Abschaffung der Studiengebühren:Vom Gefängnis bis ins Abseits

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Freisinger Bündnis will unter anderem bei einer Kneipentour um Unterstützung für das Volksbegehren werben

Birgit Goormann-Prugger

- Auch in der Stadt Freising hat sich ein breites Bündnis für die Abschaffung der Studiengebühren in Bayern formiert, und die Beteiligten wollen in den nächsten zwei Wochen alles unternehmen, um ihr Ziel zu erreichen. 4000 Wahlberechtigte müssen sich in Freising bis zum 30. Januar in die Liste für das Volksbegehren eintragen. "Ich glaube, das kriegen wir hier locker zusammen", versicherte Susanne Günther (Grüne) gestern bei einer Pressekonferenz. Erschienen waren auch die Landtagsabgeordneten Christian Magerl (Grüne) und Manfred Pointner (Freie Wähler). Zusammen mit Peter Warlimont (SPD), Franz Josef Bachhuber (Piraten), Albert Schindlbeck und Guido Hoyer (beide Linke) Monika Hobmair (ÖDP) und Benno Zierer (Freie Wähler) appellierten sie an die Freisinger, sich zahlreich in die Unterschriftenlisten, die im Bürgerbüro ausliegen, einzutragen. Auch Vertreter der Freisinger CSU und der Freisinger Mitte habe sie eingeladen, sich an den Bündnis zu beteiligen, habe aber keine Rückmeldung erhalten, so Günther - außer von OB Eschenbacher für einen Fototermin zum Start der Eintragung am heutigen Donnerstag.

Manfred Pointner stellte klar, dass die Hochschulen nach der Abschaffung der Studiengebühren keinesfalls finanzielle Ausfälle zu befürchten hätten. "Das wird vom Freistaat kompensiert, das wissen nur die meisten nicht. Im Haushalt sind 100 Millione Euro dafür eingestellt", sagte er. Das seien bei dem aktuellen 47 Milliarden- Haushalt gerade mal 0,3 Prozent, "also ein minimaler Betrag". Nichtsdestotrotz war man sich einig, dass die Studiengebühren in Höhe von 500 Euro pro Semester, also 1000 Euro im Jahr, junge Menschen aus sozial schwächer gestellten Familien vom Studium abhalten.

"Ich habe noch zu Zeiten studiert, als keine Gebühren erhoben wurden, und das war so schon teuer genug", sagte Magerl. Man habe als Student ja auch andere Kosten, müsse seinen Lebensunterhalt finanzieren. "Hätte ich noch Studiengebühren zahlen müssen, wäre es schwierig geworden", versicherte Magerl. Ähnlich äußerte sich auch Landschaftsarchitektin Susanne Günther, ursprünglich aus Coburg, die in Weihenstephan ein Stipendium erhalten hatte. "Ich musste mir hier ein Zimmer nehmen und immer nebenher arbeiten. Wären die Gebühren auch noch dazugekommen, hätte ich in meinem Heimatort bleiben müssen". Warlimont fügte hinzu, dass es wenig sinnvoll sei, junge Menschen mit Schulden aus dem Studium zu entlassen. Auch dem demografischen Wandel könne man nicht begegnen, wenn junge Menschen nach der Ausbildung hoch verschuldet seien, und nur schlecht bezahlte, befristete Arbeitsverträge erhalten würden.

"Da traut sich doch niemand, eine Familie zu gründen und alle sagen doch, wir hätten zu wenig Kinder", ergänzte Magerl. Das gelte auch für die so dringend benötigten Pflegekräfte im Seniorenbereich. 5000 Euro koste deren Ausbildung und die Bezahlung sei später "lausig", so Monika Hobmair. Auch da gebe es Handlungsbedarf.

Das Bündnis begleitet die nächsten zwei Wochen der Eintragungsfrist mit Informationsständen und anderen Aktionen. Am Freisinger Bahnhof will man sich platzieren und schon am kommenden Samstag ist beispielsweise eine Kneipentour geplant, um dort die Gäste zu informieren. "Mal sehen, wie weit wir kommen", sagte Susanne Günther scherzhaft. Treffpunkt sei gegen 19 Uhr am Marienplatz, dann will man zunächst bei den Älteren in der Weinstube im Gefängnis einkehren. Endstation werde dann wohl das "Abseits" in Neustift sein. Während der Woche ist das Bündnis jeden Tag mit einem kleinen Infostand am Marienplatz präsent. An den beiden Samstagen steht dann ein größerer Stand vor der Hypo-Vereinsbank. Auch die Efi habe sich kooperationsbereit gezeigt, so Susanne Günther. "Wir haben in fast allen Geschäften unsere Flyer auslegen können.

Weitere Informationen im Internet: www.volksbegehren-studiengebühren.de

Mit Spannung sehen die Studierenden in Weihenstephan (im Bild die Bibliothek der TU München) dem Volksbegehren zur Abschaffung der Studienbeiträge entgegen. Die kommenden zwei Wochen werden zeigen, ob sich genügend Wahlberechtigte in die Listen eintragen. (Foto: Marco Einfeldt)
© SZ vom 17.01.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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