Freischwimmer-Festival:Bloß nicht wie Mama

Freischwimmer-Festival: Anna Natt beschäftigt sich dank ihrer Großmutter mit Schönheitsidealen.

Anna Natt beschäftigt sich dank ihrer Großmutter mit Schönheitsidealen.

(Foto: Piotr Rybkowski)

Liebesbeziehungen, Vaterfiguren und andere Familiengeschichten: Unter dem Motto "Family Affairs" ist das Freischwimmer-Festival zum ersten Mal zu Gast in München.

Von Christiane Lutz

Freischwimmer produziert seit einigen Jahren Theaterarbeiten und Performances junger Künstler und zeigt diese in Zürich, Berlin, Wien, Frankfurt und Düsseldorf. Nun fanden das Kulturreferat, das HochX, das Pathos und die Kammerspiele, dass die neunte Ausgabe des Festivals doch auch ruhig mal in München aufgeführt werden könnte. So geschieht es nun. Zwischen 7. und 11. April sind fünf Produktionen zu sehen, die sich unter dem Motto "Family Affairs" zusammenfassen lassen sollen.

Bei "Love Fiction - Human Process Intervention" zum Beispiel, einer Performance der Gruppe Rylon (FFT Düsseldorf), geht es um Liebesbeziehungen, die in wellnessartigen Coachings, durchgeführt an den Zuschauern, zu polyamourösen Verbindungen "enhanced", also optimiert werden sollen. In "Leopardenmorde" (Gessnerallee Zürich) geht das Kollektiv K.U.R.S.K den Spuren kolonialer Vergangenheit in der eigenen Familie nach. Ein Großvater hat in Deutsch-Ostafrika Sisal-Pflanzen gesetzt und machte später NS-Karriere.

Das Kollektiv nimmt die Notizen dieses Großvaters, um damit den Blick zu untersuchen, mit dem die Gesellschaft heute "die Afrikaner" betrachtet. Um Vaterfiguren geht es in "The Father Care Piece Piece" von Veza María Fernández Ramos (Brut Wien). Die Künstlerin arbeitet mit drei Choreografen und Regisseuren, die selbst Väter sind - und ihr Vater sein könnten. Es geht um Hierarchie, um Missbrauch, um Vorbilder und eine mögliche Umdeutung gängiger Vorstellungen der Vaterfigur.

Mit ihrer Großmutter hat sich Anna Natt auseinandergesetzt. Diese hatte ihr als Kind nämlich beibringen wollen, wie sich eine "richtige Dame" zu verhalten habe und warum es weh tun müsse, schön zu sein. Ihre Tanzperformance "Dame Gothel... it hurts to be beautiful" (Sophiensaele Berlin) beschäftigt sich mit der Frage nach dem Preis der Schönheit. Aus dem Mousonturm Frankfurt ist "Wie wir es wollen" des Kollektivs Scripted Reality zu Gast, bei dem das Publikum selbst mitspielen muss. Ein "Lehrstück-Happening in postapokalyptischem Soap-Setting" soll das werden, im Zentrum die lang abgesetzte Vorabend-Serie "Marienhof".

Freischwimmer, Freitag, 7. April bis Dienstag, 11. April, verschiedene Orte in München, Infos unter freischwimmer-festival.com

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