In Moosburg findet anlässlich der Befreiung des Kriegsgefangenenlagers Stalag (Stammlager) VII A vor 70 Jahren eine Gedenkwoche statt. Die Initiatoren des 2014 eingetragenen Vereins Stalag Moosburg veranstaltet gemeinsam mit der Stadt von Donnerstag, 23. April, an die Gedenkwoche unter Einbezug der historischen Stätten. Das Motto der Feierlichkeiten lautet "Freiheit. Frieden. Freundschaft". Krieg und Feindschaft können überwunden werden, aus Feinden können Freunde werden, so der zentrale Gedanke der Veranstaltung. Unter den zahlreich geladenen Ehrengästen aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur sind Diplomaten jener Länder, aus denen die einstigen Gefangenen des Straflagers stammten. Die Gedenkwoche beinhaltet verschiedene Thematiken und Vorträge.
Am 23. April wird als erster Programmpunkt die Ausstellung "Menschen im Lager" im Haus der Bildung (VHS) eröffnet. Neben Lageransichten und Gruppenbildern von US-Amerikanern, Italienern oder Rumänen steht das Porträt der vielen unterschiedlichen Menschen aus vielen Ländern im Mittelpunkt. Die Ausstellung wird von musikalischen Darbietungen begleitet und geht bis zum 10. Mai.
Die zweite Ausstellung, ebenfalls vom 23. April bis 10. Mai, zeigt Christine Fößmeier in der Gedenkstätte Oberreit. Es ist die Kunstinstallation "1000". Tausend kleine Gemälde erinnern an die rund 1000 Bestatteten, veranschaulichen die Vielzahl und geben gleichzeitig dem Einzelnen Individualität zurück. Einen Tag später, am 24. April, wird um 20 Uhr in der Gedenkstätte Oberreit mit einer Kranzniederlegung des Krieger- und Soldatenverbandes an die verstorbenen Gefangenen erinnert.
Am Samstag, 25. April, findet die zentrale Gedenkfeier zur Befreiung aus dem Kriegsgefangenenlager (STALAG VII A) statt. Das Lager wurde im September 1939 eingerichtet und zählte bei mehr als 70 000 Gefangene aus zahlreichen Ländern, insgesamt registriert wurden über 150 000. Der Verein Stalag-Moosburg initiierte ein Konzept, das in Zusammenarbeit mit der Stadt eine schrittweise Neugestaltung der Stalag-Gedenkorte vorsieht. Der erste Schritt wurde 2014 realisiert, als die Gedenkstätte Oberreit aufgewertet und in einer Gedenkfeier anlässlich des 75. Jahrestages der Lagererrichtung am 18. Oktober eröffnet wurde.
Von 10 bis 12 Uhr werden Bürgermeisterin Anita Meinelt, Bundestagsabgeordneter Erich Irlsdorfer sowie der US-amerikanische Generalkonsul William E. Moeller an die Befreiung der Kriegsgefangenen durch US-amerikanische Truppen am 29. April 1945 erinnern. Der Wiener Historiker Hubert Speckner wird die Dankesrede halten. Dazu sprechen Moosburger Schüler einen Appell in der Sprache ihrer Herkunftsländer. Abgeschlossen wird die Gedenkfeier mit der Eröffnung der neu gestalteten Gedenkstätte und seiner Namensgebung "Stalag-Gedenkplatz". Es entstand hier eine Stätte mit Schautafeln, um das Gedenken in Wort und Schrift sichtbar zu machen.
Am eigentlichen Jahrestag der Lagerbefreiung, dem 29. April, wird ein besonderer Gast um 20 Uhr einen Gedenkgottesdienst in der Kirche St. Pius am Stalag-Gedenkplatz zelebrieren, Erzbischof Alfons Nossl aus Oppeln in Polen. Der 82-Jährige besitzt als gebürtiger Oberschlesier die polnische wie auch die deutsche Staatsbürgerschaft und wurde für sein Engagement bezüglich des Brückenschlages zwischen Polen und Deutschen mit vielen Preisen ausgezeichnet, unter anderem Deutschen Nationalpreis 2010.
Den Abschluss der Gedenkwoche bildet im Anschluss eine kurze Lichterprozession mit Gebeten und dem anlässlich des Jahrestages komponierten "Stalag-Signal".