Alpenverein:Finanzieller Gewaltakt

Freisinger Sektion will für 1,1 Millionen Euro eine Kletterhalle bauen und hofft auf Zuschüsse und Mitgliederumlage

Von Kerstin Vogel

Alpenserie von Alexander Kappen Folge 1: Kletterhalle

Der Kletterboom soll dem Alpenverein neue Mitglieder bescheren.

(Foto: Veronica Laber)

Es ist schon ein gigantisches Vorhaben, dass der Freisinger Alpenverein da schultern möchte: Für geschätzt 1,1 Millionen Euro soll neben dem bisherigen Domizil am Seilerbrückl eine neue Kletterhalle entstehen, in der 50 Sportler gleichzeitig klettern können. Fast die Hälfte der Summe muss der Verein dafür als Darlehen aufnehmen, eine Zusage der Sparkasse gibt es bereits. Der Rest kommt aus Zuschüssen, dem Ersparten - und möglicherweise einer Sonderumlage der Mitglieder. Ob diese erhoben wird, darüber soll in einer Mitgliederversammlung am Montag, 15. Juli, (20 Uhr, Grüner Hof) entschieden werden. Darüber und über den Etat, mit dem der Bau ermöglicht werden soll.

Die Vorarbeiten sind laut Vorsitzendem Christian Rester soweit abgeschlossen. Die Planung steht "bis zur letzten Schraube", wie er sagt, die Baugenehmigung der Stadt ist da, die Finanzplanung ist soweit abgeschlossen und auch ein "vorzeitiger Baubeginn" ist vom Hauptausschuss inzwischen bewilligt - das ist wichtig für die sehr komplexen Wege und Vorschriften, die es im Zuschusswesen zu beachten gilt. Genau so eine Zuschussfrage war es auch gewesen, die bei der Diskussion im Hauptausschuss für Irritationen gesorgt hatte. Denn der Alpenverein hat auch die übliche Sportförderung für Freisinger Vereine beantragt - das sind zehn Prozent als Zuschuss und weitere zehn Prozent als zinsloses Darlehen. Weiteres Geld soll unter anderem vom Bayerischen Landessportverband (BLSV) kommen - und üblicherweise laufen derartige Anträge parallel. FSM-Stadtrat Hans Hölzl aber hatte erklärt, dass beim BLSV noch kein Zuschussantrag der Kletterer eingegangen sei. "Widersprüchlich" fand er das - doch Rester hat eine Erklärung: Bei der Online-Eingabe des BLSV-Antrags sei versehentlich das Passwort für die Kanu-Abteilung verwendet worden, deshalb die Verzögerung.

Nun aber liege der Antrag dem Verband vor - und wie Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher bestätigt, wird auch die Stadt demnächst über ihre Zuschüsse entscheiden. Weitere 7,5 Prozent der Summe soll der Gesamt-Alpenverein beisteuern - und hier kann sich Rester einen kleinen Seitenhieb auf die Stadtverwaltung doch nicht verkneifen: Wäre die Unterzeichnung des nötigen Mietvertrages dort nicht immer wieder verzögert worden und hätte man diesen bis Mai 2012 vorlegen können, würde die finanzielle Unterstützung durch den Alpenverein deutlich höher ausfallen.

Ansonsten aber möchte der Verein die Querelen der Vergangenheit begraben und sieht dabei Oberbürgermeister und Stadtrat hinter sich. Die Kletterhalle solle eine Bereicherung für die Sportlandschaft in Freising werden, schwärmt Rester: "Ein Angebot für alle sportbegeisterten Bürger." Das ist dem Vorsitzenden wichtig, dass es nicht "um die Kungelei eines Teils Schwererziehbarer" im Alpenverein geht, sondern darum, ein offenes Angebot mit Schwerpunkt auf dem Breitensport zu schaffen, zum anderen in die Zukunft des Vereins zu investieren: Seine Hoffnung: "Viele junge Menschen und Familien kommen durch die Halle zu uns und bleiben uns hoffentlich erhalten".

Ob die insgesamt rund 4000 Vereinsmitglieder da mitziehen, wird sich bei der Versammlung am 15. Juli zeigen. Immerhin 200 000 Euro haben sie für das Vorhaben bereits angespart - und die etwa 1800 "A-Mitglieder" sollen nun noch einmal eine einmalige Sonderumlage von 50 Euro beisteuern. Als finanziellen "Puffer", wie Rester sagt. Die Rückzahlung des Darlehens wird dann natürlich auch mit Einnahmen aus dem Kletterbetrieb erfolgen müssen - und das bedeutet, das man die Halle wohl an sieben Tagen in der Woche öffnen wird - mit vielleicht noch einem reinen Vereinsabend. Eine Gastronomie sei nicht geplant, sagt Rester: "Das wird kein Sportheim."

Von der Stadt würde man sich nun außer einer Bürgschaft für den Kredit wünschen, dass sie ein angrenzendes Grundstück der Bahn erwirbt, um weitere Parkplätze für die Kletterhalle zu situieren, und dass die Parkplatzzufahrt vielleicht optimiert werden könnte - auch, um die Nachbarn zu entlasten. Baubeginn könnte im Herbst dieses Jahres sein und dann könnte der Alpenverein die Gesamtanlage im Herbst 2014 eröffnen.

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