Ärztemangel:Weite Wege zum Patienten

Landarzt

Auf dem Land fehlen immer öfter Ärzte. Die lassen sich wegen der besseren Infrastruktur lieber in der Stadt nieder

(Foto: dpa)

Vor allem auf dem Land fehlen Ärzte. Praxen, die aus Altersgründen geschlossen werden, können längst nicht mehr automatisch nachbesetzt werden. Das Poolarzt-Modell soll den Bereitschaftsdienst am Wochenende sicherstellen.

Von Katharina Aurich, Freising

Der Landärztemangel trifft auch den Landkreis Freising. Der Freisinger Arzt und Leiter des Freisinger Hausärztekreises, Reinhard Bungartz, begrüßt darum den Aufruf der Kassenärztlichen Vereinigung (KV), dass sich nicht nur niedergelassene Ärzte am kassenärztlichen Notdienst beteiligen sollen, sondern auch Ärzte ohne Kassenzulassung. Dazu gehören pensionierte Kollegen oder Ärztinnen im Mutterschutz. Dieses sogenannte "Poolarzt-Modell" sei besonders in ländlichen Regionen sinnvoll, wo die Dienste auf den Schultern weniger Kollegen verteilt seien, so Bungartz. In Freising dagegen werden rund 80 Prozent der Bereitschaftsdienste von der Praxis Gollmann und Hannemann übernommen. Die beiden Mediziner arbeiten als Privatärzte, haben aber seit zehn Jahren für die Bereitschaftsdienste eine sogenannte Ermächtigung der Kassenärztlichen Vereinigung. Daher seien die rund 60 Freisinger niedergelassenen Ärzte, die ungefähr 65 000 Patienten versorgen, in der komfortablen Situation, dass sie nur fünf bis sechs Mal im Jahr Bereitschaftsdienst haben, schildert das Markus Gollmann. Der Bereitschaftsdienst wird unter der Nummer 116 oder 117 gerufen, wenn der Hausarzt keine Sprechstunde hat.

Dann erfolgt die medizinische Beratung entweder nur am Telefon oder der Arzt kommt vorbei. In der Notaufnahme des Krankenhaus dagegen werden nur Notfälle versorgt, erklärt Gollmann, dort werden weder Rezepte, noch Krankschreibungen ausgestellt. Dies könne ausschließlich der Bereitschaftsarzt. Niedergelassene Ärzte seien grundsätzlich verpflichtet, sich am Bereitschaftsdienst zu beteiligen, um eine kontinuierliche ärztliche Versorgung auch nachts und an den Wochenenden zu gewährleisten. Der Dienstplan werde von der KV erstellt, aber in den einzelnen Gebieten organisierten sich die Kollegen selbst und tauschten beispielsweise auch ihre Dienste. Wie groß das Gebiet ist, in dem ein Mediziner Bereitschaftsdienst hat, hängt von der Anzahl der niedergelassenen Ärzte dort ab. In Freising müssten die Ärzte bisher nicht allzu weit fahren, beschreibt Bungartz, das könne sich jedoch rasch ändern.

Vor zwei Jahren wurde beispielsweise das Gebiet Kranzberg-Allerhausen zu Freising zugeschlagen, da dort nur noch weniger als sechs Kollegen praktizierten. Wenn er nun von einem Patienten in Rudlfing nach Allershausen fahren müsse, dann sei er 30 Minuten unterwegs, schildert Gollmann. In der Stadt Freising könne er innerhalb einer Stunde zwei Patienten versorgen, dort sei der Bereitschaftsdienst kein Problem, aber auf dem Land zeitintensiv und mit vielen Fahrten verbunden. Finanziell besonders lukrativ sei dieser Service für die Patienten für die Ärzte ohnehin nicht, ergänzt Karin Grain, Pressesprecherin der KV.

Das "Poolarzt-Modell" sei zwar begrüßenswert, löse aber nicht das eigentliche Problem, den zunehmenden Ärztemangel in ländlichen Regionen, so Bungartz. Nur in Ausnahmefällen gelinge es, Landarztpraxen nach dem Ausscheiden eines Mediziners nach zu besetzen. Die allermeisten Ärzte praktizierten wegen der besseren Infrastruktur lieber in der Stadt. Da müssten sich die Kommunen dringend etwas einfallen lassen, fordert Bungartz.

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