Alles Wahlkampf:Bunte Kandidaten-Meile

Die Oberbürgermeister-Kandidaten übernehmen die Freisinger Innenstadt. Bei der SPD steht ein Ude-Double, bei den Freien Wählern wird gesungen und Grünen-Kandidat Habermeyer macht auf Kunst.

Johann Kirchberger und Janina Schreiber

- Eigentlich braucht es mindestens eine Maß Bier und etliche Schnäpse, damit Walter Vasold so richtig auf Betriebstemperatur kommt. Am Samstagvormittag musste er auf der Kandidaten-Meile in der Innenstadt seine Gstanzl mit leerem Tank vortragen und bemängelte das auch gleich. Es sei sein erstes "Gstanzl-Singa, wo's nix z'dringa net gibt", reimte er. Den Zuschauern, die sich zahlreich um den Stand von Benno Zierer (Freie Wähler) - "mei Freint, da Bene" - versammelt hatten, gefielen Vasold und seine Gstanzl trotzdem und sie geizten dann auch nicht mit Beifall, als er anonyme Briefeschreiber als "ganz feige Hund" bezeichnete und über die anderen OB-Kandidaten lästerte, die sich "koa Blasmusi und koan Gstanzlsänger net leisten" könnten. "Lieber vom Saufen gezeichnet, als von Rembrandt gemalt" sang er dann noch, und "lieber ein Häuschen im Grünen, als an Greana im Haus". Um Verständnis bat er, dass er die ihm zugeschickten Vorschläge nicht in Gstanzl umgewandelt habe, weil die allesamt ein wenig zu verunglimpfend gewesen seien und er außerdem "a trockene Fotz'n" habe.

Aber nicht nur Benno Zierer hatte sich am Samstag etwas einfallen lassen. Am SPD-Stand hatte Eva Bönig gleich zwei Oberbürgermeister zu Gast. Dieter Thalhammer war als Unterstützer gekommen und auch Münchens OB Christian Ude war da. Allerdings nur in Gestalt seines Nockherberg-Doubles André Hartmann. Der sah zwar nicht ganz so aus wie Ude, hatte aber dessen Stimme gut drauf und beteuerte immer wieder, dass er seine Meinung geändert habe und nun gegen die dritte Startbahn sei.

Helmut Priller (ÖDP) wiederum hatte zahlreiche große und kleine Luftballons mitgebracht, wahrscheinlich "aufpumpt mit'm Gas vom Putin", wie Vasold sang. Auch Tobias Eschenbacher (Freisinger Mitte), der vor seinem Wahlkampf-Auto Tüten und Programme verteilte und neue Wahlplakate zeigte, musste sich von Vasold aussingen lassen. Angesichts der Preise in seiner Q-Bar, reimte der Gstanzlsänger, habe sich dessen langgehegter Kindertraum, einmal ein Räuber zu werden, erfüllt.

Sebastian Habermeyer hatte zur Unterstützung den Landtagsabgeordneten Christian Magerl mitgebracht, am CSU-Stand mit Rudi Schwaiger wurde eifrig über die gefälschten Wahlbriefe diskutiert und die Linken mit Daniel Wilke hatten sich in die Obere Hauptstraße zurückgezogen. Dort waren sie zwar ganz allein, hatten aber immerhin einen Osterhasen dabei.

Bereits am Freitagnachmittag präsentierte Grünen-Kandidat Sebastian Habermeyer eine kunstvoll gestaltete Litfaßsäule an der Ecke Ismaninger Straße/Erdinger Straße. In zehn Stunden Arbeit hat der Freisinger Graffiti-Künstler Marc Pablo Durner hauptsächlich in kräftigen Grün- und Gelbtönen Motive, die für Freising typisch sind, zu einem Kunstwerk zusammengefügt. Mit den verschiedenartigen Abbildungen sollten sowohl die Gesamtheit als auch die Vielseitigkeit Freisings und seiner Bewohner dargestellt werden. Neben den Wahrzeichen ist auch das Wahlplakat von Sebastian Habermeyer und ein Bus mit der Aufschrift "10 Minuten" integriert, eine Anspielung auf das Wahlprogramm der Partei. Über allem steht wie ein Motto das Wort "Klartext". Mit diesem Projekt wollte Habermeyer dem jungen Künstler die Möglichkeit zur temporären öffentlichen Präsentation seines Könnens geben und gleichzeitig einen "künstlerischen Lichtblitz" für die Umgebung schaffen.

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