An der Isar in Freising:Wenn die andern feiern

Lesezeit: 2 min

Randalierende Jugendliche und zurück gelassener Müll auf den Kiesbänken verärgern die Anwohner. OB Eschenbacher lässt Tonnen aufstellen, die Polizei kontrolliert und das Landratsamt entwirft Plakate

Von Birgit Goormann-Prugger

Die Tage werden länger, die Nächte wieder lau. Die Jugend zieht es an die Isar, zum Feiern, Grillen, Chillen. Worauf sich die einen seit Monaten freuen , das fürchten die Anwohner. Nicht nur, weil es auch mal laut werden kann, sondern auch, weil nicht jeder aufräumt, wenn die Party vorbei ist. Oft finden Spaziergänger nach einer Sommernacht zerbrochene Glasflaschen und Müll auf den Isar-Kiesbänken. Wie ist dieser Konflikt zu lösen?

Freisings Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher hat sich wetterbedingt schon früh im Jahr, Anfang April, mit dieser Problematik befassen müssen, als ihn der Brief einer verzweifelten Anwohnerin aus Lerchenfeld erreichte. An dem besagten Wochenende waren nicht nur etliche Feuer unter der Isarbrücke entzündet worden. Die Partygemeinde hätte sich auf ihrem Grundstück auch noch mit Brennmaterial versorgt und einen großen Edelstahlpapierkorb gestohlen, klagte sie. An der Kreuzung Erdinger/Ismaninger Straße/Korbiniansbrücke finde man immer wieder zerbrochene Glasflaschen, Müll und andere unappetitliche Hinterlassenschaften. Auch die Rauchentwicklung sei enorm, zumal noch nicht mal der Abstand zum Wald eingehalten werde und die Brandgefahr groß sei. Ein weiteres Ärgernis: Viele Besucher kämen mit dem Auto und parkten auch auf Privatgrundstücken, um es nicht so weit mit den schweren Bierkisten zu haben. Sagen dürfe man nichts, sonst werde man angepöbelt und wer die Fahrzeuge abschleppen lasse, müsse das bezahlen. Tobias Eschenbacher hat für die Klagen der Anwohnerin Verständnis und hat ihr das auch bereits schriftlich mitgeteilt. "Ich kann Ihre Verzweiflung nachvollziehen. Auch mir erschließt es sich nicht, warum immer wieder Menschen auf solche dummen, beziehungsweise kriminellen Ideen kommen und nicht verstehen, dass dieses Verhalten immer mit Einschränkungen, beziehungsweise Kosten für die Allgemeinheit verbunden ist", heißt es in dem Schreiben. Er verstehe aber auch die Jugendlichen, die sich an der Isar im Sommer so wohl fühlen würden. "Die Isar ist ein großer Standortvorteil dieser Stadt", so Eschenbacher. Was ihn sehr ärgere, sei der Umstand, dass diejenigen, die sich nicht an die Regeln hielten, nicht verstehen könnten, dass sie mit ihrem Verhalten allen schaden würden. "Wenn das Zusammenleben nicht funktioniert, müssen eben Maßnahmen ergriffen werden und die können zum Nachteil aller sein", erklärte Eschenbacher weiter. Das Problem seien auch die verschiedenen Zuständigkeiten für diesen Bereich der Isar. Die lägen beim Landratsamt, beim Wasserwirtschaftsamt und beim Landwirtschaftsamt in Erding und gar nicht bei der Stadt Freising. "Dennoch haben wir in hemdsärmliger Manier Mülltonnen aufstellen lassen, um das Abfallproblem in den Griff zu bekommen", so Eschenbacher.

Wer an der Isar grillt und das nicht an den ausgewiesenen Feuerstellen tut, muss sich das vom Landwirtschaftsamt in Erding genehmigen lassen, was die wenigsten tun. Die Polizei, so Michael Ertl von der PI Freising, müsse darum immer wieder an der Isar vorbeischauen und nicht genehmigte Feuerstellen von jungen Leuten löschen. "Die einen sind kooperativ, die anderen nicht", schildert Ertl. Oft genug müsse die Polizei auch Beschwerden von lärmgeplagten Anwohnern nachgehen. Er kann beide verstehen: "Die Jugendlichen, die feiern wollen und den Anwohner, der früh aufstehen muss." Das Ganze sei eine Sache des gegenseitigen Respekts. "Die Jugend fordert ihn für sich oft ein, doch im Gegenzug ist sie da nicht so konsequent", beschreibt Ertl den Konflikt.

Im Landratsamt befasst sich ein "Runder Tisch" mit dem Thema, der sich im April erneut zusammengefunden hat. Teilgenommen haben Vertreter der Fischereivereine, des Forstbetriebs, der Polizei, der Städte Freising und Moosburg sowie des Landratsamts, so Pressesprecherin Eva Dörpinghaus. Allen sei klar, dass es nicht die eine Lösung für das Problem gebe. Geprüft werde derzeit, an welchen Stellen man Müllcontainer aufstellen könne und ob es rechtlich möglich sei, an der Isar legale Grillplätze auszuweisen. Die Auszubildenden des Landratsamts würden sich zudem Gedanken für pfiffige Plakate zum Thema machen.

© SZ vom 25.04.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: