Amtswechsel:"Die Bürger sind kritischer geworden. Sie sehen die Schäden für Natur und Gesundheit"

Amtswechsel: Wolfgang Willner ist neuer Kreisvorsitzender beim Bund Naturschutz.

Wolfgang Willner ist neuer Kreisvorsitzender beim Bund Naturschutz.

(Foto: Marco Einfeldt)

Wolfgang Willner hat Christian Magerl an der Spitze der Kreisgruppe des Bundes Naturschutz abgelöst. Der Moosburger ist auch beruflich als Fotograf und Filmemacher viel in der Natur unterwegs.

Von Gudrun Regelein, Freising

Die Liebe zur Natur hat Wolfgang Willner schon in seiner Kindheit erfahren. Die vielen Ausflüge mit seinem Großvater in die Isar- und Amperau-Wälder haben ihn geprägt, sagt er. "Das sind meine frühesten Kindheitserinnerungen." Als Jugendlicher trat er dann dem Bund Naturschutz (BN) bei. Damals, so erzählt Willner, habe sein Kunstlehrer so überzeugend davon erzählt, dass auch er Mitglied werden wollte. Seitdem engagiert sich der heute 58-Jährige in dem Verband. Zunächst in der Ortsgruppe Moosburg, die er viele Jahre lang leitete. In den Neunzigerjahren ging deren Mitgliederzahl dann zurück, die Gruppe war nicht mehr so aktiv. "Resignation machte sich breit", sagt Willner. Das änderte sich wieder, als er sich daraufhin mehr in der Kreisgruppe engagierte.

In diesem Jahr übernahm Wolfgang Willner deren Vorsitz und löste nach 35 Jahren Christian Magerl an der Spitze ab. Leicht sei ihm diese Entscheidung nicht gefallen, erzählt der Moosburger. Das Ehrenamt erfordere einiges an Engagement, beanspruche viel Zeit. Aber als ihn Magerl als seinen Nachfolger vorschlug, habe er zugestimmt. "Weil ich mich mit dieser Arbeit identifizieren kann und vom Verband überzeugt bin", begründet Willner seinen Entschluss.

Willner übernimmt das Amt, weil er von der Arbeit des Verbandes überzeugt ist

Nach seinem Fachabitur wollte der gebürtige Moosburger eigentlich Landschaftspflege oder Biologie studieren. Das ging damals aber nur mit einem normalen Abitur. Deshalb begann Willner nach seinem Zivildienst beim Bildungswerk des Bundes Naturschutz ein Architekturstudium in München. "Ich habe dann aber schon bald gemerkt, dass das nicht mein Ding ist und habe es geschmissen", erzählt Willner. Schon damals stieg er in die professionelle Naturfotografie ein. Zu der kam er über seinen Vater, der seit den Siebzigerjahren heimische Schmetterlinge fotografierte. Davon inspiriert, entdeckte Willner bald die Landschafts- und Naturfotografie für sich. Noch während seines Studiums verkaufte er Bilder an Agenturen und Magazine, knüpfte viele Kontakte.

Jahreshauptversammlung des Bund Naturschutz Freising

Personalwechsel bei der Kreisgruppe des Bundes Naturschutz (von links): Stellvertreter Karl-Heinz Häberle, der bisherige Kassier Matthias Jalowitschar, Stellvertreterin Christine Margraf, der bisherige Vorsitzende Christian Magerl und sein Nachfolger Wolfgang Willner.

(Foto: Lukas Barth)

Seit 1993 arbeitet Willner hauptberuflich als Naturfotograf, Ende der Neunzigerjahre begann er, Filme zu machen. Gerade ist er dabei, einen Kurzfilm fürs Kino über einen Waldnationalpark zu drehen, erzählt er. Das Thema dritter Nationalpark, für den der Bund Naturschutz seit Langem kämpft, ist für Willner noch nicht abgeschlossen. "Auch wenn das der neue Ministerpräsident Markus Söder so gesagt hat. Das wird in einiger Zeit wieder diskutiert", ist sich Willner sicher. Die Menschen interessierten sich wieder mehr für die Natur, sagt er. "Die negativen Folgen des Wirtschaftslobbyismus sind inzwischen deutlich spürbar geworden. Die Bürger sind kritischer geworden und sehen sehr wohl die Schäden für die Natur und ihre Gesundheit."

Vielleicht erkläre auch dieses neue Bewusstsein die steigende Zahl der Mitglieder beim Bund Naturschutz, meint Willner. 4300 Köpfe zählt die Kreisgruppe derzeit, das bedeutet mehr als eine Verdoppelung seit den Neunzigerjahren. Und die Zahl steigt weiter an. Es gebe sehr viele aktive junge Menschen, viele Studenten vom grünen Zentrum der Hochschule, aber auch Professoren, die sich engagierten. Das Insektensterben, der Pestizideinsatz, die Flächenversiegelung, die Trinkwasserverseuchung und in der Region natürlich die dritte Startbahn seien Themen, die aufrüttelten. "Die dritte Startbahn wird für uns auch ganz klar wichtig bleiben", sagt Willner. Eine Entscheidung darüber wurde vom Ministerpräsidenten zwar verschoben. "Aber das Thema ist bei uns immer präsent." Als neuer Vorsitzender will Willner zudem eigene Schwerpunkte setzen: Arten- und Biotopschutz, der Umweltschutz und - als erklärter Anhänger der Elektromobilität - erneuerbare Energien sind ihm besonders wichtig.

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