Aktion am Wochenende:Wohnzimmer mit Baustellen-Charme

Aktion am Wochenende: Der Verein Aktive City möbliert "Stadtzimmer" an der Oberen Hauptstraße. Zu den fleißigen Helfern zählen (von links) Tobias Kramer, Max-Josef Kirchmaier, Felix Metzler und Michael J. Fuchs.

Der Verein Aktive City möbliert "Stadtzimmer" an der Oberen Hauptstraße. Zu den fleißigen Helfern zählen (von links) Tobias Kramer, Max-Josef Kirchmaier, Felix Metzler und Michael J. Fuchs.

(Foto: Marco Einfeldt)

Der Marketingverein "Aktive City" will mit Möbeln aus Paletten auf die Neugestaltung der Freisinger Innenstadt neugierig machen. Entstanden sind "Nischen zur Kommunikation und Entspannung".

Von Johann Kirchberger, Freising

Regnen darf es nicht, das ist klar, sonst wird es ungemütlich im Stadtzimmer. Eigentlich sind es ja drei Stadtzimmer, die der Marketingverein "Aktive City" nach einer Idee der Landschaftsarchitektur-Gesellschaft "Toponauten" da am Samstag in der Oberen Hauptstraße aufgestellt hat. Baustellen-Charme und Wohnzimmer-Atmosphäre sollen sie ausstrahlen.

Damit es so richtig gemütlich wird, dafür fehlt aber vielleicht doch das Dach über dem Kopf. Das mit dem Baustellen-Charme trifft eher zu. Denn die Möbel - Hocker, Sofas, Tische und Sitze - sind aus Standard-Euro-Paletten zusammengeschraubt. Trotzdem muss man keine Angst haben, sich einen Schiefer in den Allerwertesten einzuziehen. Die Sitzflächen sind mit bunten Kissen aus einer witterungsbeständigen Lastwagenplane überzogen.

Die Wohninseln, so bezeichnet sie der Verein, sollen vorerst bis Ende Oktober aufgestellt bleiben und auf die Neugestaltung der Innenstadt in den nächsten Jahren aufmerksam und neugierig machen. Farbtupfer im Stadtgeschehen sollen sie sein, sagt Toponauten-Geschäftsführer Tobias Kramer, und "Nischen zur Kommunikation und Entspannung". Und sie sollen Werbung machen für eine lebendige Stadt. Einer Stadt "der Kommunikation mit Mut zum Besonderen und mit Bedacht um das Alltägliche", wie er sagt.

Drei Stunden lang haben Aktive-Vorsitzender Max Kirchmaier, sein Vorstandskollege Michael Fuchs, City-Manager Christian Kramer und einige Helfer, ausgestattet mit orangefarbenen Hemden und Vereinslogo, am Samstag bei trockenem Wetter die Paletten zusammengefügt und verschraubt.

Wer Gefallen daran findet und sich aufgefordert fühlt, sich auf den Sitzmöbeln gemütlich niederzulassen, kann sich anhand der aufgestellten Tischbanner über den Verein, die Innenstadtkonzeption und das Projekt informieren. Oder er kann ein Buch zur Hand nehmen, und darin ein wenig schmökern. In den Tischen sind nämlich Bücher abgelegt, die auch mit nach Hause genommen werden dürfen. Genauso können auch Bücher mitgebracht und für andere Besucher im Stadtzimmer zurückgelassen werden. Der Clou dabei ist die Registrierung.

"Unsere Bücher tragen eine Identifikationsnummer, wer sein eigenes Buch in die Bibliothek stellt, kann es ebenfalls registrieren und mit einer Nummer versehen", sagt Kramer. "Auf diese Weise kann man verfolgen, wie das Buch anderen Leuten gefallen hat und wohin es reist". Wie das genau funktioniert, kann man unter www.bookcrossing.com nachlesen.

Die Obere Hauptstraße wird nach der Moosachöffnung und der Neugestaltung des Straßenraums ein Ort sein, "der ganz besonders attraktiv ist und zum Verweilen einlädt", ist sich Kirchmaier sicher. Nach den Wanderbäumen in ihren knallroten Töpfen und den Sitzbänken mit lebenden Weiden als Rückenlehnen soll nun das Projekt Stadtzimmer Aufmerksamkeit finden und dazu anregen, es sich gemütlich zu machen und "das Treiben um sie herum zu beobachten und zu genießen".

Grundsätzlich kann sich Kirchmaier vorstellen, dass die flexibel einsetzbaren Wohninseln auch in den nächsten Jahren aufgestellt bleiben, und die einzelnen Bauabschnitte der Innenstadtgestaltung als "Tribüne" begleiten. Also nichts wie rauf auf die Paletten-Möbel und zusehen, wie der Deckel über der Moosach abgetragen wird. 2017 soll das so weit sein.

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