Abgeduetscht & Aufgebliesen:Skurriles aus dem Schulalltag

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Mit viel Schwung nimmt das Schülerkabarett Camarett Themen wie das Verkaufsverbot für Süßigkeiten aufs Korn, bekommt aber auch Besuch von Batman und Dracula.

Von Anna Stab

Seit fast 50 Jahren liefert das Camarett, das Schülerkabarett des Camerloher-Gymnasiums, gute Unterhaltung mit Kabarett-Nummern zum Schulleben, mit Science-Fiction und Alltagsbeobachtungen. Dass sich diese an sich schon vergnüglichen Geschichten meist wunderbar mit den musikalischen Fähigkeiten der Schüler des musischen Gymnasiums verknüpfen lassen, verlieh dem Programm auch in diesem Jahr viel Schwung.

Zwischen zeitlosen Themen aus dem Schulalltag von "Wie schummelt man sich am effizientesten zum Einser-Abi" in der gelungenen Gesangs-Nummer "Alles nur geklaut" über "Schlangestehen für Fortgeschrittene" im "Pausenverkauf-Song" geht es oft auch um Camerloher-spezifische Belange wie das Süßigkeiten-Verkaufs-Verbot vor 11.15 Uhr ("Schwarzmarkt"). Nicht ausgelassen werden auch Stärken und Tics der Lehrer, etwa wenn sie im Boxkampf "Lehrertekken" mit Fäusten und Zitaten wie "Schmerz muss sein, sprach Wallenstein" gegeneinander antreten. Immer wieder ins Programm einstreut wird der Running-Gag einer Lehrerin, die sich durch Konfiszierungen von Schülergut auf den neuesten Stand der Technik bringt. Bei Nummern wie dem "After-Abi-Speed-Dating" wird es dann sogar etwas tiefgründiger und doch nicht weniger unterhaltsam, wenn die Abiturienten ihre Verwirrungen bezüglich der Zeit nach der Schule auf die Bühne bringen. Und auch der letzte Auftritt der Absolventen - eine Coverversion des James-Bond-Hits "Skyfall" und eine Dankeshymne an die Schule - kommen gut an.

Einer der Höhepunkte des Abends ist es, wenn in "Nachrichten für alle" aktuelle Tagesmeldungen (wie "Alter Mann wird beim Überqueren der Straße auf einem Zebrastreifen von einem Autofahrer verdroschen, dem es zu langsam ging") nicht nur in verschiedene Mundarten, ins Chinesische und in die Gehörlosensprache übersetzt wird, sondern auch der Gemütszustand des jeweiligen Landsmanns im Spiel mit transportiert wird: vom cholerischen Österreicher über den tiefenentspannten Rheinländer bis zum Chinesen, dessen Mimik jeweils eine ganz eigene Geschichte erzählt. Grandios auch die Ein-Mann-Nummer "Dracula", für die ein Ehemaliger zum Ensemble stieß: Wie Sandro Lohmann das Aufeinandertreffen des Vampirlords Dracula mit dem Superhelden Batman darstellt, erinnert stellenweise an die Rocky Horror Picture Show und ist unglaublich komisch - auch, weil es dem Darsteller mit beeindruckenden Sprach- und Mimikwechseln gelingt, gleich vier Personen mit einer einzigen Requisite und ohne Kostüm trennscharf zu verkörpern.

Wie hart verdient das Brot des Schauspielers ist, wird schon bei der aus der Komischen Oper "The Pirates of Penzance" entlehnten Camerloher-Nummer "Generalprobe" deutlich. Und wenn in einer der Zugaben die Darsteller gegen Ende des Programms nicht nur sich selbst, sondern auch ihre Regisseurin Antje Hagn aufs Korn nehmen, wird klar, dass es ein steiniger Weg bis zum insgesamt einstündigen Programm "Abgeduetscht & Aufgebliesen" - eine Anspielung auf den Schulleiterwechsel - gewesen sein muss. Doch er hat sich gelohnt!

© SZ vom 21.06.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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