Abschied nach 15 Jahren:Flexibel bleiben

Stefan Menzel

Mit einem lachenden und einem weinenden Auge nimmt Pfarrer Stefan Menzel Abschied aus Hallbergmoos.

(Foto: privat/Helmut Schmidt)

Pfarrer Stefan Menzel verlässt auf eigenen Wunsch die Pfarrei Hallbergmoos-Goldach, obwohl er sich dort sehr wohlgefühlt hat. Anfang September wechselt der 49-Jährige nach Fahrenzhausen, wo er vor allem in der Jugendarbeit eine neue Herausforderung sucht

Von Clara Lipkowski, Hallbergmoos

Die Entscheidung zu gehen, war zwar seine eigene, leicht gefallen sei sie ihm aber längst nicht, sagt Pfarrer Stefan Menzel. Er verlässt die Gemeinde Hallbergmoos und wird zum 1. September Pfarrer in Fahrenzhausen. "Nach 15 Jahren wollte ich den Wechsel, weil ich nicht einrosten will. Flexibel bleiben, das ist mir wichtig", sagt der 49-Jährige. Außerdem sei eine Fluktuation von Pfarrern nach einigen Jahren von der Erzdiözese gewünscht, der Mangel an Priestern erfordere das. Nur so werde sicher gestellt, dass eine Pfarrerei nicht für längere Zeit ohne Pfarrer bleibt.

Irgendwann habe die Pfarrei Fahrenzhausen bei ihm angeklopft, sagt Menzel, oder viel mehr angerufen. Ob er sich nicht eine Tätigkeit in der Gemeinde vorstellen könne. Ja, das konnte er, schließlich kannte Menzel schon einige der Mitarbeiter und wusste, dass sie wie in Hallbergmoos gut und aktiv arbeiteten, erzählt der gebürtige Münchner. Denn auf ein gutes Arbeitsklima legt er Wert. Und deswegen falle es ihm schwer, zu gehen. Denn unter den Mitarbeitern in Hallbergmoos herrschte immer eine "sehr gute, kritische Loyalität", sagt Menzel, das habe er sehr geschätzt. Da sei nichts "hintenrum" passiert, stattdessen seien Probleme konstruktiv besprochen worden. Die Loyalität bekundeten die Gemeindemitglieder und Pfarreimitarbeiter in zwei Abschiedsfeiern. Zu einem großen Abschied im Airport Business Centre hatten sich am 17. Juli etwa 450 Gäste eingefunden. "Die Feier war sehr bewegend", sagt Menzel, alle Beteiligten hätten sich sehr viel Mühe gegeben. "Ich musste mich zusammenreißen, das nicht die eine oder andere Träne rollt." Ein bisschen zu viel des Lobs sei es für seinen Geschmack dann doch gewesen, findet er. Dennoch, dass so viele Leute gekommen waren, habe ihn sehr beeindruckt. In einem Abschiedsgottesdienst in Goldach konnten die Hallbergmooser in kleinerem Stil Abschied nehmen.

Fragt man ihn, was gut und schlecht lief in der Pfarreiarbeit, antwortet Menzel überlegt, denn 15 Jahre haben natürlich Spuren hinterlassen. Die Arbeit mit den Ministranten habe ihm viel Spaß gemacht, auch, in der Seelsorge bei Menschen zu sein, die sonst niemanden haben, sagt er. Und die Zusammenarbeit mit Kirchenverwaltung und der Pfarrgemeinde habe sehr gut funktioniert, lobt er. Andererseits habe er festgestellt, dass ihm die Arbeit mit der Kirchenjugend nicht so recht gelingen wollte, sagt er kritisch und vermutet: "Vielleicht fehlte mir das Charisma, um eine Jugendarbeit aufzubauen." Dieser Herausforderung will er sich in Fahrenzhausen stellen, wo es eine Kirchenjugend gibt, die Menzel fördern will. Außerdem möchte er versuchen, ein Programm zur Erwachsenenbildung anzuschieben. Zunächst gelte es, in der Kennlernphase alles Bestehende so lassen, wie es ist und sich mit den Menschen und Gremien vertraut zu machen.

Welche Momente seiner Hallbergmooser Zeit sind ihm in Erinnerung geblieben? "Nie vergessen" werde er den Willkommensgottesdienst an einem Oktobertag vor 15 Jahren, erzählt Menzel, als er seine Tätigkeit in der Pfarrei aufnahm. "Da habe ich echtes Wohlwollen gespürt, mich als Pfarrer zu empfangen", das habe ihm beim Einstieg geholfen. Traurig habe ihn während der 15 Jahre gemacht, wenn er junge Menschen beerdigen musste, erzählt der Pfarrer. "Das fällt einfach sehr schwer", sagt er, überhaupt seien Beerdigungen ein trauriger Teil seiner Arbeit, zeigten aber gleichzeitig, wie wichtig Rituale für Menschen und auch Jugendliche in schwierigen Situationen sind.

Die Entscheidung Priester zu werden, fällte Menzel 1988, mit Anfang 20, nach seinem Zivildienst. Nach fast zwei Jahren als "Zivi" auf einer Altenpflegestation, war er sich sicher - Priester und Seelsorger, das wollte er werden. Das Zölibat sah er als junger Mann unproblematisch: "Ich hatte damals keine Freundin und habe mich nicht so intensiv damit beschäftigt." Heute, mit zunehmendem Alter, wie er sagt, empfindet er das Leben in Ehelosigkeit als "nicht einfach." "Familie geht mir schon ab", sagt er. Deswegen sei er sehr froh über die tiefen Freundschaften, die er mit Familien, Männern, aber auch Frauen hat. "Ich bin kein Befürworter des Pflichtzölibats", eher sei er dafür, die Entscheidung für oder gegen die Enthaltsamkeit freizustellen.

Bevor er Priester wurde, hatte er als Kind alles Mögliche werden wollen, sagt Menzel und lacht. Ritter, König, Kriminalkommissar. Die Nähe zu Gott hatten ihm die Großeltern mitgegeben. Davon beeinflusst, entschied er sich für den Priesterberuf. Sein Credo ist, zuzuhören und den Glauben zu teilen. Dass er mit Menschen jeden Alters zusammentrifft, "von Babys bis zu alten Menschen", macht ihm Spaß. So wird Stefan Menzel auch künftig seine Aufgaben angehen, als Zuhörer in der Seelsorge und als Übermittler der "Botschaft Gottes", von der Taufe bis zur Beerdigung.

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