An den neuen Mittelschulen:Erfolgsgeschichte M-Zug

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Immer mehr Jugendliche aus dem Landkreis wählen den vierjährigen Bildungsgang zur mittleren Reife. Wie anspruchsvoll die Prüfungen sind, haben "externe" Teilnehmer bereits erfahren.

Alexandra Vettori

Man mag von der ministeriell angeordneten Verwandlung der Haupt- in eine Mittelschule halten, was man will, ein Bestandteil der Reform hat das Zeug zur Erfolgsgeschichte: der M-Zug. Eingeführt wurde dieser vierjährige Bildungsgang zur mittleren Reife an Hauptschulen zwar schon im Schuljahr 1999/2000, doch mit der jüngsten Reform ist in jedem der neuen Mittelschulverbünde ein M-Zug vorgeschrieben. Dort können Schüler, die in der sechsten Klasse einen Notendurchschnitt von 2,66 in Mathe, Deutsch und Englisch aufweisen, in den M-Klassen von Jahrgangsstufe sieben bis zehn auf die mittlere Reife hinarbeiten.

Immer mehr Jugendliche wählen diesen Weg. Allein im Landkreis Freising legten heuer 217 Schüler an drei Mittelschulen die mittlere Reife ab. Dass es sich nicht um einen Schmalspur-Abschluss handelt, wie vielfach behauptet, zeigt eine weitere Zahl: Von den 217 Teilnehmern an den Prüfungen waren 49 "Externe", kamen also nicht aus den Mittelschulen im Landkreis, sondern aus Realschulen und Gymnasien. Dort wird Schülern, die wenig Aussicht auf einen erfolgreichen Abschluss haben, geraten, nach der zehnten Klasse "wenigstens" die mittlere Reife an einer Mittelschule abzulegen.

Tatsächlich geschafft haben es von den Externen dann aber nur 59 Prozent. Zum Vergleich: Von den Mittelschülern des M-Zugs bestanden 96 Prozent die Prüfungen. "Daran sieht man, dass es nicht so einfach ist und man nicht mal im Vorbeigehen die Prüfungen besteht. Die werden immerhin zentral vom Kultusministerium gestellt", sagte Josef Hauner, Leiter des Freisinger Schulamts. Auch Hauner attestiert den M-Zügen, die es derzeit an den Mittelschulen in Moosburg, Neufahrn und Freising gibt, eine "wirklich gute Sache" zu sein. 24 M-Klassen existieren mittlerweile im Landkreis Freising. Auch in Zolling ist ein M-Zug im Aufbau, heuer gibt es mit einer Siebten die erste Klasse. Die Anmeldezahlen sind auch hier erfreulich, nächstes Jahr werden es schon eine Siebte und eine Achte sein.

So groß die Nachfrage nach den M-Klassen auch ist, strukturelle Wehwehchen müssen noch ausgebügelt werden. So wurde der Abschluss nach Einführung der M-Klassen in der freien Wirtschaft anfangs noch nicht so recht ernst genommen, Firmen gaben Realschülern in der Regel den Vortritt. Allerdings findet langsam ein Umdenken statt, auch wegen generellen Nachwuchsmangels. Im Öffentlichen Dienst ist der Abschluss zum Beispiel bereits voll anerkannt.

Wo viele Mittelschüler aber tatsächlich Probleme haben, ist an den weiterführenden Schulen. Denn mit der mittleren Reife in der Tasche stehen ihnen nicht nur andere Berufe, sondern auch die Fachoberschule offen und damit ein späteres Studium. Derzeit sind an der Freisinger Fachoberschule 60 M-Schüler in den elften Klassen, von 450 insgesamt. Vor einigen Jahren, als die ersten M-Klassen-Schulabgänger an die bayerischen Fachoberschulen (FOS) kamen, lag die Durchfallerquote noch bei fast der Hälfte. Wissenslücken in Mathematik, Physik und Chemie waren der Hauptgrund dafür. Schließlich, erklärt der Leiter der Freisinger FOS, Kurt Laubmeier, schließe der Lehrplan der FOS eigentlich an den der Realschule an. "An den Mittelschulen gibt es nur PCB, ein Mischfach aus Physik, Chemie und Biologie, das ist aber nicht so intensiv wie die reine Chemie an den Realschulen."

Längst hat man deshalb nachgebessert: Mittelschüler werden in drei- bis vierwöchigen Vorkursen vor Schuljahresbeginn fit gemacht, dazu gibt es unterrichtsbegleitende Nachmittagsangebote. Damit, betont Laubmeier, habe die Bestehensquote bereits um die Hälfte gesteigert werden können, inzwischen scheitere also nur noch ein Viertel. Im kommenden Schuljahr gibt es als Pilotprojekt des Kultusministeriums zudem erstmals an ausgewählten Fachoberschulen, darunter der Freisinger, eingeschobene Vorjahre, bevor die M-Zügler in die reguläre elfte Klasse eintreten. Das Ziel des Ministeriums sind "nur" zehn Prozent Durchfaller, eine übliche Quote. Laut Laubmeier müsste es klappen: "Jetzt sind systemisch alle Voraussetzungen geschaffen."

© SZ vom 26.07.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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