Abgase aus Triebwerken:Warnung vor der unsichtbaren Gefahr

Mitglieder des Bürgervereins stellen bei ihren Messungen in der Region eine hohe Belastung der Luft mit Ultrafeinstaub fest. Sie machen dafür den Flughafen im Erdinger Moos verantwortlich

Von Johann Kirchberger, Freising

"Unser Hauptziel ist messen, darüber informieren und das Thema Ultrafeinstaub zu transportieren. Wir müssen die unsichtbare Gefahr sichtbar machen." Reinhard Kendlbacher, Vorsitzender des Bürgervereins, lobte während dessen Versammlung ausdrücklich Wolfgang Herrmann und Oswald Rottmann, die ständig unterwegs seien, um die Schadstoffbelastungen zu messen. Kein gutes Haar ließ er an der Flughafen GmbH, die "verniedlicht und vertuscht" und in Hochglanzbroschüren den Eindruck vermitteln wolle, als sei die Luft rund um den Flughafen sauber.

Die Ultrafeinstäube (UFB) seien kleiner als 200 Nanometer, erläuterte Herrmann, kanzerogene Stoffe aus unvollständiger Verbrennung von Kerosin lagerten sich auf ihnen ab, gelangten in den Körper und erzeugten Krebs, Herz-Kreislauf- und Lungenerkrankungen. Die Messungen in den vergangenen sechs Monaten hätten ergeben, dass die Hauptquelle für Ultrafeinstaub in der Region der Flughafen sei, an dem täglich 500- bis 600 000 Liter Kerosin verbrannt würden. Dabei entstünden ultrafeine Partikel, die vom Wind kilometerweit getragen würden. In Lerchenfeld und Attaching habe man zehn- bis 20-fache Werte der Grundbelastung festgestellt.

Die Behauptung, es gebe keine geeigneten Messgeräte für Ultrafeinstaub, wies Herrmann zurück. "Die gibt es seit zehn Jahren", sagte er. Falsch sei auch, dass man über die gesundheitlichen Auswirkungen von UFP nichts wisse. Aus allen bisher bekannten wissenschaftlichen Studien gehe klar hervor, dass mit der Anzahl der Partikel die Gefahr für die Gesundheit steige. Die bisherigen Messungen zeigten, dass die Belastungen im direkten Umfeld des Flughafens etwa achtmal so hoch seien wie üblich, selbst in zehn Kilometer Entfernung werde immer noch die doppelte Konzentration von Partikeln festgestellt. Da die Messergebnisse stark von Wind und Wetter abhängig seien, wolle der Bürgerverein nun mit Spenden und der Unterstützung der Schutzgemeinschaft ein zweites Messgerät anschaffen. In diesem Zusammenhang lobte Kendlbacher die Gemeinde Hallbergmoos, die beschlossen habe, sich selbst ein Messgerät zuzulegen.

Bei Autos könne der Schadstoffausstoß stark reduziert werden, sagte Herrmann, bei Flugzeugen sei das nicht möglich. Nach dem derzeitigen Stand der Technik gebe es keine Möglichkeit, UFP zu vermeiden. Es gebe nur die Möglichkeit, den Flugverkehr zu reduzieren und nicht, wie es beim Bau einer dritten Startbahn der Fall wäre, noch weiter auszubauen. Herrmann hatte einen plakativen Vergleich parat. 1000 Flugzeuge würden am Tag so viele UFP emittieren, wie 1000 Autos, die 18 Mal am Tag um die Erde fahren.

Der Flughafen aber tue weiter so, als ob es die UFP-Belastung nicht gäbe, "da wird alles unter der Decke gehalten und versucht, gesundheitliche Gefahren wegzureden". An zwei festen und einer mobilen Station würden von der FMG im Westen nur Stickoxide, im Osten zusätzlich Feinstaub gemessen, so Herrmann. Diese Messgeräte seien so aufgestellt, dass die Immissionen größtenteils nicht erfasst werden könnten. Komme der Wind aus Westen, werde die Station LHY 4, bei Ostwind die Station LHY 7 nicht tangiert. Bei Südwind werde gar keine Flughafenluft zu den Messstationen getragen. Gerade dann liege das Freisinger Stadtgebiet voll in einer UFP-Wolke. Klar sei, sagte Herrmann, dass bei der momentanen Konstellation der Stationen zur Windrichtung "die tatsächlichen Schadstoffbelastungen nicht gemessen werden, denen Passagiere und Angestellte des Flughafens direkt ausgesetzt sind". Rottmann ergänzte: "Wenn man nichts messen möchte, muss man die Messgeräte genau dort aufstellen, wo sie jetzt stehen." Genauso, sagte Herrmann, werde auch am Flughafen Frankfurt verfahren.

Noch immer nicht beantwortet habe Erich Irlstorfer einen Brief des Bürgervereins, in dem ihm die Belastung mit Ultrafeinstaub in der Region erläutert worden sei, sagte Kendlbacher. In Münchsmünster zur Rede gestellt, habe Irlstorfer erklärt, den Brief an das Gesundheitsministerium weitergeleitet zu haben. "Das reicht nicht", rief Kendlbacher, für einen örtlichen Bundestagsabgeordneten", der dem Gesundheitsausschuss angehöre, sei das zu wenig.

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