Ärgernis für die Fahrgäste:Außer Plan

Die Linie S 1 ist stärker als andere S-Bahn-Abschnitte von Verspätungen betroffen. Schuld sind zahlreiche Bauarbeiten und strukturelle Probleme

Von Alexandra Vettori, Freising

Regelmäßige S-Bahn-Nutzer können ganze Arien davon singen, wie sie an Bahnsteigen stehen und warten - auch außerhalb der regelmäßigen Chaos-Tage, an denen stundenweise gar nichts mehr geht. Die Fahrgäste auf der Linie S 1 haben da ein paar Zusatzstrophen parat. Denn hier gibt es noch mehr Verspätungen als auf anderen Linien. Ganz schlimm ist es bisher in diesem Jahr, denn in den vergangenen Monaten haben zahlreiche Bauarbeiten stattgefunden.

Langsamfahrzonen, Verspätungen, Gleissperrungen und Schienenersatzverkehr, Probleme an den Bahnübergängen - die Fahrgäste auf der S-Bahnlinie S 1 sind hochgradig genervt. Die aktuellen Arbeiten ziehen sich noch bis in den Juli, dann, so verspricht die Bahn, sei das Gröbste geschafft. Die neueste Langsamfahrstelle am Bahnübergang in Oberschleißheim ist bereits Vergangenheit. Dort hatte sich auf der Strecke von München nach Freising das Gleis samt Belag ohne erkennbaren Grund abgesenkt, weshalb seit 17. Mai die Züge nur noch langsam darüber hinweg fahren konnten. Mittlerweile ist der Boden stabilisiert und das Gleis wieder in der richtigen Lage. Seit einer Woche dürfen die Züge wieder mit voller Kraft passieren. In Moosach dagegen dauert die Bummelfahrt noch bis 5. Juli, dort finden Restarbeiten an den neuen Weichen statt.

Nicht nur gefühlt, sondern auch statisch liegt die Pünktlichkeit auf der Linie S 1 im Normalbetrieb unterhalb des Durchschnitts im Münchner S-Bahnsystem. Ursache ist der Mischverkehr zwischen Laim und Freising, wo nicht nur die S-Bahnen unterwegs sind, sondern auch Personen- und Güterzüge. Immer wieder müssen S-Bahnen deshalb warten, um verspätete Regionalzüge vorbei zu lassen. Laut der Bahn kann sich die Pünktlichkeit der Linie S 1 trotzdem sehen lassen. Die Statistik ergab für das Vorjahr eine Pünktlichkeitsrate von fast 93 Prozent.

In den ersten Monaten dieses Jahres aber ist der Wert aufgrund der vielen Baumaßnahmen sicher nicht erreicht worden. So wurden im März zehn Tage lang immer wieder Gleise gesperrt, weil diese und elf Weichen im Bahnhof Moosach ausgetauscht werden mussten. Anfang und Mitte April war der Bahnhof Feldmoching an der Reihe. Hinzu kamen auf der Strecke zum Flughafen Wochenend- und Nacht-Sperrungen, wegen des Einhubs der Brückenteile für die Neufahrner Kurve und weil am Flughafen-Besucherpark der Fußgängersteg erneuert wurde.

Am Hauptproblem der S 1, dem Mischverkehr, wird sich freilich auch in Zukunft nichts ändern. Stündlich fährt zusätzlich zu den S-Bahnen in jede Richtung ein Donau-Isar-Express zwischen München und Passau, zweistündlich ein Regionalzug über Regensburg nach Nürnberg, zeitversetzt ebenfalls zweistündlich ein ALEX über Regensburg nach Hof. Dazu kommen im Berufsverkehr einzelne Verstärkerzüge. Die Güterzüge haben keinen festen Fahrplan, Zahl und Takt sind saisonalen und konjunkturellen Schwankungen unterworfen. Von Dezember 2018 an kommen zwischen Freising und Flughafen mit der Neufahrner Kurve weitere Züge hinzu, dann verkehrt der Flughafen-Express zwischen Regensburg, Landshut und Flughafen stündlich.

Mit der zweiten Stammstrecke und den einhergehenden zwei zusätzlichen Gleisen zwischen Laim und Leuchtenbergring würde sich vieles ändern, davon ist man bei der Bahn überzeugt. Die Pläne des Freistaats sehen nämlich einen 15-Minuten-Grundtakt auf fast allen Linien vor, auch auf der Linie S 1. Dadurch würde sich das Betriebskonzept signifikant verbessern, teilt ein Bahnsprecher mit. Bis dahin hat man vielleicht auch die immer wiederkehrenden Probleme an den beiden Bahnübergängen in Pulling und Oberschleißheim im Griff. Man bemühe sich momentan, dort eine technische Lösung zu finden, versichert der Bahnsprecher.

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