktionen auf Sitzungen vorzubereiten. Einer Fraktion beitreten möchte er vorerst nicht. Es sei eben wie in einer Ehe: "Wenn man sich scheiden lässt, ist es auch nicht gut, gleich wieder zu heiraten."

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